Gedanken zum Studienartikel des WT von 03.2018: „Lass Dich von Jehova erziehen und werde weise“
Mit Interesse habe ich den Artikel im WT 03.2018 gelesen, der in der Woche vom 28.05.-03.06.2018 studiert werden soll. Es geht um das Thema Erziehung.
In der heutigen Zeit ist es in der Tat ein Problem, das sich vielen Menschen eine „Sinnfrage“ stellt. Sie suchen nach Anleitung, sie suchen nach Werten. Eltern, die selbst nicht beantworten können, welche Werte für sie zählen, können auch ihren Kindern solche Werte nicht vermitteln. Damit sind wir schon mitten im Thema: wie werden heute Werte vermittelt – und wohin führt dies die Menschen?
Zunächst einmal war für mich die Überschrift und der Leittext interessant: Der Artikel ist überschrieben: “Lass Dich von Jehova erziehen und werde weise”
Der Leittext ist Sprüche 8:32,33: “Und nun, o Söhne, hört auf mich; ja glücklich sind die, die meine Wege einhalten. Hört auf Zucht, und werdet weise, und bekundet keine Nachlässigkei”.
Die NEÜ gibt den Text wie folgt wieder: Und nun, ihr jungen Leute, hört auf mich. Wie glücklich sind alle, die auf meinen Wegen gehen. Hört auf die Mahnung und schlagt sie nicht in den Wind. Hört darauf und werdet klug.
Wenn Du den Artikel betrachtest, so möchten wir auf folgendes aufmerksam machen: es gibt einen bedeutenden Unterschied zwischen „Erziehung“ und „Zucht“. Da bereits Überschrift und Leittext diese Begriffe aber vermischen, ist klar, dass diese Differenzierung im Artikel nicht gemacht wird. Außerdem ist interessant, dass die NWÜ im Leittext den Begriff „Zucht“ verwendet, die NEÜ jedoch den Begriff „Mahnung“.
Wie und wo werden Werte vermittelt?
Werte werden durch Erziehung vermittelt. Erziehung bedeutet (nach Wikipedia) die pädagogische Einflußnahme auf die Entwicklung und das Verhalten Heranwachsender. Dabei beinhaltet der Begriff sowohl den Prozeß als auch das Resultat dieser Einflußnahme. Der Erziehungswissenschaftler Wolfgang Brezinka definiert Erziehung als „Handlungen […], durch die Menschen versuchen, das Gefüge der psychischen Dispositionen anderer Menschen in irgendeiner Hinsicht dauerhaft zu verbessern oder seine als wertvoll beurteilten Bestandteile zu erhalten oder die Entstehung von Dispositionen, die als schlecht bewertet werden, zu verhüten.
Erziehung ist somit ein aktiver Prozeß, der durch die Eltern in der Familie, jedoch auch in allgemeinen und speziellen Bildungseinrichtungen stattfindet: in Krippe, Kindergarten und Schule, jedoch auch im Sportverein oder in der Musikschule – und nicht zuletzt auch im Rahmen religiöser Wertevermittlung.
Zucht wird – in Abgrenzung zur Erziehung – bestenfalls als ein Element der Erziehung verstanden. Wenn von „Zucht“ die Rede ist, so denkt man – in Assoziation an das „Zuchthaus“ an Bestrafung. Dies rührt aus dem Sprachgebrauch und dem Wortursprung (lt. Wikipedia): „Die Grundbedeutung des Wortes Zucht (ahd./mhd. zuht) ist historisch die vom menschlichen Besitzer beeinflusste Fortpflanzung, Ernährung und Pflege von Nutztieren. Zu den weiteren Bedeutungen, die das Wort später annahm, zählen seit der Neuzeit die Unterweisung und Erziehung, besonders von Kindern (u. a. zu Anstand und Sittsamkeit), die ‒ dem Geist der Zeit entsprechend ‒ häufig mit Strafe einhergingen, wodurch sich auch Wörter wie Zuchthaus, Zuchtmittel, Züchtigung, Zuchtlosigkeit und Unzucht erklären.“
Wenn im Artikel der Begriff der Zucht genutzt oder assoziiert wird, so wird dieser Begriff somit im Sinne von Bestrafung gebraucht – dies allerdings, ohne sich mit diesem Begriff der „Strafe“ auseinanderzusetzen.
