Hat der Statuswechsel vom Verein zur Körperschaft des öffentlichen Rechts etwas mit der Religion oder mit dem Konzern zu tun?
Zeugen Jehovas sind für ihre Neutralität bekannt. Aber was bedeutet das eigentlich? Im Allgemeinen wird damit verbunden, dass JZ sich nicht an politischen Wahlen beteiligen, keine politischen Ämter anstreben und sich im Übrigen allgemein „heraushalten“. Genaueres weiß die Allgemeinheit nicht und findet das Thema auch nicht besonders bedeutsam.
Auf www.jw.org kann man folgendes nachlesen:
Wir folgen damit dem Beispiel Jesu, der sich weigerte, politisch aktiv zu werden (Johannes 6:15). Er lehrte seine Jünger, „kein Teil der Welt“ zu sein, und machte ihnen klar, dass sie in politischen Fragen keine Partei ergreifen sollten (Johannes 17:14, 16; 18:36; Markus 12:13-17).“
JZ erklären also, sie halten sich aus politischen Fragen heraus. Sie begründen dies damit, dass Jesus zu weltlichen Fragen keine Stellung bezogen hat.
Religionsfreiheit
Die Religionsfreiheit ist in Deutschland ein Grundrecht. Es steht in Artikel 4 des Grundgesetzes. Man beachte: es handelt sich nicht um irgendeinen Paragraphen im Grundgesetz – wir sprechen über die Grundrechte.
Zwar können Grundrechte untereinander in Konkurrenz stehen, so dass eine Abwägung erforderlich wird; Grundrechte stehen aber bei den Rechten ganz oben und sind daher nur schwer „auszuhebeln“. Zeugen Jehovas berufen sich bei sehr vielem, was sie tun und sagen, auf die individuell verbriefte Religionsfreiheit.
Körperschaft des öffentlichen Rechts
Es wird Wikipedia zitiert: „Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften können kraft Artikel 140 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland Körperschaften des öffentlichen Rechts sein, sofern sie „grundgesetzloyal und auf Dauer und Repräsentanz angelegt sind“. Begründet wurde dieser Sonderstatus im sogenannten Weimarer Kirchenkompromiss von 1919, den das Grundgesetz als Verfassungsrecht übernommen hat. Art. 137 der Weimarer Verfassung (WRV) bestimmt die Trennung von Staat und Kirche. Religiösen Gemeinschaften wurde unter gewissen Voraussetzungen der Körperschaftsstatus zugebilligt, sie können also den Status einer Körperschaft öffentlichen Rechts erhalten.
In Art. 137Abs. 5 WRV heißt es: „Die Religionsgesellschaften bleiben Körperschaften des öffentlichen Rechtes, soweit sie solche bisher waren. Anderen Religionsgesellschaften sind auf ihren Antrag gleiche Rechte zu gewähren, wenn sie durch ihre Verfassung und die Zahl ihrer Mitglieder die Gewähr der Dauer bieten.“ Eine Aussage zur Idee dieser Normen: Der Staat „begünstigt Religionsgemeinschaften, denen er unter bestimmten Voraussetzungen Körperschaftsrechte verleiht, und kooperiert mit ihnen. Sie unterstützen ihrerseits den Staat im Sinne der Bildung und Erhaltung eines Wertekanons, indem sie friedens-, rechts- und wertefördernd auftreten und ihrerseits das staatliche Gewalt- und Strafmonopol anerkennen. Diese Kooperation zwischen Staat und Religionsgemeinschaften äußert sich etwa in der Steuerbefreiung von Spenden, dem Erteilen von Religionsunterricht oder speziellen Regelungen im Arbeits- und Sozialrecht“. Der Staat darf im Gegenzug „von den Religionsgemeinschaften die Akzeptanz der anders- und nichtgläubigen Staatsbürger sowie einer säkular geprägten Gesetzgebung erwarten“. Ende Zitat
Als Zeuge Jehovas sollte man sich aus den vorgenannten Ausführungen einige Fragen stellen, die wir nachstehend also aufwerfen, um zum Nachdenken anzuregen. Die theologischen Argumentation in der Literatur der Wachtturm-Gesellschaft (WTG) ist vielfach folgende: „weil Jesus es nicht tat, tun wir als seine Nachfolger es auch nicht. Weil Jesus es tat oder gut hieß, ist es christlich geboten.“
Ist diese Argumentation sachgerecht?
