„Ich habe euch Freunde genannt“

Kommentar zum Studienartikel WT April 2020  „Ich habe euch Freunde genannt“ Joh. 15:15

Die Freundschaft zu Jesus mag ein ehrenwertes Ziel sein, doch wahrscheinlich wird es einen altgedienten Zeugen erstaunen, dass er im Wachtturm zur Freundschaft mit Jesus aufgefordert wird. Wurden Jehovas Zeugen nicht ständig ermahnt, Freunde Jehovas zu werden? Nun gut, das eine schließt das andere ja nicht aus, mag er denken.

Aber dennoch, ich wurde sofort misstrauisch, als ich den Titel des Artikels las. Welches Ziel verfolgt der Autor der WTG damit? Geht es tatsächlich um unsere Beziehung zu Jesus Christus oder möchte man die Behauptungen der “Abtrünnigen” bzg. unseres angeblich distanzierten Verhältnisses zu ihm ad absurdum führen?

Warum bin ich so misstrauisch? Nun, ich erinnere mich noch gut an das Buch: “Der größte Mensch der je lebte“, endlich ein Buch – so hoffte ich – welches die Rolle Jesu hervorhebt. Denn in der Wachtturmliteratur wurde die Position Jesu nicht nur vernachlässigt, sondern regelrecht demontiert.

Dazu erinnere ich mich an ein Schlüsselerlebnis, welches mir bestätigte, dass Jesus Christus im Glaubensleben eines Zeugen Jehovas wirkliche keine Rolle spielt. In einem öffentlichen Vortrag wurde die Frage behandelt, wie man sein Verhältnis zu Jehova Gott verbessern könne, ein Thema, das geradezu danach schreit, die Stellung Jesus Christi zu würdigen. Doch die Disposition der WTG kam tatsächlich völlig ohne Bezug auf ihn aus und so konnte der Vortrag nur eine Luftblase sein.

“Moment”, werden Jehovas Zeugen jetzt einwenden, ” … der Sklave betont immer wieder die Wichtigkeit Jesu Christi für unsere Rettung.” Ja, Jehovas Zeugen werden immer wieder daran erinnert, dass es ohne Jesus keine Erlösung geben wird, aber das sind nur täuschende Worte, die im Kontext eines jeden WT-Artikels immer wieder relativiert werden. Und so schließt auch dieser mit der Aussage: „Das Wertvollste überhaupt ist unser enges persönliches Verhältnis zu Jehova.”

Wenn wir glauben, dass wir nur durch Jesus dem Zorn Gottes entgehen, dann hat Jesus den zentralen Part in unserem Glaubensleben, etwas was nicht nur die WTG definitiv verhindern möchte, sondern Satan selbst. So ist dieser Artikel nur ein weiterer Täuschungsversuch, genau wie damals das neue Buch „Der größte Mensch“ und verfolgt nur ein Ziel: Er soll die Leser auf die zentrale Stellung Jehovas und seine Organisation einschwören, Zitat:

„Um Jehova kennenzulernen, müssen wir uns also unbedingt mit dem Leben von Jesus beschäftigen. Je mehr wir über Jesus erfahren, desto stärker wird unsere Liebe zu ihm. … Freundschaft mit Jesus führt zu Freundschaft mit Jehova.“

 Offensichtlich dient das Thema des Artikels nur als Vehikel, um die „Freundschaft“ zu Jehova zu betonen. Aber dies ist eine Verdrehung der tatsächlichen christlichen Botschaft. Im gesamten Neuen Testament wird nicht von einer Freundschaft zu Gott, als Weg der Rettung, gesprochen und auch nicht von einer Freundschaft zu Jesus. So muss der Artikel „Herausforderungen“ konstruieren die es so nicht gibt, um unser Verhältnis zu Jesus zu relativieren, Zitat Abs. 2:

„EINE enge Freundschaft beginnt damit, dass man Zeit miteinander verbringt. Aber wir sind Jesus nie persönlich begegnet“.  