(Siehe auch Glossar, Zucht; Zuchtmaßnahme: Worthülse
Gemäß WTG-Regelwerk verhängte Disziplinarmaßnahme bis hin zum “Ausschluss/Gemeinschaftsentzug” aufgrund von “Fehlverhalten” oder Nichtkonformität mit WTG-Direktiven. Geht je nach Szenario mit öffentlicher Brandmarkung, doch so gut wie immer mit “Privilegien“-Verlust einher. Wird “Biblisch” mit Heb 12,5-11 “begründet“, wobei dieser Vers von Gott inspirierter und gemäß seinem Willen erfolgender “Züchtigung” – nicht von gemäß willkürlich/menschlich/organisatorischem Regelwerk erfolgender – spricht. Vgl. auch “Rat; Rat erteilen“.
Strafe oder Zucht?
Um den Artikel im Sinne der Verfasser besser verstehen zu können, ist es wichtig, sich mit dem Begriff „Strafe“ – hier gleichgesetzt mit „Zucht“ auseinanderzusetzen. Strafe hat, kurz gesprochen, eine Vergeltungsfunktion gegenüber dem, der einer Einzelperson oder der Allgemeinheit Schaden zugefügt hat. Strafe hat jedoch auch eine Sühnefunktion gegenüber dem Täter – er soll „bezahlen“. Außerdem soll ein Schuldausgleich hergestellt werden zwischen dem Täter sowie dem Opfer und der Allgemeinheit. Und Strafe hat eine Präventionsfunktion: der potentielle Täter wird (präventiv) abgeschreckt; ist jemand zum Täter geworden, so wird die Allgemeinheit durch seinen Freiheitsentzug (repressiv gegen den Täter, präventiv für weitere Opfer) vor weiteren Straftaten durch ihn geschützt.
In dem WT-artikel werden „vier Bereiche untersucht, die mit Erziehung zu tun haben“. Der erste Bereich ist der Bereich der Selbstdisziplin.
Wir zitieren Absatz 4: “Wie ist es bei jemandem, der Jehova im Erwachsenenalter kennenlernt? Vielleicht hat er schon eine gewisse Selbstdisziplin……”
Also: es gibt z.Z. etwa acht Milliarden Menschen – davon ist jeder tausendste ein Zeuge Jehovas. Von den ca. 7.992.000.000 Menschen, die keine Zeugen Jehovas sind – und also „Jehova im Erwachsenenalter kennenlernen (könnten), haben manche schon eine gewisse Selbstdisziplin. Diese Formulierung muss für Personen, die nicht zu JZ gehören, als arrogant, selbstherrlich, die Gemeinschaft der JZ idealisierend klingen – meinst Du als bekennender JZ dies nicht auch? Mit welchem Recht wird dem Rest der Menschheit Selbstdisziplin abgesprochen?
Um Selbstdisziplin zu erlangen, wird mehr Studium der WT-literatur empfohlen und als messbares Ergebnis von Selbstdisziplin wird mehr Einsatz in der Missionstätigkeit für Zeugen Jehovas empfohlen. Es wird als selbstverständlich unterstellt, dass jeder gläubige Christ nur einen Lebenszweck hat, nämlich die Mission für seine Religion.
Haben Künstler, die die Menschen mit ihrem Gesang, ihrem Schauspiel, ihren Bildern erfreuen, keine Selbstdisziplin? Haben Sportler, die allein oder in der Mannschaft ihren Sport treiben und den Zuschauern Freude machen, keine Selbstdisziplin? Haben Feuerwehrleute, die für den Einsatz trainieren oder Polizisten, die ihr Leben für die Sicherheit der Bürger einsetzen, keine Selbstdisziplin? Machen Lehrer an Schulen, Sozialpädagogen in Jugendzentren, Erzieher in Kindergärten keine disziplinierte Arbeit? Tun Millionen von Beschäftigten in produzierenden Firmen nicht diszipliniert ihre Arbeit, damit es Waren und Dienstleistungen gibt – und Steuern gezahlt werden, mit denen der Staat funktioniert? Ernähren Millionen von Eltern ihre Kinder und erziehen sie zu verantwortungsvollen Bürgern, die ihrerseits dann ins Erwerbsleben eintreten? Ist der rüstige Rentner, der im Ehrenamt tätig ist, ohne Disziplin?