Jesus war als Gottes Sohn mit einem bestimmten Auftrag und Zweck auf der Erde. Er folgte dem Auftrag und erfüllte diesen. Christen sind Nachfolger Christi; sie sind aber nicht – jeder einzelne – dazu berufen, die Welt zu erlösen. Christen haben einen anderen Auftrag als Christus. Ist daher die Gleichsetzung, wie oben beschrieben, theologisch sachgerecht?
Wir wollen an dieser Stelle keine Abhandlung ausführen zum Thema „kein Teil der Welt“. Diese theologische Frage ist hochkomplex, betrifft viele Teilaspekte und es würde für diese Betrachtung viel zu weit führen. Vielmehr wollen wir über die Lebenswirklichkeit sprechen.
Die Lebenswirklichkeit
Wie oben dargestellt, nehmen JZ für sich in Anspruch, „in politischen Fragen keine Partei zu ergreifen“. Wir möchten uns klarmachen, was diese Aussage in voller Dimension bedeutet: Szenario:
Ein kleines Dorf in den Bergen – es hat 100 Einwohner – lebt weitgehend autark, hat wenig Kommunikation mit der Außenwelt und die Angelegenheiten in diesem Dorf werden dort „in kommunaler Selbstverwaltung“ ohne Gemeinderat geregelt. Es gibt 40 Kinder und 60 Erwachsene. Die Erwachsenen treffen sich an jedem Freitag um 16.00 Uhr am Brunnen unter der Dorfeiche auf dem Marktplatz. Auch zwei Zeugen Jehovas leben mit ihren 3 Kindern in dem Dorf. Entscheidungen werden durch Abstimmung der anwesenden Erwachsenen getroffen, nachdem diese vorher erörtert und das Für und Wider einer Entscheidung diskutiert wurde.
An diesem Freitag ist die Tagesordnung ziemlich voll: Sollen in der Dorfstraße Bürgersteige gebaut werden? Soll es eine Straßenbeleuchtung geben? Soll von dezentraler Abwasserklärung – jedes Haus hat eine eigene Kläranlage – auf zentrale Kläranlage umgestellt werden?
Wie soll die Schule beheizt werden? Wie viel Geld soll man für Bücher in der Bücherei ausgeben? u.s.w.
Dürfen die beiden Zeugen Jehovas am Freitag mit unter die Eiche treten – und dürfen sie mit abstimmen? Sind die oben genannten Punkte in irgendeiner Weise von religiöser Bedeutung?
Liebe Freunde, jeder einigermaßen aufgeschlossene Mensch versteht, wohin die Fragestellung weist: die Hälfte der in Deutschland erzeugten Waren und Dienstleistungen – also des Brutto-Inlandsproduktes werden vom Staat erbracht. Hierzu zählen als erstes die Renten – und Krankenversorgung, die Verkehrsinfrastruktur, die Bildung, die Abfallentsorgung, die Versorgung mit Strom, Wasser, Gas, die Abwasserentsorgung. Außerdem geht es die Ausgestaltung des öffentlichen Raumes mit Straßen, Wegen, Plätzen, Bibliotheken, Schwimmbädern, Parks uvm.
Ein Christ – wenn er denn in seiner Eigenschaft als Christ glaubensbekennend auftritt, wird diese Themen nicht zu Glaubensthemen machen. Aber als Bürger – als MITBÜRGER – kann und darf er doch selbstverständlich am Meinungsbildungsprozess zu solchen Fragen mitwirken.
Interessen werden ja auch nicht nur in politischen Parteien formuliert, artikuliert und mehrheitlich durchgesetzt. Auch Berufsverbände, Gewerkschaften und sonstige Interessenverbände machen ihre „Politik“. Da die Menschen sich organisieren und letztlich regieren müssen, ist es völlig lebensfremd, sich da raushalten zu wollen.
Wir meinen, dass die beteiligten Behörden, die über die Frage, ob JZ eine KdöR sein sollten, entschieden haben, sich der Tragweite ihrer Entscheidung nicht bewusst sind. JZ sind prinzipiell demokratiefeindlich. Im Micro-Kosmos der Zentralen der JZ – beispielsweise in Selters – herrscht ein undemokratisches Regime, in welchem sich die Akteure freiwillig einer Diktatur unterwerfen, der sie sich nur durch Flucht entziehen können. Aber dieser Micro-Kosmos bedient sich der gesamten öffentlichen und staatlichen Strukturen, die von dort grundsätzlich als weltlich und satanisch und der baldigen Vernichtung geweiht angesehen werden.
Würden alle Staatsbürger sich wie JZ verhalten, so würde mangels demokratischer Beteiligung das „politische System“, also die Organisationen der staatlichen Willensbildung, die Stadträte, Kreisräte, Landesregierungen und die Bundesregierung nicht gewählt werden – die Wahl würde bereits an fehlenden Wahlhelfern scheitern.
