„Da fiel ein großer Stern vom Himmel, der wie eine Fackel brannte. Und er fiel auf ein Drittel der Flüsse und Wasserquellen. … Da wurde ein Drittel des Wassers bitter. Viele Menschen starben durch das Wasser, denn es war ungenießbar geworden.“ (Offb.8:10, 11)
Jesus wollte einen freien, ungeheuchelten Glauben, keinen Wunderglauben. Er wollte die freiwillige Liebe und nicht den sklavischen Angstgehorsam. Er wollte den freien Christenmenschen, der in eigener und selbstgewählter Verantwortung lebt. Er wollte nicht, dass andere Menschen im Namen Gottes oder des Christus über seine Jünger herrschen.
Jesus wollte die Herrschaft der Liebe, der Barmherzigkeit und des Geistes Gottes. Er hatte alles verabscheut, was Angst, Furcht und Zittern vor einer menschlichen Macht erzeugt. Er wollte das Gewissen frei halten von Bevormundung und Manipulation. Es sollte ein heiliger Ort sein, in dem der Einzelne Gott begegnet.
„Dich werden wir nicht mehr zu uns lassen“
Einen Jesus, wie er sich selbst in der Bergpredigt und seinem irdischen Leben als Mensch manifestierte, kann keine Kirche oder religiöse Organisation dulden! Zu groß ist der Gegensatz zwischen den Forderungen und dem Vorbild des Menschensohns und den Machtansprüchen der Kirchen und ihrem Verhalten. Der authentische Jesus ist eine ständige Mahnung für sie. Er ist in höchstem Maße unbequem, denn in seinen Lehren verurteilt er sie! Er ist für die Machtansprüche gefährlich, denn er befreit seine Nachfolger, wenn sie auf ihn hören. Die Kirchen müssen seine Lehre fürchten, denn sie untergräbt ihre Macht über Menschen.
Ein Großinquisitor, der Jesus in seiner Gewalt hat, kommt bei F. Dostojewski im Roman Die Brüder Karamasowzu Wort und sagt zu ihm:
„Sie werden uns anstaunen und für Götter halten, weil wir uns an ihre Spitze stellen, bereit, die Freiheit zu ertragen, vor der sie Angst haben, und über sie zu herrschen, – so schrecklich wird es ihnen schließlich vorkommen, frei zu sein. Aber wir werden sagen, wir seien dir gehorsam und herrschen in deinem Namen. Aber wir werden sie wieder täuschen, denn dich werden wir nicht mehr zu uns lassen. In dieser Täuschung wird jedoch auch unser Leiden liegen; denn wir werden gezwungen sein zu lügen.
Ich sage dir, der Mensch kennt keine quälendere Sorge, als jemand zu finden, dem er so schnell wie möglich das Geschenk der Freiheit übergeben kann, mit der er, dieses unglückliche Geschöpf, geboren wird. Aber nur der bekommt die Freiheit der Menschen in seine Gewalt, der ihr Gewissen beruhigt.“
Was Dostojewski in der Rede des Großinquisitors skizziert, ist die Methode, Christus aus dem Leben der Kirchenmitglieder zu löschen. Aber warum hat diese Methode so grandiosen Erfolg gehabt?
„Und mein Volk liebt es so!“ (Jer. 5:31)
Jede Gruppe hat die Fähigkeit, eine eigene Dynamik zu entwickeln. Diese Dynamik wird von den Mitgliedern getragen und verstärkt. In einer Gruppe kann man viel leichter beeinflusst werden, als wenn man selbständig und allein wäre. Die eigene Objektivität geht verloren, wenn man unter Gruppenzwang gerät. Der Einfluss der Gruppe macht blind für dieses System, in dem sich Menschen zu Herrschern machen.
Innerhalb der Gruppe herrscht Einförmigkeit, die kaum jemand zu stören wagt, denn die Angst davor, als Abweichler oder Außenseiter zu gelten, zwingt zur Anpassung. Anpassung macht einförmig. Das größte Gefängnis für den menschlichen Geist ist die Furcht, die Anerkennung der Masse zu verlieren oder schief angesehen zu werden.
In einer Gruppe stellt sich immer jemand an die Spitze und gibt mit der Zeit den Ton an. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn es um anerkannte, edle Tugenden ginge. In diesem Fall könnte man sich in der Gruppe gegenseitig zur Liebe und zu guten Taten anreizen (Hebr. 10:24). Aber es geht schlecht aus, wenn machthungrige Menschen die Führung übernehmen. Es geht schlimm aus, wenn sich die Führung dem Geist des Bösen ausliefert. Und wenn die Führung herrschen will, dann geht es nicht mit der Hilfe Jesu, sondern nur mit der Hilfe des Teufels, denn Jesu Lehre lässt sich nicht dazu verwenden. Da muss man schon unbiblische Sonderlehren einführen und für verbindlich erklären. Dann ist man gezwungen zu lügen.