Und sind alle diese Menschen nicht hinreichend „erzogen“, weil sie keine Zeugen Jehovas sind? Der Artikel befasst sich sodann mit der Kindererziehung und regt dazu an, Kinder mit Hilfe des Wortes Gottes zu erziehen.
Verfolgen wir die Argumentation der Absätze 8-11:
Wenn Eltern sich in der Erziehung von Gottes Wort leiten lassen, so wird dies erfolgreich sein. Noah ließ sich von Gott leiten, als er die Arche baute. Dadurch überlebte er.
Schlussfolgerung: Lass dich beim Kindererziehen von Jehova anleiten — durch sein Wort “und seine Organisation”.
Ohne Frage ist die Bibel eine wertvolle Richtschnur. Ihre Gebote sind einfach; die Auslegung der Schrift jedoch vielfach nicht ganz so einfach. Letzteres ist zum einen an der Vielzahl der christlichen Religionen zu erkennen, es ist aber auch daran zu erkennen, dass bei Zeugen Jehovas das Licht „immer heller“ wird, was bedeutet, dass in die Tiefe gehende Interpretationen der Schrift sich im Laufe der Jahrzehnte vielfach gewandelt haben. Wäre es einfach, so wäre dies sicher so bis heute nicht geschehen.
Gleichwohl ist der Rat, bei der Kindererziehung Gottes Wort zu berücksichtigen, ein guter Rat. In einem Atemzug – im selben Satz wird aber genannt: „… und seine Organisation.“ Damit machen Zeugen Jehovas sich Gott gleich. Das, was „seine Organisation“ – damit meinen Zeugen Jehovas sich selbst – sagt, entspricht Gottes Wort.
Jeder Zeuge Jehovas liest diesen Satz – denkt nicht weiter darüber nach und stimmt damit überein. Es sei nur ein Beispiel benannt: noch vor einigen Jahrzehnten wurde die Prügelstrafe für Kinder auch unter Zeugen Jehovas als normal und als adäquates Mittel der Erziehung angesehen. Inzwischen ist diese beispielsweise in Deutschland unter Strafe gestellt – und die entsprechenden Hinweise in der WT – Literatur lesen sich ganz anders. Die „Organisation“ hat sich hier der weltlichen Gesetzgebung anpassen müssen, da sie ansonsten ihre Anhänger zu Straftaten aufgefordert hätte.
Die Absätze 12 und 13 bauen – bezogen auf die Kindererziehung – das Kontaktverbot beim Gemeinschaftsentzug ein, ohne dieses direkt beim Namen zu nennen. Wir möchten die Absätze an dieser Stelle vollständig zitieren:
12 Eine der größten Prüfungen für manche Eltern hat mit dem Verhalten gegenüber einem ausgeschlossenen Kind zu tun. Eine Mutter, deren ausgeschlossene Tochter von zu Hause auszog, gibt zu: „Ich suchte nach Schlupflöchern in unseren Veröffentlichungen, um mit meiner Tochter und mit meiner Enkelin Zeit zu verbringen.“ Dann sagt sie: „Aber mein Mann erklärte mir liebevoll, dass wir es nicht mehr in der Hand haben, wie es mit unserem Kind weitergeht, und dass wir uns nicht einmischen dürfen.“
13 Einige Jahre später wurde die Tochter wiederaufgenommen. „Sie ruft mich jetzt fast jeden Tag an — oder sie schreibt mir“, erzählt die Mutter. „Und sie hat großen Respekt vor meinem Mann und mir, weil wir Gott gehorcht haben. Jetzt haben wir wieder ein richtig gutes Verhältnis.“ Hast du ein ausgeschlossenes Kind? Vertraust du dann „auf Jehova mit deinem ganzen Herzen, und stützt dich nicht auf deinen eigenen Verstand“? (Spr. 3:5, 6). Denk daran: Jehovas Erziehungsmaßnahmen sind ein Beweis seiner unvergleichlichen Weisheit und Liebe. Er gab seinen Sohn für jeden von uns — auch für dein Kind. Unser himmlischer Vater möchte nicht, „dass irgendjemand vernichtet werde“. (Lies 2. Petrus 3:9.) Vertraue also Jehova und folge seiner Anleitung, selbst wenn es schmerzlich ist. Arbeite in Erziehungsfragen immer mit Jehova zusammen, nicht gegen ihn.