Richtig, von daher ist die Frage berechtigt, ob wir uns überhaupt durch die Worte Jesu in Joh. 15:15 angesprochen fühlen müssen? Dort nennt Jesus seine anwesenden Jünger „meine Freunde“. Ihnen hatte er persönlich alles anvertraut, was er vom Vater gehört hat. Zitat weiter: 

„Auch viele Christen im 1. Jahrhundert kannten Jesus nicht persönlich. Trotzdem konnte Petrus sagen: „Obwohl ihr ihn nie gesehen habt, liebt ihr ihn. Obwohl ihr ihn jetzt nicht seht, glaubt ihr doch an ihn“ (1. Pet. 1:8). Es ist somit möglich, eine enge Freundschaft zu Jesus aufzubauen, ohne ihm persönlich begegnet zu sein.“

Hier haben wir wieder ein typisches Beispiel, wie die WTG Texte aus dem Zusammenhang reißt, um unzutreffende Behauptungen aufzustellen. Wie kommen die Autoren dazu, die Worte von Petrus als Beleg dafür zu deuten, dass jeder eine Freundschaft zu Jesus entwickeln könne, auch wenn er ihn persönlich nicht gekannt hat? Was bringt die Schreiber der WTG dazu, unsere Liebe und unseren Glauben an Christus auf eine Freundschaft zu reduzieren? Alle Apostel und Jünger Jesu sprachen von Liebe und Glauben, als Grundlage unserer Rettung, nicht von einer Freundschaft. Das ist in diesem Artikel bereits der erste Hinweis, wie unser Verhältnis zu Christus durch die WTG demontiert wird und wir in eine falsche Richtung geführt werden sollen.

Im Abs. 3. wird dann eine weitere Herausforderung konstruiert, um zu zeigen, dass eine Freundschaft zu Jesus zwar wünschenswert, aber schwer herzustellen ist, weil  Zitat:

„ … wir mit Jesus nicht sprechen können“. 

Wie bitte? Wir können mit Jesus nicht sprechen, weil er im Himmel ist? Wir können doch auch zu unserem Gott und Vater sprechen. Das Neue Testament ist voll von Beispielen, die zeigen, dass Männer und Frauen mit Jesus sprachen, auch als er schon nicht mehr bei ihnen, sondern im Himmel war, z. B. Apg. 7:59,60:

„ … und Stephanus rief den Herrn an und sprach: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!  Er fiel auf die Knie und schrie laut: Herr Jesus, rechne ihnen diese Sünde nicht an!“ 

Oder ist es eher so, dass die Verantwortlichen der WTG nicht wollen, dass wir mit Jesus sprechen? Ja, sie wollen uns nicht nur verbieten, zu Jesus zu beten, sie wollen auch verhindern, dass wir uns ihm mitteilen. Sie fordern uns zwar auf, eine Freundschaft zu ihm herzustellen, aber ohne mit ihm zu sprechen. Das ist wirklich ein Problem. Ein von der WTG konstruiertes, Abs. 3, Zitat: 

„Wenn wir beten, teilen wir unsere Gedanken (nur) Jehova mit. Wir beten zwar im Namen Jesu, aber wir richten unsere Gebete nicht an ihn. Und Jesus möchte auch nicht, dass wir zu ihm beten. Warum nicht? Das Gebet ist eine Form der Anbetung, und die steht nur Jehova zu (Mat. 4:10). Aber unsere Liebe zu Jesus können wir dennoch zeigen.“

Ok, fassen wir zusammen: Wir werden aufgefordert, Freunde Jesu zu werden, behauptet wird gleichzeitig aber, dass wir mit Jesus nicht sprechen können und dürfen. Wo in der Bibel steht, dass wir, als seine Nachfolger, das nicht dürfen? Warum sollte man an Jesus keine Gebete richten dürfen? Er ist unser Erlöser und wir sollen weder mit ihm sprechen, noch Gebete an ihn richten dürfen? Obendrein ist der Artikel in dieser Frage widersprüchlich, Zitat Abs. 6:

„Jesus sagte zu seinen Aposteln: „Worum auch immer ihr in meinem Namen bittet, das werde ich tun“. (Joh. 14:13) Auch wenn es Jehova ist, der unsere Gebete hört und beantwortet, hat er Jesus die Macht gegeben, seine Entscheidungen umzusetzen.“

??? Was soll diese verwirrende Aussage? Was soll man daraus schlussfolgern? Nur Jehova kann unsere Gebete hören und erfüllen, Jesus kann oder darf sie nicht hören und auch nicht erfüllen, ohne Zustimmung des Vaters? Ist Jesus, was unsere Gebete betrifft, taub? Warum zitiert die WTG nur den Vers 13 und nicht auch den Vers 14 von Johannes Kapitel 14, wo Jesus sagte:

Was ihr mich also in meinem Namen bitten werdet, das werde ich tun.“

Weil dieser Vers nicht in das Konzept der WTG passt. Deshalb wird er einfach nicht erwähnt. Jehova ist alles und Jesus Christus nur der ausführende Befehlsempfänger. Dazu passt dann auch die folgende Aussage, Zitat: „Und Jesus möchte auch nicht, dass wir zu ihm beten“. 