In einer Gemeinschaft kann die Wirkung des heiligen Geistes verhindert werden, wenn es in ihr Menschen gibt, die sich als Vermittler (Papst, „Kanal zum Verständnis der Bibel“, „Leitende Körperschaft“ oder „Treuer und verständiger Sklave“) verstehen. Diese Menschen bilden sich ein, immer im Recht zu sein. Sie stellen ihre Meinung als allein richtige dar. Sie setzen sich nötigenfalls mit Gewalt (Androhung von Ausschluss), Lüge und Täuschung durch. Ihre Autorität leiten sie scheinbar aus der Bibel ab. Sie erfinden Zusammenhänge, die es in der Bibel nicht gibt.
Ich möchte hier nur auf die Erfindung des „treuen und verständigen Sklaven“ hinweisen: Jesus hat eins von verschiedenen Gleichnissen erzählt, die alle die christliche Wachsamkeit in einer vom Satan beherrschten Welt deutlich machen sollen. Mehr nicht! Aber die WTG macht daraus eine Prophezeiung und behauptet, Jesus hätte eine Gruppe von Menschen ausgewählt und autorisiert, die die Aufgabe hätte, „geistige Speise“ auszuteilen. Aber Jesus hat in seinen Gleichnissen niemand dazu autorisiert über seine Nachfolger zu herrschen, wie es die WTG mit ihrem „Theokratischen Gesetz“ macht.
Der Apostel Paulus (auch Petrus und Johannes) sah sich und andere nur als Mitarbeiter Christi, die an der Glaubensfreude ihrer Geschwister arbeiten sollten. Die Herrschaft über Menschen lehnte er ab (2. Kor. 1:24; 1. Petr. 5:1-3). Damit folgten die Apostel den klaren Anweisungen Jesu. Warum folgt die WTG ihnen nicht?
Der Fall „Israel“ in der Erfahrung Jeremias
Die schlechte religiöse Situation in Israel hatte eine wichtige Ursache:
„Es ist die Folge ihres Denkens, denn sie haben nicht auf meine Stimme gehört.“ (Jer. 6:19)
Der zweite Fehler war ein eingebildetes Vertrauen, das durch falsche Propheten genährt wurde. Die Juden fühlten sich trotz ihrer Gott verletzenden Taten sicher, denn sie sagten:
„Das hier ist der Tempel Jehowahs!“ (Jer. 7:4) „Wir haben doch Jehowahs Gesetz!“ (Jer. 8:8)
Damit wollten sie ausdrücken, dass alles in Ordnung sei, weil der Tempel Gottes bei ihnen wäre. Sie waren stolz darauf das Gesetz Gottes zu „haben“. Ihre Führer redeten ihnen ein, das Wohlgefallen Gottes zu haben; sie „beruhigten“ das Gewissen. Aber Jeremia musste ihnen sagen, dass sie im Irrtum waren:
„Gewiss, aber deine Gelehrten haben es völlig verfälscht.“ (Jer. 8:8)
„Von ihren Götzen wurden sie auf gefährliche Steige geführt.“ (Jer. 18:15b)
Jeremia sagte klar und deutlich, dass falsche Propheten in Israel ihr böses Geschäft betrieben – und das Volk liebte es so! Beim Lesen dieser Worte dachte ich an Parallelen zur WTG. Auch sie handelt nach einem ähnlichen Muster! Auch sie hat das Wort Gottes „völlig verfälscht“. Und „das Volk liebt es so“! Sind sie da noch zu entschuldigen? Das muss sich jeder selbst fragen. Jeder muss sein Gewissen in dieser Hinsicht erforschen und hören, was ihm „die leise Stimme Gottes“ sagt. Über die falschen Propheten sagte Gott:
„Sie halten euch zum Narren. Ihre Visionen kommen aus ihrem Bauch und nicht von Jehowah. Zu denen, die mich verworfen haben sagen sie: ‚Jehowah hat gesagt: Das Heil ist euch sicher!’“ … Haben diese Propheten, die Lügen verbreiten und ihre Hirngespinste als Weissagung ausgeben, etwa im Sinn, meinen Namen bei meinem Volk in Vergessenheit zu bringen …?“ (Jer. 23:16, 17,26, 27)
Für die Motive der falschen Propheten gibt die Bibel eine einfache Erklärung: Es ist die Gier nach Macht und Geld! (2. Petr. 2:3) Und wer dieser Gier zum Opfer fällt, gibt sich als „Kind des Teufels“ zu erkennen; er wird zu Satans Helfer.