Analysieren wir diese 2 Absätze:
Es ist von „Kindererziehung“ die Rede. Ist ein Jugendlicher jedoch getauft und wurde er von Zeugen Jehovas ausgeschlossen, so ist er entweder schon erwachsen oder er wurde jung getauft und ist nun immer noch minderjährig. Hier ist von einer Mutter die Rede, „deren ausgeschlossene Tochter von zu Hause auszog.“ Außerdem gab es bereits eine Enkelin.
Alles, was jetzt folgt, hat somit mit Kindererziehung überhaupt nichts zu tun. Die Mutter „suchte nach Schlupflöchern…, um mit ihrer Tochter und der Enkelin Zeit zu verbringen“.
Die Absätze 12 und 13 des Artikels unterstellen beim Leser, dass dieser die Direktive des Kontaktabbruchs beim Gemeinschaftsentzug kennt, versteht und akzeptiert. Und sie machen klar, dass diese Direktive (mit der wir uns an dieser Stelle nicht weiter auseinandersetzen) sich selbstverständlich als „Sippenhaft“ auch auf die Kinder ausgeschlossener Kinder erstreckt. Die Direktive wirkt natürlich nicht nur von Eltern auf Kinder und Enkel, sie wirkt auch umgekehrt von Kindern auf ihre Eltern.
Wir mutmaßen, dass es in jeder Versammlung der Zeugen Jehovas dutzende zweifelnder und suchender Menschen gibt, die die Gemeinschaft gern verlassen würden, um andere Wege zu gehen. Mit den Absätzen 12 und 13 wird diesen Leuten klar gemacht: wenn Du die Gemeinschaft verlässt, dann verlierst Du den sozialen Kontakt zu Deinen Kindern und Enkeln bzw. zu Deinen Eltern und Großeltern. Sie reden nicht mehr mit Dir, aber sie unterstützen und helfen Dir auch nicht mehr.
Kinder werden im Rahmen der Kindererziehung bei Zeugen Jehovas – und das sagt dieser Artikel mittelbar ebenfalls aus, vom übrigen Sozialraum isoliert, soweit es geht. Ein Kind „im Sinne der Bibel“ zu erziehen bedeutet bei Jehovas Zeugen, „es von der Welt getrennt“ zu halten. Was heißt das? Kinder von Zeugen Jehovas sollen Außenseiter sein – und sollen stolz darauf sein, sich in einer Art Märtyrerrolle als solche auch zu verstehen: keine Klassenfeiern, keine Klassenfahrten, kein Geburtstag, keine Feiertage, keine Vereinszugehörigkeit, keine außerschulischen Aktivitäten. Statt dessen unmodische Kleidung und ein Missionsauftrag gegenüber den Mitschülern – da kann man gewiss sein, dass die Kinder keine Freunde „in der Welt“ haben.
Geht ein Jugendlicher dann eigene Wege, vielfach aufgrund einer Beziehung zu einem Lebenspartner, so hat dies im Regelfall den Ausschluss und das darauf folgende Kontaktverbot zur Folge.
Man sollte sich als bekennender Zeuge Jehovas fragen, was eigentlich die Gemeinschaft zusammenhält und was Kinder und Jugendliche veranlasst, der Religionsgemeinschaft die Treue zu halten. Welches Ergebnis würde eine anonyme Umfrage ergeben, die die Zeugen Jehovas fragt: „Würdest Du ein Zeuge Jehovas bleiben, wenn sich nichts ändern würde, jedoch die Regeln des Gemeinschaftsentzuges aufgehoben würden, so dass kein Kontaktverbot zwischen JZ und ehemaligen JZ mehr besteht? – Antworte mit ja oder nein.“
Das Kontaktverbot eine Erziehungsmaßnahme Jehovas oder der Organisation?
Absatz 13 macht klar, dass der Ausschluss mit seinem Kontaktverbot und der einhergehenden Ächtung eine Erziehungsmaßnahme „von Jehova“ ist, die denjenigen, der in die Organisation zurückkehrt, vor der Vernichtung bewahrt.