An welcher Stelle hat Jesus gesagt, dass er nicht möchte, dass wir zu ihm sprechen oder ihn um etwas bitten? Im Abs. 5 wird betont, dass Christen die Rolle Jesu richtig einordnen müssen, Zitat:

„Wie die Christenheit maßen auch die ersten Bibelforscher der Liebe zu Jesus irrtümlicherweise mehr Bedeutung bei als ihrem Verhältnis zu Jehova. Ab 1919 erkannten sie jedoch, dass Jehova und ihr Verhältnis zu ihm der Mittelpunkt ihrer Anbetung sein sollte. … Wir dürfen die Liebe zu Jesus weder über- noch unterbewerten (Joh. 16:27).“

 

Richtig, die Liebe zu Jesus darf weder über- noch unterbewertet werden und in Konkurrenz stehen. Doch genau mit diesem Artikel wird die Liebe zu Jesus unterbewertet. Für die Christen damals war Jesus von Anfang an der Mittelpunkt ihres Glaubenslebens. Paulus schrieb an die Philipper 1:2: Denn Christus ist mein Leben“, und diese Einstellung hatten alle Christen. Wärend die WTG eine Konkurrenz zwischen Gott und seinem Sohn konstruiert, hatten die ersten Christen kein Problem damit, sowohl zum Vater, als auch zum Sohn zu beten. Weiter Informationen zu dieser Frage: HIER

Die WTG postuliert übrigens in diesem Artikel die Unwahrheit, wenn behauptet wird, dass ab 1919 erkannt wurde, dass nur Jehova der Mittelpunkt ihrer Anbetung sei. Denn noch bis Anfang der 1950er-Jahre haben Jehova Zeugen selbst zu Jesus gebetet und das aus gutem Grund. Und das, obwohl Zeugen Jehovas und auch die Bibelforscher seit jeher die Dreieinigkeit abgelehnt und Jesus noch nie als den Allmächtigen angesehen haben. Dennoch bereitete es ihnen kein Problem, auch Gebete an Jesus zu richten.

In der Charta der Watchtower Bible and Tract Society von 1945 steht bezüglich des Zwecks dieser Organisation: „Für die öffentliche, christliche Anbetung des allmächtigen Gottes und Christi Jesu einzutreten.” Erst ein paar Jahre später kam man zu der Ansicht, dass Jesus nicht mehr angebetet werden darf. Auf die Frage „Sollten wir Jesus anbeten?” lautete die Antwort, Zitat Wachtturm vom 15.2.1954:

„Da Jesus Christus keine trinitarische Teilperson Gottes, des Vaters, ist, sondern eine Person für sich, nämlich der Sohn Gottes, muss die Antwort auf die obige Frage sein, dass dem jetzt im Himmel verherrlichten Jesus Christus keine besondere Anbetung gezollt werden soll. Unsere Anbetung gebührt alleine Jehova Gott. (w1954)”

Da hat Jesus aber lange gebraucht, um seinem angeblich im Jahre 1919 ernannten “treuen und verständigen Sklaven” mitzuteilen, dass die Anhänger der Glaubensgemeinschaft jahrzehntelang Götzendienst betrieben haben, als sie zu ihm beteten. 35 Jahre lang war es Jesus offenbar egal, dass sie ihn anbeteten.

Aber nicht genug, die Anbetung Jesu stand bis ins Jahr 1999 immer noch in der Charta und gemäß dieser Charta bestand der Zweck der Wachtturm-Gesellschaft, wie wir bereits gelesen haben, u. a. darin, die Anbetung Jesu zu fördern. Nun erklären sie: Nicht der Allmächtige und Jesus sollten angebetet, sondern nur der Allmächtige durch Jesus. An dieser Stelle kommen wir nicht umhin, auf Philipper 2:6-9 zu verweisen: 

„Er, Christus, erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode. Darum hat ihn Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist, und dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden sind, und alle sollen bekennen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.”

Und Hebräer 1:6:

„ … wenn er den Erstgeborenen einführt in die Welt, sollen ihn alle Engel Gottes anbeten“.