Anders gesagt und gefragt: wenn man sich als Bürger aus religiösen Gründen weigert, seine Stimme für eine Partei abzugeben, um danach ein Bild hinsichtlich der politischen Kräfteverhältnisse zu haben und dann mit den so entstandenen Parlamenten auf Bundes – Landes und kommunaler Ebene Entscheidungen zu treffen – wie sollen dann genau diese Entscheidungen herbeigeführt werden?
Wir stellen folgende These auf: jeder Ort verträgt seinen Dorfpenner – der auf der Parkbank übernachtet und vom Pfandgeld gesammelter Flaschen lebt. Ein oder zwei solcher Typen hat man – und sie sind nicht weiter schlimm, höchstens manchmal ein bisschen lästig. Zwar verstoßen sie täglich gegen ein halbes Duzend Regeln – aber es sind nur kleinere Verstöße – wen stört es. Und so verträgt die Gesellschaft auch ein paar Zeugen Jehovas…
Aber wenn alle so leben wollten – dann hätte die Gesellschaft ein Problem.
Als Nebenaspekt sei folgendes benannt: die Zivilgesellschaft verfügt über starke ehrenamtliche Kräfte. JZ interessiert das nicht; sie sind mit sich selbst (für Jehova) beschäftigt. Allerdings gehören zu diesen ehrenamtlichen Kräften auch die Feuerwehr, Wohlfahrtsverbände, welche Bildungseinrichtungen wie Kindergärten betreiben oder Sozialeinrichtungen wie Altenheime. JZ wollen sich gesellschaftlich in „Satans Welt“ nicht einbringen – aber die Früchte wollen sie nicht nur ernten, sondern auch essen. Ist das ehrlich?
Widerspruch in Lehre und Tat
JZ nehmen für sich in Anspruch, „politisch neutral“ zu sein. Den Staat sowie alle öffentlichen und zivilgesellschaftlichen Institutionen verunglimpfen sie – neutral, wie sie sind – gleichermaßen und ohne Ausnahme, wie folgt:
Einige mögen einwenden: „Aber viele Organisationen der Welt tun Gutes, arbeiten zum Schutz und für die Gesundheit, die Bildung und die Freiheit des Volkes.“ Es stimmt, daß gewisse Organisationen einige wenige Schwierigkeiten, unter denen das Volk zu leiden hat, vorübergehend beheben. Doch sie sind alle ein Teil der von Gott entfremdeten Welt. Und sie veranlassen die Menschen, ihre Aufmerksamkeit auf den Fortbestand des gegenwärtigen Systems der Dinge zu richten. Keine dieser Organisationen befürwortet Gottes Regierung über die Erde — das durch seinen Sohn regierte Königreich. Übrigens mögen selbst Kriminelle Kinder aufziehen, für sie sorgen und wohltätige Werke für ein Gemeinwesen tun. Würden aber diese Dinge es rechtfertigen, kriminelle Organisationen auf irgendeine Weise zu unterstützen? Ende Zitat Frieden – Buch – 1986 – Kap 11 Abs. 26
Der Staat mit seinen Institutionen sowie sämtliche zivilgesellschaftlichen Organisationen werden als „Organisationen der Welt“ bezeichnet – was korrekt ist, bei JZ aber als Beschimpfung anzusehen ist. Sie werden gleichgesetzt mit kriminellen Organisationen, die man nicht in irgendeiner Weise unterstützen sollte. DAS ist die wahre Haltung von JZ zum Staat.
Fraglich ist nun zweierlei:
- Wieso wollen JZ überhaupt für den Staat arbeiten?
- Wieso können JZ es mit ihrem Gewissen vereinbaren, den deutschen Beamteneid zu schwören?
Dieser lautet entsprechend § 64 Bundesbeamtengesetz: „Ich schwöre, das Grundgesetz und alle in der Bundesrepublik Deutschland geltenden Gesetze zu wahren und meine Amtspflichten gewissenhaft zu erfüllen.”
Nach § 7 des gleichen Gesetzes kann nur Beamter werden, wer „die Gewähr dafür bietet, jederzeit für die freiheitliche demokratische Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes einzutreten“.
Zeugen Jehovas lehnen jegliche „weltliche“ Herrschaftsform als temporär und nur zeitweise von Gott geduldet ab. Sie lehnen somit auch die Demokratie ab. Sie lehnen es aus Glaubensgründen ab, an demokratischen Wahlen aktiv oder passiv (also als Kandidat) teilzunehmen. Fraglich ist, ob jemand mit einer solchen Haltung sagen kann, dass er für die demokratische Grundordnung eintritt, wenn er von Haus zu Haus missioniert und den Menschen erklärt, weshalb sie nicht zur demokratischen Willensbildung beitragen sollten.