Zitat: „Arbeite in Erziehungsfragen immer mit Jehova zusammen, nicht gegen ihn.“
Der Artikel besagt: Eltern, die ihre erwachsenen ausgeschlossenen Kinder und deren Kinder, also die Enkel, nicht meiden und ächten, die arbeiten „in Erziehungsfragen nicht mit Jehova zusammen“.
Noch einmal anders ausgedrückt: Eine Großmutter, die ihr Enkelkind sehen möchte, obwohl die Tochter von einem Komitee der Zeugen Jehovas ausgeschlossen wurde (was nichts über ihre religiöse Einstellung sagt), arbeitet „in Erziehungsfragen nicht mit Jehova zusammen“.
Wir überlassen jedem, nachdem er das nun deutlich verstanden hat, eine eigene Beurteilung dieser Direktive.
Der Gemeinschaftsentzug wird von Zeugen Jehovas als „Erziehungsmaßnahme“, also als Zucht, als Bestrafung angesehen. Betroffene empfinden dies vielfach auch so. Insoweit wirkt die Androhung wie eine Strafandrohung präventiv – sie veranlasst Zeugen Jehovas, die Regeln der Gemeinschaft zu beachten. Vordergründig erfüllt der Gemeinschaftsentzug die Funktion von „Strafe“, wie sie oben im Artikel erläutert wurde. Die abschreckende (präventive) Wirkung der Strafandrohung ist erheblich, jedoch hat der Gemeinschaftsentzug noch eine weitere entscheidende Wirkung:
Wie in jeder totalitären Gesellschaft ist es wichtig, die Informationsflüsse zu beherrschen. Es ist elementar, den Gedankenaustausch zwischen ehemaligen Zeugen Jehovas und der Glaubensgemeinschaft zu unterbinden. Zeugen Jehovas wird eingeschärft, sich von „weltlichem Gedankengut“ fernzuhalten. Alle, die das glauben und somit befolgen, befinden sich hinter einer unsichtbaren Mauer der eingeschränkten Informationen, die aber von Aussteigern durchbrochen wurde. Wenn die nun Informationen von außen nach innen tragen würden, so hätte dies fatale Folgen – das gilt es auf jeden Fall zu verhindern.
Was könnte ein besseres Argument sein als die Behauptung, der Gemeinschaftsentzug sei „eine Erziehungsmaßnahme von Gott“?!
Der restliche Artikel befasst sich damit, dass man „die geistige Speise“ in der Versammlung wertschätzen sollte.
Die Gedankenkette geht so: Gott setzte seinen Sohn über die Versammlung; der wiederum beauftragte den „treuen Verwalter“. Wer das ist, wird nicht direkt gesagt, aber jeder weiß es: es ist die WTG, die über ihre Druckerzeugnisse Gottes Wort interpretiert. Mit einem Dreivierteljahr Vorlauf – aber immer noch zur rechten Zeit – werden Zeugen Jehovas „weltweit geistig ernährt“. Die besondere Rolle der Ältestenschaft wird hervorgehoben.
Ich möchte an dieser Stelle nicht die Leistungen aufrichtiger Zeugen Jehovas schmälern, die in der Reinheit ihres Herzens über Jahre und Jahrzehnte als Älteste treuen Dienst in den Versammlungen taten und immer noch tun. Ich selbst war 50 Jahre mit Zeugen Jehovas verbunden und kann sagen, dass auch Menschen, die eine solche Rolle hatten, sich um ihre Glaubensbrüder bemüht haben.
Ich kann aber auch sagen, dass ich ebenso viele Älteste getroffen habe, die über ebenso lange Zeit selbstherrlich und dumm in ihren Ämtern saßen, ihre Macht ausnutzten und ihr eigenes Leben in keiner Weise im Griff hatten. Wenn nachweislich psychisch kranke Menschen, die aufgrund ihrer Erkrankung verrentet sind, die Versammlung von der Bühne aus belehren dürfen, dann muss man sich fragen, ob das die Versammlung ist, über die der Christus regiert.
Die letzten 2 Absätze befassen sich „mit etwas Schlimmeren als einer Zurechtweisung“. Was ist gemeint? Richtig! Natürlich das Scheitern, die Vernichtung, wenn man nicht dem folgt, was die WTG vorgibt.