Werfen wir noch einmal einen Blick auf das Volk: Gott musste ihnen bescheinigen, dass es an Gottesfurcht, an Ehrlichkeit, an Gottvertrauen, an Gewissen, an Anständigkeit, Scham und Gehorsam fehlte. Die Propheten Gottes haben das ganze Problem wirklich ausführlich behandelt. Da bleibt keine Entschuldigung! Und wir erkennen, dass Betrüger heute immer dann eine Chance haben, wenn der Mensch sich nicht eng an seinen Gott und Vater im Himmel hält und Jesus Christus nicht als seinen König, Hirten und Bruder anerkennt. Wer seine christliche Freiheit nicht schätzt und jemanden braucht, der ihm sagt, „wo es lang geht“, wird sich leicht einem „Führer“ unterwerfen. Wer sein Gewissen nicht befragt und nicht darauf hört, wird leicht Opfer der Propaganda. Wer das Wort Gottes nicht zu seinem geistigen Eigentum, zum Licht seines Lebens machen will, fällt den Betrügern in die Hände.
Wer nicht gelernt hat, mutig gegen die Menge aufzustehen, wird aus Angst und Feigheit Jesus verleugnen.
Was sich Jesus vorbehalten hat
Er hat es sich vorbehalten, durch seinen Geist auf seine Jünger einzuwirken. Alles, was er kurz vor seinem Tod zu seinen Aposteln sagte, zeugt von seiner Sorge um sie. Mit großer Eindringlichkeit macht er ihnen deutlich, worauf es wirklich ankommt: Er wäscht ihnen die Füße! Das ganze Gebet, das er vor seinem Tod sprach, redet von der Sorge um seine Nachfolger (Joh. 17). Jesus will seine von Gott erhaltene Macht zum Schutz und zum Segen für seine Schafe einsetzen. Er will sie vor dem Bösen bewahren und verweist ausdrücklich auf die Wahrheit des göttlichen Wortes, das zusätzlich zu schützen vermag. In seinen ganzen Mitteilungen an diesem letzte Abend findet sich kein Hinweis auf Menschen, die sich als Mittler oder „Mitteilungskanal“ betätigen sollten.
„Aber der Beistand, den der Vater in meinem Namen senden wird, der heilige Geist, wird euch alles Weitere lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. (Joh. 15:26)
„Er wird meine Herrlichkeit sichtbar machen, denn was er euch verkündigt, hat er von mir empfangen.“ (Joh. 16:14)
„Denn ich habe ihnen das weitergegeben, was du mir gesagt hast.“ (Joh.17:8)
Jesus Christus ist der einzige Kanal, durch den Gott etwas mitteilt! Seine Macht ist so umfassend, dass er tatsächlich auf einzelne Menschen einwirken kann – und will! Jesus kann Einsichten geben, die sonst kein Mensch und keine Organisation geben kann! Er hat sich vorbehalten selbst seine Herde zu führen!
Der himmlische Helfer
Vor seinem Weggang kündigte er einen Helfer an, den heiligen Geist (Johannes 16). Er kündigt keinen anderen Helfer an! Der heilige Geist sollte jeden einzelnen leiten und braucht keinen „Kanal“, durch den er wirken kann. Der Geist „weht wo er will“ (Joh. 3:7, 8) und bewirkt eine geistige Erneuerung des Menschen, seine Wiedergeburt. Was sollte da ein Mensch noch ausrichten? Nur der „Geist der Wahrheit“ führt zu einem vollen Verständnis der Gerechtigkeit Gottes. Wie sollten sündige Menschen das auch können?
Der heilige Geist ist eben keine Propagandamaschine, welche die Herzen blind macht und die Augen verklebt. Der heilige Geist ist Gottes Kraft zum Guten und zur Gerechtigkeit, und er ist nicht dazu da, um Machtstrukturen aufzubauen, wie sie sich in Kirchen und Organisationen herausgebildet haben. Jesu Rede in Matth. 23, die den geistigen Führern der Juden galt, ist eine klare Absage an jede Organisation! Seine Jünger sollten keinen Menschen als ihren Führer betrachten:
„Auch lasst euch nicht Führer nennen, denn e i n e r ist euer Führer, der Christus.“ (Mat. 23:10)
Und Jesus Christus führt seine Jünger durch den heiligen Geist. Das ist jedenfalls die Botschaft, die man aus der Apostelgeschichte entnehmen kann.
Stellvertreter?