WOHLBEMERKT: die Religionsfreiheit, wonach man glaubt, so handeln zu müssen, deckt dieses Verhalten ab. Die Freiheit der Wahl beinhaltet auch das Recht, eben nicht an Wahlen teilzunehmen. Wer für sich entscheidet, nicht wählen zu wollen, tut nichts Rechtswidriges. Fraglich ist aber, ob so jemand von sich behaupten kann, für die demokratische Grundordnung einzutreten.
Außerdem ist es eine Tatsache, dass Zeugen Jehovas ihre Mitglieder exkommunizieren, wenn diese die Verfassung wahren und für die freiheitlich-demokratische Grundordnung eintreten. Dies wird als politische Aktivität gewertet, mit welcher man zu erkennen gibt, kein JZ mehr sein zu wollen.
Klartext: der Beamteneid ist von einem JZ nicht erfüllbar; erfüllt er diesen, so wird er exkommuniziert. Kein Staatsbürger ist aus seiner Bürgerpflicht heraus verpflichtet, für die Verfassung aktiv einzutreten. Jeder Einwohner, ob mit oder ohne Bürgerrechten, hat die Verfassung zu achten – d.h. nicht gegen die Verfassung zu verstoßen. Das ist viel weniger als für die Verfassung einzutreten, sie zu wahren, wie es von einem Beamten verlangt wird.
Es stellen sich einem denkenden JZ aber noch mehr Fragen
Wieso ruft er die Feuerwehr, wenn es brennt, wenn dies doch eine Organisation ist, die gegen Gottes Königreich wirkt. Wenn alle Feuerwehrleute, statt bergen, retten und löschen zu lernen, statt dessen für die WTG missionieren würden, dann würde zwar manches Haus ungestört abbrennen und mancher nach einem Unfall eingeklemmt in seinem Auto verwesen (ja – so ist das), aber die Welt wäre viel hoffnungsfroher.
Wieso ruft er die Polizei, wenn er überfallen wird. Die Polizisten tragen Waffen und sie könnten Blutschuld auf sich laden. Selbst ist ein JZ zu diesem Risiko nicht bereit, will es aber der weltlichen Ordnungsmacht anlasten. Naja, der schadet es nicht, sie existiert ja nur temporär und wird für ihre bösen Taten gegen Gottes Königreich ohnehin bald vernichtet. Die Beispiele ließen sich unendlich fortsetzen…
Fragen wir uns zuletzt: warum lehrt die WTG ihre Mitglieder solch fragwürdige Sonderlehren, deren theologische Haltbarkeit von allen anderen Religionen nicht geteilt wird, die so entgegen der Lebenswirklichkeit sind. Was ist die Motivation? Dies erkennt man, wenn man von oben auf das große Ganze schaut.
Die WTG wünscht sich fleißige missionierende Mitglieder, die ihr Leben und Wirken voll und ganz in den Dienst der Organisation stellen. Sie bezeichnet Teile ihrer Organisation als „religiösen Orden“, dem sich die Mitglieder freiwillig unterstellen, um dann nach den Ordensregeln zu handeln. Es ist der WTG enorm wichtig, eine möglichst hohe Ausschließlichkeit bei ihren Mitgliedern zu erreichen. Ohne dies im Einzelnen abzuhandeln, sei aufgezählt:
Religiöse Feste, bei denen sich Freunde und Verwandte besuchen, gibt es bei JZ nicht.
Weltliche Feste, bei denen das Gleiche der Fall wäre, gibt es auch nicht.
All dies findet pseudo-religiöse Argumente, die von 99 % der Bevölkerung bzw. anderen Religionsgemeinschaften nicht geteilt werden. Jegliche organisierte Aktivitäten, sei es Hobby oder Idealismus, ist stark verpönt. Es wird jedoch ständig eingehämmert, man möge sein Äußerstes tun im Missionieren, „studieren“ sowie anderer Tätigkeiten für die Organisation verrichten. Diese Tätigkeiten werden mit Gottesdienst gleichgesetzt – nur, wer „sein Äußerstes“ tut, erreicht die Gunst Gottes.