Diese Verse versucht die WTG mit dem Hinweis zu entkräften, dass das griechische Wort, das hier mit „anbeten“ übersetzt wird, lediglich „huldigen“ bedeute. Richtig ist: Es bedeutet beides. Zwischen “huldigen” und “anbeten” macht die Bibel keinen Unterschied.

Ja, Christen müssen die Rolle Jesu richtig sehen. Aber dazu gehört, dass wir verstehen, dass sich der Vater uns durch den Sohn geoffenbart hat. Jesus spiegelte die Eigenschaften seines Vaters vollkommen wider und zeigte uns, wie Gott wirklich ist. Er sagte zu seinen Jüngern: „Wer mich gesehen hat, hat auch den Vater gesehen“. Und richtig ist auch: Um Gott kennenzulernen, müssen wir uns mit dem Leben von Jesus beschäftigen und der Weg zum Vater führt über Jesus.

Zitat Abs. 6: „Eine Freundschaft mit Jesus ist nötig, damit unsere Gebete erhört werden. Dazu gehört jedoch mehr, als unsere Gebete formelhaft mit „im Namen Jesu“ zu beenden.”

Steht das so in der Bibel? Nein, dort lesen wir: Um zu Gott beten zu dürfen, ist Liebe und Vertrauen nötig, nicht eine Freundschaft, sonst wäre das ja irgendwo erwähnt. Die Organisation fügt wieder einmal ihren eigenen Spin zu den Aussagen der Bibel hinzu. Außerdem: Werden nicht alle Gebete, in den Gemeinden der Zeugen Jehovas, formelhaft mit „im Namen Jesu“ beendet, genauso, wie es in diesem Artikel kritisiert wird? Tatsächlich sieht es so aus, als ob diese Formel der einzige Beweis von Jehovas Zeugen für eine Freundschaft zu Jesus ist. Zitat Abs. 7:

Nur wer eine enge Freundschaft mit Jesus hat, wird aus seinem Loskaufsopfer Nutzen ziehen.Woher wissen wir das? Jesus sagte, dass er „sein Leben für seine Freunde gibt“ (Joh. 15:13).

Woher nimmt die WTG die Erkenntnis, dass wir nur als Freunde Jesu Nutzen aus seinem Opfer ziehen können? Gemäß Johannes 15:13 soll Jesus das gesagt haben? Das steht da aber so nicht, sondern wir lesen:

„Die größte Liebe beweist der, der sein Leben für seine Freunde gibt.“

Ja, das hat Jesus getan. Aber mit keinem Wort deutet Jesus an, dass er sein Leben exklusiv nur für seine Freunde gab. Kein Text aus der Bibel lässt diesen Schluss zu, im Gegenteil: Er war auch bereit, für seine Feinde zu sterben. Nicht Freundschaft ist die Grundlage unserer Rettung, sondern Glaube und einsichtige Reue. Erstaunlich, was die WTG-Autoren alles in Johannes 15:13 hineininterpretieren.  

Der WTG-Artikel reduziert den Nutznieß des Opfers Jesu bewusst auf den Begriff „Freundschaft“. Das kann man nur als boshafte Bibelverdrehung bezeichnen. Es geht um Glauben und Reue, nicht um Freundschaft. Und wer jetzt argumentiert: Wer an Jesus glaubt, muss auch sein Freund sein, dem sei gesagt, dass es sich hier um eine Interpretation der WTG handelt. Wer an Jesus glaubt wird Teil der Familie Gottes, aber kein Freund der Familie. Hier einige Bibelverse die belegen, dass JEDER der an den Sohn glaubt, das ewige Leben hat:

„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben (Johannes 5:24)“.

„Denn das ist der Wille dessen der mich gesandt hat, dass, wer den Sohn sieht und an ihn glaubt, das ewige Leben habe (Johannes 6:40)“.

Siehe auch: Joh. 10:28, Joh. 16:27

Freundschaft mit Jesus – wie und wodurch? 