Wie also können wir den Artikel zusammenfassen?
Selbstdisziplin führt zu besserem Versammlungsbesuch, mehr Zeitaufwand für das Studium der WT-literatur und mehr Missionseinsatz. Kinder werden in diesem Sinne erzogen; misslingt dies, so werden sie geächtet, bis sie in den Schoß der Gemeinschaft zurückkehren. In der Versammlung erfolgt Erziehung, wenn man dies – siehe Punkt 1 – diszipliniert für sich zulässt. Folgt man dem nicht, so zeigen biblische Beispiele: man wird scheitern und schlussendlich vernichtet.
Ein Christ bekennt seinen Glauben und seine religiös-ethische Überzeugung. Ein Christ lebt christlich – und zwar aus Überzeugung und unabhängig davon, ob er von Gleichgesinnten oder Andersgläubigen umgeben ist. Christliche Werte können in allgemeiner und spezieller Bildung und Erziehung ihren Widerhall finden und sollten dies auch tun. Dass dies immer weniger der Fall ist, beklagen Fachleute in der gesamten westlichen Welt.
Der hier beleuchtete WT-artikel will jedoch nur eins: für die WTG einspannen und alle, die ausscheren, mit Ächtung und Vernichtung bedrohen. Wieder einmal müssen wir konstatieren, dass das Thema gut gewählt wurde, der Inhalt jedoch am eigentlichen Thema vorbeigeht und nur den einzigen Zweck hat, die Gläubigen für die Gemeinschaft zu beanspruchen in „Studium, Versammlungsbesuch und Predigtdienst“.
Ich erwähnte es bereits – ich benenne es noch einmal:
Jüngst stand in der Zeitung, dass in Deutschland 30.000.000 Bürger sich ehrenamtlich einsetzen. Kann man das glauben? Kinder und Greise abgezogen, bedeutet dies, dass jeder Zweite in Deutschland ehrenamtlich aktiv ist. Das sind viermal so viele Menschen wie es weltweit Zeugen Jehovas gibt. Ich frage die Zeugen Jehovas im deutschsprachigen Raum: warum machen diese Menschen das? Mir fallen dafür lauter Gründe ein, die mit den „Früchten des Geistes“ korrespondieren. Es sind Deine Mitmenschen – Deine Nachbarn, die die Zivilgesellschaft mit ihrem Engagement stärken und am Leben erhalten – und die ganz maßgeblich zur Erziehung auch junger Menschen beitragen im Sportverein, in der Feuerwehr, in der Jugendfreizeit der Kirche u.v.m.
Ich möchte dazu anregen, den hier analysierten Wachtturmartikel noch einmal durchzulesen und wirklich zu verstehen, was er uns sagen will.
Schon mehrmals habe ich für mich überlegt, ob etwas anders verlaufen wäre, wenn ich und meine Angehörigen z.B. auf Bezirkskongressen uns getraut hätten und dem Mumm gehabt hätten, mit “Ehemaligen” zu sprechen, die vor dem Kongressgelände standen und freundlich Gesprächsbereitschaft signalisierten. Für uns waren sie damals leider nur die “Abtrünnigen” — ausgeschlossene Brüder und Schwestern, mit denen man auf gar keinen Fall etwas zu tun haben durfte, ansteckend wie die Pest. Möglicherweise hätte uns ein Gespräch aber etliche Jahre oder Jahrzehnte in einer verlogenen Religionsorganisation ersparen können. Wer weiß. Es ist schon so, wie Bert in seinem Artikel hier schreibt: “Wie… Weiterlesen »
Lieber Bert, Danke! Für die sehr gute Analyse bin ich sehr dankbar. Du stellst klar heraus, was einem über Jahre subtil untergejubelt wird. Über viele Jahre habe ich in allen Farben diese sogenannten “Erkenntnisse” bei der Vorbereitung angestrichen, unterstützt, und gemeint, Gott freue sich über mich und meinen Wissensdurst. Und mit meiner Antwort wollte ich ihn ehren. Als neue interessierte Person wurde ich gelobt und ermutigt zu mehr, heute würde ich es “hoffiert” nennen. Ohne es zu merken eignet man sich die Sprache an, von der es heißt es sei die “reine Sprache”. Aber erst wenn man wieder Leuten erklären… Weiterlesen »