Die gesamte Theologie ist somit darauf ausgerichtet, die Mitglieder vom üblichen Sozialraum zu trennen, sie davon abzuhalten, sich für das Gemeinwohl einzusetzen und sich stattdessen für die WTG zu verausgaben. Das „normale“ Familienleben mit idealerweise geordneten und stabilen Familienverhältnissen hingegen wird gefördert und begrüßt; stabile Familien und Nachwuchs in den Familien soll auch zum Mitgliederbestand beitragen. Auch eine Berufstätigkeit wird als gut und richtig angesehen, wobei die WTG stets den Spagat halten muss zwischen einer Berufstätigkeit einerseits, der Verselbstständigung offenen und freien Denkens andererseits.
Das Problem liegt nämlich tatsächlich darin, dass Menschen unteren und mittleren Bildungsniveaus ein weniger ausgeprägtes Weltbild haben als Menschen, die sich höhere Bildung aneignen. Dies ist kein Affront gegen „alle Arbeiter“ – deren Tätigkeit schätzenswert und wertvoll ist. Im Rahmen eines Hochschulstudiums lernt man aber, über das Arbeiten nach Anweisung hinaus selbst kreativ zu sein; das Ziel nicht nach vorgegebenem Muster zu erreichen, sondern selbst über Methoden, Effizienz, Sinnhaftigkeit nachzudenken und zu eigenen Schlüssen zu kommen. Dies aber ist genau das, wovor die WTG stets warnt – und sie wünscht sich eine strikte Befolgung ihrer Anweisungen – ohne darüber nachzudenken – geschweige denn, darüber zu diskutieren.
Aus diesem Grunde hat die WTG die Versammlungsbuchstudien aufgelöst, hält die Verkündigergruppen dazu an, unverzüglich nach der Predigtdienstzusammenkunft gleich in den Dienst aufzubrechen, wurden die Versammlungsorchester aufgelöst. Kleingruppen sind die Brutstätte vertraulichen Gespräches, in welchem man im intimen kleinen Kreis zu genau diesen Schlussfolgerungen kommen könnte. All die in diesem Artikel angesprochenen Regeln, die theologisch begründet werden, haben somit nur einen Zweck: Isolierung vom üblichen Sozialraum, Bindung der Kräfte der Mitglieder für die WTG unter dem Deckmantel des Gottesdienstes.
Beachten wir folgendes: der eigenen Theologie folgend dürften JZ nicht für den Staat und beim Staat arbeiten. Weil der Staat aber etwa die Hälfte der verfügbaren Arbeitsplätze stellt, wäre dann jeder zweite JZ arbeitslos.
JZ schaffen es also, ihren Mitgliedern
- das Guten-Morgen für den „weltlichen“ Arbeitskollegen nicht zu verbieten,
jedoch - das „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag“ zu verbieten
- im öffentlichen Dienst zu arbeiten und auf die Verfassung zu schwören – und zu geloben, diese zu verteidigen
- ihren Mitgliedern gleichzeitig zu verbieten, an der gesellschaftlichen und politischen Entwicklung aktiv teilzunehmen
Wir ermuntern jeden Zeugen Jehovas, diese Widersprüche für sich aufzuklären und sich darüber hinaus zu fragen, mit welchen Fake-Behauptungen JZ es geschafft haben, ihre Verfassungstreue darzulegen. Als nächstes sollte man sich als JZ fragen, wieso JZ so großen Wert darauf legten, vom Verein zur Körperschaft zu werden.
Was ist seither geschehen? Die Zentrale hat sich die Verfügungsgewalt über das bislang lokale Eigentum der JZ verschafft und verkauft einen Saal nach dem anderen. Die lokalen Gemeinschaften, die 30 Jahre vorher mit ihren lokalen Spenden und ihrem Arbeitseinsatz die Versammlungsstätte geschaffen haben, sind entrechtet und können bei dieser Entwicklung nur zusehen; ihr Weg zum Gottesdienst verlängert sich; sie müssen ungünstige Versammlungszeiten hinnehmen. Es gibt keinerlei Transparenz hinsichtlich des Wirtschaftsgeflechts. Es gab keinerlei theologische – oder selbst praktische – Begründung für diese Maßnahme.
Dieses Forum möchte nicht die Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas bekämpfen. Es möchte auch nicht den einzelnen Zeugen Jehovas bekämpfen oder verunsichern. Wer bereit ist, die Augen nicht zu verschließen, der muss die Widersprüche sehen. Wer sich dann entschließt, sich nicht länger irreführen zu lassen und seinen Weg ohne die WTG gehen möchte, dem möchten wir Anregungen und Impulse geben, als freier, selbstverantwortlicher und selbstbestimmter Christ seinen Weg durch diese Welt zu gehen.