Doch kommen wir nun zu der entscheidenden Frage: Was versteht der WTG-Autor unter Freundschaft mit Jesus? Was muss man überhaupt tun, um als „Freund Jesu“ zu gelten? Zitat Abs. 8,9:

„Gemäß Johannes 15:4,5 ist dies möglich (ein Freund Jesu zu werden), wenn wir mit ihm verbunden bleiben.“ 

Das ist richtig, die Verbindung zu Jesus ist wichtig, macht uns aber nicht zu Freunden Jesu. Und wann und wodurch bleibt man nach Ansicht der WTG-Autoren mit Jesus verbunden? Zitat Abs. 8:

Wir haben die schöne Möglichkeit, beim Predigen der guten Botschaft vom Königreich mit Jesus zusammenzuarbeiten. … Er sieht und schätzt deine Bemühungen, möglichst vielen zu helfen, ihn und seinen Vater kennenzulernen. (Lies Johannes 15:4, 5.)“

Also, warum überrascht mich diese Antwort nicht mehr? Das Allheilmittel zur Rettung ist mal wieder der Predigtdienst. Man kann diesem von der WTG gepredigten Jehova hauptsächlich gefallen, wenn man eifrig verkündigen geht. Aber es werden uns noch vier weitere Möglichkeiten angeboten, die zur Freundschaft mit Jesus führen:

Erstens: „ … ihn besser kennenlernen.“ O.k., die Berichte über das Leben Jesu helfen auf dem Weg des Lebens Liebe und Respekt für ihn zu entwickeln.

Auch der zweiten Möglichkeit könnte man zustimmen, wenn man nicht wüsste, dass es der WTG weniger um das Denken und Handeln Jesu geht, als vielmehr um ihr Denken und ihre Erwartungen an Christi Nachfolger, wenn getönt wird: „Jesus lag mehr daran, anderen zu helfen, als das zu tun, was ihm gefiel.“ Damit will man uns sagen: „Sei wie Jesus nur für die Menschen da, indem du ihnen predigst“.

Dritte Möglichkeit, Zitat Abs. 12: „Unterstütze die Brüder von Christus. Jesus betrachtet das, was wir für seine gesalbten Brüder tun, so, als würden wir es für ihn tun (Mat. 25:34-40).“

Mit den „gesalbten Brüdern Christi“ sind natürlich hauptsächlich die Glieder der leitenden Körperschaft gemeint und die große Masse der Zeugen kann sich die Freundschaft zu Gott und Jesus erarbeiten, indem sie diese Klasse unterstützt. Und wie? Dreimal darfst du raten, Zitat:

„Wir unterstützen die Gesalbten hauptsächlich dadurch, dass wir Jesu Auftrag ausführen und uns beim Predigen voll einsetzen. Dieses weltumspannende Werk können Christi Brüder nur mit der Hilfe der „anderen Schafe“ bewältigen (Joh. 10:16). Gehörst du zu den anderen Schafen? Dann zeigst du jedes Mal, wenn du im Predigtdienst bist, nicht nur deine Liebe zu den Gesalbten, sondern auch zu Jesus.“

Na sowas, „die Gesalbten können ihren von Jesus erhaltenen Auftrag nur erfüllen, wenn sie von den „Freunden Jesu“ Unterstützung erhalten. Nun, da wollen wir doch erst einmal nachfragen, wo das jetzt wieder in der Bibel steht?

Angeblich finden wir es in Joh. 10:16. Dumm nur, dass da nichts dergleichen  geschrieben steht. Wir lesen hier zwar etwas von anderen Schafen, die Jesus zu einer einzigen Herde, unter einem einzigen Hirten sammeln wird, aber mit keinem Wort finden wir hier, dass der Auftrag Jesu, ohne die Mithilfe der anderen Schafe, zum Scheitern verurteilt ist. Wieder eine typische Rösselsprungexegese.

Auch der angeführte Text aus Math. 28:19 liefert für diese Behauptung keinen Anhaltspunkt, im Gegenteil, hat Jesus gemäß Math. 28:19 seinen Brüdern nicht versprochen, „ … habt keine Angst ich bin allezeit bei euch, denn mir ist alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben worden“?  Und nun sollen die gesalbten Brüder Jesu, ohne die Hilfe der angeblichen „Freunde Jesu“, nicht in der Lage sein, diesen Auftrag zu erledigen? Lächerlich. Aber keine Sorge, es kommt noch schlimmer, Zitat Abs. 13: 

„Wir machen uns Jehova und Jesus auch dadurch zu Freunden, dass wir das Werk, das sie leiten, finanziell unterstützen. So … können Gebäude, die der wahren Anbetung dienen, gebaut und instandgehalten werden. Das alles sind Möglichkeiten, (als Freunde Christi) die Brüder von Christus zu unterstützen.“

Noch einmal deutlich: Jesus ist, nach eigenen Worten, mit aller Macht ausgestattet und nun braucht er für sein Werk unsere finanzielle Unterstützung? Finanzielle Unterstützung für die Bauprojekte braucht wohl alleine die WTG.