Jeder, der sich zwischen Jesus und den Menschen drängen will, hat die Absicht, Jesus zu einer Nebensache zu machen oder ihn ganz aus dem Bewusstsein der Menschen zu löschen. Aber Jesus braucht keinen menschlichen Stellvertreter. Er hatte alle Macht im Himmel und auf Erden:
„Mir ist alle Macht im Himmel und auf der Erde gegeben.“ (Mat. 28:18)
Und seinen Nachfolgern hat er das Ausüben von Macht über andere verboten:
„Ihr wisst, wie die Herrscher sich als Herren aufspielenund die Großen ihre Macht missbrauchen. Bei euch aber soll es nicht so sein. Wer bei euch groß sein will, soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll euer Sklave sein.“ (Mat. 20:25-27)
Jesus hat zwar Hirten und Lehrer eingesetzt, aber sie müssen ihm verantwortlich bleiben. Ihre Aufgabe ist es, den anderen zu dienen und zu helfen. Sie sollen von aufrichtiger Liebe zu ihren Geschwistern beseelt sein und nie um der Anerkennung oder des Geldes wegen dienen (1. Petr. 5:1-4). Sie müssen Rechenschaft geben. Das verhindert von vornherein Machtmissbrauch und Habgier, wie sie in Kirchen und Organisationen zu sehen sind. Jesus hat seine Nachfolger nicht dem Machtstreben von Menschen übergeben, sondern der Herrschaft der Liebe, der Wahrheit und der Gerechtigkeit. Seine Jünger sind so wertvoll, dass kein Mensch über sie herrschen soll, sondern nur Gott durch Jesus Christus.
Ich habe an die vielen Menschen gedacht, mit denen ich einmal in der Versammlung verbunden war. Was wird aus ihnen? Was werden sie noch alles erleiden? Durch welche Stürme müssen sie gehen? Und wenn sie eines Tages, auf den ich hoffe, erkennen werden, welch böses Spiel mit ihnen getrieben worden ist – was werden sie dann tun? Werden sie den Mut haben, endlich „Nein!“ zu sagen? Werden sie sich für die Wahrheit entscheiden oder den Glauben ganz verlieren? Oder werden sie aus lauter Angst vor einer Exkommunikation dabei bleiben und immer wieder ihr Gewissen überhören?
Werden sie sich wie bisher selbst belügen, indem sie sagen: „Wohin sollen wir gehen? Wir haben doch alles von der Organisation. Sie hat uns doch „in die Wahrheit“ gebracht. Sie sorgt doch für uns! Nur sie weiß den Weg in die „Neue Ordnung“.“ So zu sprechen ist sehr wahrscheinlich, denn es entspricht nur dem, was die Vielen immer gedacht und gesagt haben; es entspricht dem, was die teuflische Propaganda ihnen eingehämmert hat. Aber was sagte Jesus? „Kommt zu mir!“ (Mat. 11:28) Und das ist eigentlich leicht zu befolgen, wenn man Jesus anruft und auf sein Klopfen an der Tür unseres Herzens hört (Offb. 3:20). Wenn Christus eines Tages die Mitte ihres Lebens werden sollte, dann wird in ihren Herzen der Tagesstern aufleuchten! Und nur dann!
Und darum bete ich, dass Gott sich ihrer erbarmen möchte. Ich bete darum, dass das erleuchtende Licht in ihr Herz dringen kann. Möge es dann bestenfalls so ausgehen, wie es Paulus angedeutet hat, als er schrieb, dass das Werk eines jeden durch Feuer geprüft werden muss:
„Und wenn es verbrennt, wird er den Schaden zu tragen haben. Er selbst wird zwar gerettet werden, aber so wie jemand, den man aus dem Feuer reißt.“ (1. Kor. 3:15)
Einleuchtend hat der Artikelschreiber auf einige negative Auswirkungen von Konformität aufmerksam gemacht. Vielleicht noch folgende Anmerkung: Die JW.Org-Konformität verhindert auch das Fließen des Heiligen Geistes. “… Jesus … rief laut: »Wer Durst hat, der soll zu mir kommen und trinken! Wer an mich glaubt, wird erfahren, was die Heilige Schrift sagt: Von seinem Inneren wird Leben spendendes Wasser ausgehen wie ein starker Strom.« Damit meinte er den Heiligen Geist, den alle bekommen würden, die an Jesus glauben. Den Geist bekamen sie erst, nachdem Jesus in Gottes Herrlichkeit zurückgekehrt war. ” (Johannes 7: 37-39, Hoffnung für alle). Durch ihr entstelltes und… Weiterlesen »
Lieber Autor Tilo,
Sehr lesenswert! Auch Teil 3 Deiner Brunnenvergifter-Trilogie ist eine hervorragend ausgearbeitete, treffende und belegte Abhandlung. Lektüre sehr empfehlenswert für alle Ex- und vor allen Dingen Noch-ZJ, die ihr und wir, wie Der Moderator erst treffend herausgestellt hat, doch erreichen wollen.
Der Unterschied zwischen “Dienen” und “Herrschen”. Eine ausgezechnete Quintessenz. Danke dafür.
‘Gruss Horst