Lieber Bert, vielen Dank für deine Zusammenfassung dieses Artikels. Es ist unglaublich, wie man mit der Zeit diese Verlogenheit und Menschenmanipulationen in den WT Artikeln erkennt. Schon allein diese Erfahrung des Kindes, welches sich dann bei den Eltern für das Kontaktverbot bedankt schreit zum Himmel. Welches Kind käme auf die Idee, sich für Ächtung zu bedanken??!! Wäre es nicht angebrachter, ein Kind liebevoll durch Gespräche und praktische Hilfe zu bewahren? Außerdem, was kann das Enkelkind dafür das es auch gleich mit geächtet wird? Die LK sind Personen welche Satismuss an den Tag legen. Interessant ist auch, dass immer wieder etwas… Weiterlesen »
Dass das Ächtungsgebot eine Zuchtmaßnahme von Menschen und nicht von Jehova ist, steht für mich außer Frage. Der Artikel überrascht deshalb auch nicht, denn es handelt es sich um die seit Jahrtausenden ewige Wiederkehr des Gleichen: der Mensch herrscht zum Schaden über den Menschen. Das Schrift- und Auslegungsmonopol der LK beruht auf der Lehre von der apostolischen Sukzession, die auf Irenäus zurückgeht und besagt, dass priesterliche Gewalt nur von den Aposteln ausgeht, die allein Christus vertreten und diese allein die Gemeinde vor Gott. Dem hat Luther bekanntlich das Priestertum aller Gläubigen entgegengesetzt! Wohl dem, der diesem Machtmonpol der WTG nicht… Weiterlesen »
Zum Thema: Die Wahrheit bringt nicht „Frieden . . ., sondern ein Schwert“ Man beachte zu Matthäus 10:34-38, Der Hass und die Feindseligkeit gehen nicht von den Christen aus – sondern von den Antichristen. Das durchleben zu müssen kann ein Martyrium sein; aber es wurde uns angekündigt. Kontaktverbot in den Tagen Jesu: „Doch keiner sagte seine Meinung öffentlich, denn sie hatten Angst vor den führenden Juden.“ Vor den Ältesten und der LK. Johannes 7:13, „Sie sagten das aus Angst vor den führenden Juden, denn die hatten bereits beschlossen, jeden aus der Synagoge auszuschließen, der sich zu Jesus als dem Messias bekennen würde.“ Johannes 9:22, “Du… Weiterlesen »
Hallo mal eine Frage. Ab Januar werden im Bibelstudium in den Versammlungen das neue Jesus Buch und die christlich griechischen Schriften durch die WTG-Brille besprochen. Könnte man nicht hier auf BI einen extra Bereich aufmachen, wo hier jede Woche die gleichen Kapitel aus der Bibel besprochen werden wie in der Versammlung, nur nicht durch die WTG-Brille sondern durch die christliche Sichtweise ? Wäre bestimmt spannend welche Punkte den hier schreibenden so in den entsprechenden Kapiteln der Bibel finden.
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Gute Idee, doch wer könnte und würde das sinnvoll machen?
Hallo Timotheus Das finde ich eine gute Idee. Bin sofort dabei.! Als wir das letzte Mal das Jesusbuch studiert haben, ich glaube 2 Mal hat es einige, selbst Studienleiter gegeben, die es als ein Kinderbuch abgetan haben. Ich selbst fand es das interessanteste Buch von allen, die wir je studierten. Jedoch habe ich es mit Hilfe von Barclay studiert und konnte so viele Interessante Gedanken herausfinden. Wir hatten einen verständnisvollen Studienleiter, der zugelassen hat, meine Gedanken einzubringen. Heute ging das nicht mehr, alleine aus Zeitgründen nicht und weil es die wenigsten interessiert. Vielleicht gelingt es uns auf diese Weise,… Weiterlesen »
Hallo allerseits!
Ich habe soeben interessehalber einmal in der aktuellen 2017er Ausgabe der Luther Bibel Sprüche 8:32 nachgelesen. Auch hier wird der Begriff Zucht verwendet. Natürlich besteht zwischen Zucht und Mahnung ein Unterschied – allerdings frage ich mich wieso auch andere Übersetzungen hier auch auf den Begriff “Zucht” setzen.