Und nun zu der vierten Möglichkeit, sich als Freund Jesu zu erweisen, Abs. 14, Zitat:

„Trag die Entscheidungen der Christenversammlung mit. Wir stärken unsere Bindung zu Jesus, dem Haupt der Versammlung, wenn wir mit den Brüdern zusammenarbeiten, die uns liebevoll anleiten, (der leitenden Körperschaft und den Ältesten der Versammlung).“

Soso. Wir stärken unsere Bindung zu Jesus über unsere Zusammenarbeit mit den Gesalbten. Über die Gesalbten kommen wir zu Jesus und über Jesus zu Gott, will man das damit ausdrücken? Speziell die Entscheidung der leitenden Körperschaft, Versammlungen weltweit aufzulösen oder zusammenzulegen, die Königreichsäle zu verkaufen, um die verbliebenen Königreichssäle effektiv zu nutzen, sollte ohne Murren akzeptiert werden, Zitat Abs. 14: 

„Zum Beispiel wird versucht, alle Königreichssäle bestmöglich zu nutzen. Dafür wurden Versammlungen zusammengelegt und Gebietsgrenzen angepasst. So konnte eine große Menge Spendengelder gespart werden.Allerdings bedeutete das für manche auch eine gewisse Umstellung. Diese treuen Verkündiger waren vielleicht schon viele Jahre mit ihrer Versammlung verbunden und die Brüder und Schwestern dort.“

Die Frage ist: Warum müssen Versammlungsstätten effektiv genutzt werden? Die Vergangenheit hat gezeigt, dass jede kleine Gemeinde in der Lage war, sich ihre Versammlungsräume, gemäß ihren Möglichkeiten, selbst zu besorgen, zu erhalten und zu finanzieren. Haben die ersten Christen etwa auch durch effektive Nutzung der Versammlungsräume ihre Freundschaft zu Jesus gefestigt? Die Unzufriedenheit unter den Zeugen muss groß sein, wenn gefühlt alle paar Monate erwähnt werden muss, dass die Entscheidungen der „Brüder Christi“ mitzutragen sind, auch wenn es gewisse Unannehmlichkeiten mit sich bringt. 

Diese treuen Verkündiger, die vielleicht schon viele Jahre mit ihrer Versammlung verbunden waren und nun weitere Wege auf sich nehmen müssen, um Geld zu sparen, obwohl sie keine Geldnot hatten, diese Nörgler sollen endlich mal die Klappe halten. Da würde sich Jesus angeblich sehr freuen, aber nicht, dass ihr aufhört zu spenden, Jesus freut sich über jeden Cent. Zitat: „So konnte eine große Menge Spendengelder eingespart werden“.

Schön und gut, aber wofür werden die eingesparten Spendengelder nun wirklich eingesetzt? Diese Frage sollte in einem gesonderten Thema beantwortet werden.

Quintessenz: Dieser Artikel ist mal wieder ein Meisterwerk der Täuschung und Verdummung. Vordergründig geht es angeblich um das Verhältnis zu Jesus Christus, um der Zeugenschar weiszumachen: „Seht her! Jesus ist für uns eine wichtige Person. Die Abtrünnigen haben mit ihrer Behauptung unrecht“.

In Wirklichkeit aber geht es um die sich immer wiederholende Aufforderung zu mehr Predigtdiensteinsatz und erhöhte Spendenbereitschaft. Und was die Rolle Jesus Christus betrifft: Alles beim Alten, er ist und bleibt nach Ansicht der WTG nur ein Handlanger Jehovas. Und ganz wichtig: Hütet euch davor mit ihm zu sprechen!