Mit anderen Worten: es ist nicht unchristlich, eine Meinung dazu zu haben, wie das Abwasser geklärt werden sollte – und diese Meinung mit Menschen gleichen Interesses zu vertreten, zu verbreiten und mehrheitlich durchzusetzen. Ja, das ist Umweltpolitik; ja, dazu kann es unterschiedliche Auffassungen geben, ja, das kann zu Lasten anderer Projekte gehen, womit es Wechselwirkungen in die gesamte Politik hat. Und: nein, das ist keine Frage, die die Religion irgendwie berührt – ein Christ darf das.
Vielen Dank für diesen guten Artikel. Ich möchte jedoch erwähnen, dass ich Bundesbeamter bin und als aktiver Zeuge in jungen Jahren den Beamtenschwur incl.”so wahr mit Gott helfe” geleistet habe.Nach Rücksprache mit einem Ältesten damals hat dieser mir mitgeteilt, dass dies meine persönliche Entscheidung sei, auch die Worte “so wahr mit Gott helfe” zu rezitieren. Es steht jedem Beamtenanwärter frei, dass Wort “Gott” zu ersetzen. Diese Freiheit gewährt der Staat dem Beamten nach dem Grundgesetz. Als aktiver Zeuge habe ich nie verstanden, warum man als ZJ keine demokratische Partei wählen darf,die sich für die Religionsfreiheit stark macht.Heute gehe ich als… Weiterlesen »
Besten Dank für Deinen sehr gut zusammengefassten Artikel.
In Offenbarung wird davon gesprochen die Erde nicht zu verderben, was bedeutet auch keine unnötigen Verkündigungsreisen in Gebiete vorzunehmen wo es Verkündigen gibt, die näher daran wohnen und nicht Deutsche nach Österreich zu senden und umgekehrt. Die Effektivität ist sowieso gleich Null. Ebenso bedeutet dies unnötig weite Fahrten zum Königreichssaal zu vermeiden.
Weiterhin kann bei gleichen “theokratischen” Ausgaben bei mehr gefahrenen Kilometern eben weniger gespendet werden.
EINE PSYCHOTISCHE ORGANISATION VOLLER WIDERSPRÜCHE!
Der Leitartikel ist wirklich lesenswert, wissenswert und regt zum Nachdenken an! JW.Org ist im Kern krank, macht krank und ist faktisch antidemokratisch! Wie kann man es verantworten, einer solch grundgesetzwidrigen Organisation die Körperschaftsrechte zu verleihen???
Ein fragender Bürger der BRD
Lieber Bert, Deine Ausführungen klingen sehr vernünftig, wer kann da widersprechen. Dein Beispiel mit der Dorfgemeinschaft gefällt mir auch. Klar hätte ich auch keine Bedenken, in diesem Rahmen “politisch” mitzuwirken. Tatsächlich kannte ich einen Ältesten, der in einem so kleinen ländlichen “Nest” wohnte, dass das Bürgermeisteramt reihum (also u.a. von ihm) wahrgenommen wurde. Tatsächlich wundert es mich jetzt im Nachhinein, dass das von der Versammlung toleriert wurde, sonst spalten sie ja auch Haare. Manches politische ist mir aber doch irgendwie zu groß. Ich könnte politische Entscheidungen bezüglich Rüstung, Militär- und Kriegseinsätze nicht mittragen, als Christ. Allein der Gedanke, zum Morden… Weiterlesen »
Warum? Warum nur will die JW.Org eine Körperschaft des öffentlichen Rechts sein? Wozu? Die wahren Gründe sind sicher andere, als die JW.Org den Verkündigern und der Öffentlichkeit glauben machen will. Geld spielt sicher auch eine Rolle. Widmet man sich dem Warum (übrigens sollte man das mit allem so handhaben, was mit der JW.Org zu tun hat) und nimmt sozusagen an ihr ähnlich einer Zwiebel Schicht um Schicht ab, um in die Tiefe vorzudringen, wird man immer wieder mit Ernüchterung feststellen: im Kern ist nur Luft, sonst nichts. Das Innere der JW.Org-„Zwiebel“ besteht aus Leere. Und ihre Ausdünstung (beispielsweise in Form… Weiterlesen »
Vielen Dank für den guten Artikel. Im Kongress 2017 “Gib nicht auf” setzt die Wachturmgesellschaft in einem Film unerlaubte unterschwellige Beeinflussungstechniken, gemäß folgendem, ein. Dieser Film ist unter folgendem Link zu sehen: Kongressnachlese 2017 Subliminale Projection https://vimeo.com/223019386 In den Rundfunkstaatsvertrag, der zum 01.01.2013 in Kraft getreten ist im § 7 Abschnitt 3 steht. ” In der Werbung dürfen keine Techniken der unterschwelligen Beeinflussung eingesetzt werden”… Im gleichen Film setzt die Wachturmgesellschaft Spielmagie und Backward masking ein. “Backward masking” wird in den USA die Methode genannt, heimlich dämonische Botschaften der Teufelsanbeter auf Musikschallplatten zu bringen, die man nur hören kann, wenn… Weiterlesen »
Hallo, kann es sein, das es in dem Artikel nicht so “christlich” zugeht.Ich habe feststellen müssen, das eine bestimmte Gruppe von Benachteiligten in dem Artikel abwertend angeführt wird. Das geht nach meiner Meinung zu weit.Auch mit dem Flaschenpfand
ist das so eine Sache. Ich sammle zwar nicht direkt, nehme aber achtlos weggeschmissene Pfandflaschen mit.