Wer kann dazu etwas sagen?
Guten Morgen, in der Rubrik: Über uns steht folgendes… Aufruf zum Dialog Daher rufen wir auch unsere Leser auf, sich mit ihren eigenen Anregungen, mit Kritik und ergänzenden Hinweisen insoweit an einem gedeihlichen Dialog zu beteiligen, wie sie das bessere Verständnis inhaltlicher Zusammenhänge fördern oder anregen können. Wir behalten uns weiterhin das Recht vor, Kommentare mit beleidigenden Äußerungen, Verunglimpfungen oder polemischen Darstellungen von der Veröffentlichung auszuschließen. Warum lässt man zu, dass Edelmuth ständig angegriffen wird??? Was war an seinem letzten Kommentar falsch? Ich habe daraus lediglich festgestellt, dass er das neue Jesusbuch aufmerksam aber auch skeptisch liest.… Weiterlesen »
Hallo Andreas,
ich hätte da auch einen Netten: Sprüche 26:17.
LG Horst
Jesus spricht:
„Wahrlich, ich sage euch: In dem Maße, wie ihr es einem der geringsten dieser meiner Brüder getan habt, habt ihr mir getan“ (Matthäus 25:40).
Jesus spricht:
„Meine Mutter und meine Brüder sind diese, die das Wort Gottes hören und es tun“ (Lukas 8:21).
Jesus spricht:
„Denn wer immer denWillen meines Vaters tut, der im Himmel ist, der ist mir Bruder und Schwester und Mutter“ (Matthäus 12:50).
Jesus spricht:
„Wer immer den Willen Gottes tut, dieser ist mir Bruder und Schwester und Mutter“ (Markus 3:35).
Ich habe mal nachgesehen , was ,, Lichtträger ” bedeutet . Der lateinische Name des Morgensterns ( Venus ) ist ,, Luzifer oder ,,Lucifer .” Wörtlich übersetzt bedeutet er ,, Lichtträger ” . röm. Mythologie wurde Luzifer als poetische Bezeichnung für den Morgenstern , also für den Planeten Venus verwendet . Der griechische Begriff Phosphoros ist ,,Lichtbringer ” bzw. Eosphoros ,, Bringer der Morgenröte ” . In zahlreichen Stellen der ,, Vulgata ” steht der Begriff ,,Luzifer ” für den ,, Morgenstern “, ohne dass dies in einer Beziehung mit dem Teufel stünde .( Zitat) Mit dem Titel ist nicht Satan gemeint , sondern den unter ,,Luzifer … Weiterlesen »
Eines wollte ich noch sagen :
Wenn man im Internet nach ,, Lichtspender ” sucht , wird man eine Menge Beleuchtung bekommen , sonst nichts .
Krank machende Kommunikation = WT-Studium Lieber Bert, für mich hast Du es vor allem mit einem Satz aus deinem Artikel voll auf den Punkt gebracht: “Wenn nachweislich psychisch kranke Menschen, die aufgrund ihrer Erkrankung verrentet sind, die Versammlung von der Bühne aus belehren dürfen, dann muss man sich fragen, ob das die Versammlung ist, über die der Christus regiert.” Wer das Thema “Verrückt machende Kommunikation” googelt, der kommt nicht umhin zu erkennen, dass genau das die Belehrung und Unterweisung ist, die die WTG nutzt, um uns alle verrückt zu machen! Laut deiner Beobachtung werden wir nur zu oft von psychisch… Weiterlesen »
Ich hatte da diesen etwas seltsamen Traum wie folgt: Siehe da war eine grosse Volksmenge von acht Millionen Menschen, die aufrecht stand in Reih und Glied in Mitten der Wüste. Jeder hatte in seiner linken Hand ein Tablet und auf ihrer Stirn war das Zeichen ‚JW.ORG‘ eingebrannt. Vor diesen war eine Bühne. Auf dieser waren sieben Throne auf denen sassen sieben Könige. Über diesen schwebte eine Tafel mit der Aufschrift ‚JW.ORG‘. Hinter diesen Thronen sassen 144000 auf Campingstühlen. Dann erhoben sich die sieben Könige und der Klang ihrer Stimme rief ‚Neues Licht!!‘. Darauf blitzte aus der Tafel ob… Weiterlesen »