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Schön analysiert. — Wer Jesus wirklich liebt und ihm vertraut, dem wird er aus der Gefangenschaft und Verblendung helfen. Liest man dann Matthäus 25:31-46 ohne die Wachtturm-Brille, versteht man plötzlich, um wen es sich bei den „Schafen“ in Jesu Gleichnis von den Schafen und Böcken sowie seinen „Brüdern“ handelt. Tatsächlich werden nämlich in diesem Gleichnis nicht Christen in zwei Klassen geteilt, wie es aber die JW.ORG lehrt. Sie sagt: in Schafe (die große Volksmenge) und in die Brüder Christi (die Gesalbten). Vers 32 ist hierbei der Schlüsselvers: Die heidnischen „Völker“ – also Nichtchristen – sind es, die in „Schafe“ und… Weiterlesen »

Lieber Bruder, danke für deinen wegweisenden Artikel. Johannes 14: 14 ist in der Lutherbibel so angegeben wie du es zitierst. In der NWÜ findet man diese Version nur noch in der Fussnote. In der neuen NWÜ ist Vers 14 eine Variante bzw. Wiederholung von Vers 13. LG Jane

,,So konnte eine große Menge Spendengelder gespart werden.”
Werbung kostet Geld. Oder gilt das als Predigtdienst ?
https://m.youtube.com/watch?v=8yAxdra8F9Qmin 0:47
https://m.youtube.com/watch?v=st40f9RUteEmin 1:06

Ihr Lieben, auch hier (wie anderswo und immer bei der WTG) gilt: Speise zur RECHTEN Zeit – “recht” für wen? Na, für die Org natürlich. Wann und wo immer es ihr gerade unter den Nägeln brennt (und das ist ein nie verlöschendes Dauerfeuer), gibt sie entsprechende Weisungen aus, um die Herde auf Spur zu halten, was offensichtlich immer schwieriger wird. Es darf davon ausgegangen werden, dass aufgrund der (dank der Freiheit des Internets) immer deutlicher hervortretenden Wahrheit über “Die Wahrheit” immer mehr bis dato im Tunnelblick nur auf die Org starrenden JZ eine Ahnung erwächst, dass die ihnen von “der… Weiterlesen »

Lieber Bruder, bei uns in Nürnberg regnet es seit Tagen und alles ist grau und trist. Wie auferbauend und informativ dagegen dein von Herzen geschriebener Artikel! Ich danke dir sehr dafür!!! Dadurch wurden alle Regentröpfchen “bunt”. : ) Ich möchte nachher mit allen hier teilen, was mir das Lesen des Kolosserbriefes an Freude und Kraft brachte… Lieber Bruder: Mir gefiel der Gedanke, dass weder Stephanus, noch die Brüder und Schwestern in Korinth Abtrünnige waren, weil sie zu Jesus flehten in ihrer Not! Auch Paulus war kein Abtrünniger, wenn er die Gläubigen lobt und ermuntert mit den Worten: ” Gott hat… Weiterlesen »

Danke, lieber Bruder, für den schönen Artikel. Ich habe von klein auf eine tiefe Liebe und Verbundenheit zu Jesus, da ich außerhalb der org aufgewachsen bin. Das geht natürlich weit über den Begriff der Freundschaft hinaus. Was ist das Wichtigste für eine lebendige, herzliche Freundschaft? – Natürlich die Kommunikation! Ich genieße es, mit meinem besten Freund über gemeinsame Themen zu diskutieren. Natürlich trinken wir auch was, aber ich komme nicht deswegen zu ihm. Primär geht’s um den Gedankenaustausch. Ab und zu helfen wir einander, aber wir haben keine gemeinsamen Ziele. Er hat seinen Beruf, ich meinen. That’s it. Wenn jetzt… Weiterlesen »

Liebe Freunde, danke für den Artikel. Man muss sagen: die Analyse kann jede Woche erfolgen – sowohl für den öff. Vortrag als auch für das WT-Studium: es ist egal, welche Überschrift benutzt wird, welches Thema angeblich abgehandelt wird – das Strickmuster ist immer das Gleiche: Die Welt ist schlecht, Gott macht bald alles besser – geht predigen. Beteiligt euch nicht an der “Welt”, denn die wird bald vernichtet – geht predigen. Das ist die Botschaft, die immer und immer wieder an die Gläubigen gerichtet wird – so funktioniert die Org. Predigen, bauen, spenden – im großen Konzern WTG. Die Religion… Weiterlesen »

Derzeit gibt es 8.000 bestätige Coronafälle in Italien. Bei einem Einwohner/Verkündiger Verhältnis von 1:250 macht das mathematisch 32 Fälle bei Zeugen Jehovas. Wie bei anderen Problemen gibt es natürlich auch hier noch zusätzlich eine enorme Dunkelziffer. Allein gestern (Montag) sind 103 CoV Patienten in Italien verstorben. Daher meine Frage: Wie geht die Sekte in Italien mit der Ansteckungsgefahr um?

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