Guten Tag allerseits Einige kritische Fragen zur ZJ Doktrin, die in diesem Artikel beschrieben sind, kann ich sehr gut nachvollziehen. Als immer noch aktive ZJ kann ich dazu aber nur sagen: “Die Suppe wird nicht so heiss gegessen wie gekocht”. Auch bei den ZJ ist das so. Meine Familie und ich haben uns immer eigene Gedanken und Schlussfolgerungen erlaubt. Paulus beschreibt das heilige Recht der Gewissensfreiheit auf eindrückliche Weise. Gewissen können sich auch ZJ leisten! Die “offizielle” Ansicht über die Neutralität, das Wählen, die Anerkennung etc. viele andere Themen auch, gaben und geben immer mal wieder Stoff für Diskussionen mit… Weiterlesen »
Lieber Autor Bert,
Ich kann Deinen Artikel nur empfehlen. Ebenso Deine Feststellung: “Dieses Forum möchte nicht die Religonsgemeinschaft der Zeugen Jehovas bekämpfen. Es möchte auch nicht den einzelnen Zeugen Jehovas bekämpfen oder verunsichern. Wer bereit ist, die Augen nicht zu verschliessen, der muss (jedoch, Einfügung von mir)) Widersprüche sehen”… Danke für Deine sachliche Betrachtung. Schreiben wir uns das hinter die Ohren (Volksmund) und konzentrieren wir uns darauf. Dann, denke ich, handeln wir im Sinne dieser Seite und bieten auch die beabsichtige Information, Aufklärung und Hilfe. Sachlichkeit gegen Indoktrination.
Danke, Horst.
Lieber Bert,
….es stellen sich nicht einem denkenden ZJ…oder glaubst du, ein ZJ kann das nicht?!…diese oder andere Fragen, sondern j e d e m gottwohlgefälligen Menschen. Wie sieht es denn in den anderen christlichen Religionen in dieser Hinsicht aus? Was erwartet Jesus von uns?
Um zu Schlüssen gelangen zu können, müsste doch wohl erst einmal definiert werden, was politische Neutralität bedeutet!! :
Der BEGRIFF ‘Politische Neutralität ‘!
Ich persönlich kann mit deiner Abhandlung wenig anfangen, weil …ich sag’ es mal vereinfacht:
Alles in einen Topf geworfen und gut gewürzt.
Ihr Lieben, vor ungefähr einem Dreivierteljahr hatte ich mich das letzte Mal zu Wort gemeldet. Damals war ich dabei die Lehren der JW-Organisation intensiv zu prüfen und zwar anhand der Bibel – unabhängig manipulativer WTG-Publikationen. Und so war das vergangene Jahr schon ein besonderes: bin als KdÄ zurückgetreten, einige Zeit später als Ältester zurückgetreten, habe dann aufgrund meines Bibelstudiums nicht mehr den „Predigtdienst“ durchgeführt und den Besuch im „Königreichssaal“ abgebrochen. Als ich begonnen hatte die Bibel zu studieren und nicht die WTG-Veröffentlichungen fielen mir die Indoktrinationen wie Schuppen von den Augen. Für mich war die logische Konsequenz dieser menschenverachtenden Organisation… Weiterlesen »
Hier noch einige Überlegungen: Jeden Freitag gehen seit Wochen 1000te Kinder und Jugendliche in vielen Ländern auf die Straße, um sich für das aus den Fugen geratene Umweltklima einzusetzen (Fridays for future). Diese 1000te von jungen Leuten gehören zu 100ten von Schulklassen. Bestimmt gehören zu diesen Schulklassen auch einzelne ZJ-Kinder. Frage? Ob wohl ZJ-Kinder und ZJ-Jugendliche bei diesen „Fridays for future“-Demonstrationen mitlaufen? Oder ob ihre Eltern sie wohl aufgrund der JW.Org-Indoktrination energisch davon abhalten? Nach dem Motto: „Was würden wohl die Ältesten sagen, wenn sie das erführen?“ … Dabei sitzen doch auch JZ bei über 40 Grad Hitze in ihren… Weiterlesen »
Kein Wunder, dass sie wieder vor Lügen über die ORG. im WT vom November, Art. 46, warnen: Absatz 18: „Satan, der „Vater der Lüge“, benutzt andere, um Lügen über Jehova und unsere Brüder und Schwestern in die Welt zu setzen (Joh. 8:44). Zum Beispiel verbreiten Abtrünnige im Internet, im Fernsehen und in anderen Medien Lügen und verdrehen Tatsachen über Jehovas Organisation. Solche Lügen gehören zu Satans „brennenden Pfeilen“ (Eph. 6:16). Wie sollten wir reagieren, wenn uns jemand mit derartigen Lügen konfrontiert? Wir hören sie uns gar nicht erst an! Warum? Weil wir Jehova und unseren Brüdern vertrauen. Wir vermeiden überhaupt… Weiterlesen »
Jehovas Zeugen schreien mal wieder um Hilfe beim Supreme Court: https://www.supremecourt.gov/search.aspx?filename=/docket/docketfiles/html/public/19-40.html – – – – https://www.supremecourt.gov/DocketPDF/19/19-40/111081/20190802134022717_38422%20pdf%20Storey.pdf —– Mal sehen, ob der Supreme Court die Sache annimmt oder erst gar nicht zur Entscheidung annimmt. Ist nach meinem Dafürhalten fast egal, nimmt das Gericht die pathologisch chronischen ZJ-Prozesshansel erst gar nicht, ist es ok. Nimmt er ihren Versuch, eine Entscheidung des (obersten) Berufungsgerichts, wo die Jehovas Zeugen mal wieder “verknackt” (verurteilt) wurden, zu kippen, zur Entscheidung an, dann bekommen sie mit höchster Wahrscheinlichkeit nochmal eins auf die Nase. Sehr unwahrscheinlich, wenn nicht ausgeschlossen, ist, dass sich der Supreme Court ins Watchtower Jehovas… Weiterlesen »
Hallo Bert, dein Gedanke, dass die WTG zu ihrem vorsorglichen Machterhalt die Kleingruppen „Versammlungsbuchstudium“ und „Versammlungsorchester“ auflöste sowie Verkündigergruppen dazu anhält, unverzüglich nach der Predigtdienstzusammenkunft gleich in den Dienst aufzubrechen, ist sehr gut. Mir fällt dazu auch ein, dass gegenseitige private Besuche, die einfach dem Gedankenaustausch und der Geselligkeit dienen, die WTG nicht unterstützt. Nach offizieller Wachtturm-Lesart sollen die gegenseitigen brüderlichen Kontakte gut kontrollierbar während den Zusammenkünften, Kongressen und eventuell im Rahmen eines Versammlungsfestes ausgetauscht werden. Immerhin wurde die diktatorische DDR-Führung durch Oppositionelle Kleingruppen gestürzt. Deshalb agiert die WTG nach der Devise „Teile und Herrsche“. Übrigens würde das widersprüchliche Verhältnis… Weiterlesen »
Betrifft Kanzlei Zaklin und Wahrnehmung : Es ist schon spannend, was und wie soon kleines … „Upp´s“ … , von anderen gesehen/wahrgenommen wird… und hier dann auf Bi soo richtig ins rollen bringen kann! Gut so! (I ´ m loved 😉) Es geht um Hintergründe & Fakten … DIE aufklären … ÜBER … JWOrg … den selbst ernannten Zeugen Gottes … denn soo versteh Ick Bi a Wie Ick finde, ist es im Moment eine spannende Zeit um aufzuklären und NICHT die Zeit, um zu versuchen, alles … zu erklären! Juuti … bleibt den beiden Höchsten, euch, … eurem Nächsten… Weiterlesen »
Lieber Tilo,
ein Artikel mit vielen Gedanken, in denen ich mich wiederfinde, meinen aufrichtigen Dank. Ich habe mich innerlich auch schon von der Organisation getrennt, wie viele von uns hier. Leider steckt in mir immer noch das Gefühl, wer nicht mit der WTG Schritt hält, ist in den Augen Gottes nicht genug. Ich fühle ich immer noch als unwürdiger vor Gott und weiß nicht ob und wie ich mich ihm nahen kann.
Doch die Zeit wird es zeigen, und Artikel wie deiner Helfen nicht nur mir, davon bin ich überzeugt.
Noch einmal Danke
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