Wenn Sie mit Jehovas Zeugen die Bibel studieren, versichert man Ihnen, dass Sie alles prüfen können, was Sie kennenlernen. Sie würden von der Annahme ausgehen, dass Ihre Meinung zählt und Ihre Fragen nicht als tabu betrachtet werden.
Genau dieser Ansicht war auch Rochelle Sevier, als sie beschloss mit einer Zeugin aus ihrer örtlichen Gemeinde in Salem, Massachusetts, der Heimat der berüchtigten Hexenprozesse aus dem späten 17. Jahrhundert, die Bibel zu studieren.
Rochelle waren die Zeugen nicht völlig fremd. Sie war als Jüdin geboren, und ihre Mutter begann ein Studium mit den Zeugen, als sie erst fünf Jahre alt war.
„Meine Mutter nahm meine Schwester und mich mit zu den Zusammenkünften. Ich besuchte sogar schon als Kind einen internationalen Kongress“, erinnert sie sich. Aber Rochelle verlor im Teenageralter das Interesse und ging dann nicht mehr zu den Zusammenkünften. Sie rechnet es ihrer Mutter hoch an, dass sie nicht versucht hatte ihr diese Religion aufzuzwingen, als sie merkte, dass es für sie nichts war.
So konnte sie einschließlich ihrer jüdischen Wurzeln auch ihre eigene Spiritualität erfahren.
„Als Erwachsener begann ich im Leben nach einem Sinn zu suchen. Ich besuchte zusammen mit anderen jüdischen Kollegen wöchentliche Tora-Studien, die von einem orthodoxen Rabbi abgehalten wurden. Nach einigen Jahren besuchte ich verschiedene jüdische Tempel, um mich meines geistigen Erbes anzunehmen. Leider habe ich durch den Besuch dieser Tempel keine Erfüllung gefunden.“
Rochelles spirituelle Reise brachte sie im Jahr 2011 zu den Zeugen zurück. Zu dieser Zeit hatte ihr Vater, der zuvor der Auseinandersetzung mit dieser Religion widerstanden hatte, für ein paar Jahre studiert.
Als Erwachsene beschloss sie, an ihrer ersten Zusammenkunft teilzunehmen und war von der Zuneigung und dem Interesse, das man ihr entgegen brachte, sogleich überwältigt. Rochelle vereinbarte mit der Frau des Koordinators der Ältestenschaft ein Bibelstudium.
Gemeinsam studierten sie das Buch „Was lehrt die Bibel wirklich“. Zeugen Jehovas führen Bibelstudien mit Interessierten anhand dieses Buches durch. „In meinem Eifer studierte ich zweimal die Woche, ich besuchte die Zusammenkünfte, die Kreiskongresse und die Bezirkskongresse“, erklärt sie.
„Nach und nach lernte ich auch andere Schwestern der Versammlung kennen, die bei meinem Studium dabei waren. Ich wurde aufgrund meiner neugierigen Natur und meines Wissen über das Material, das studiert wurde, der ‘ideale Bibel-Studierende’“. Trotz der Fortschritte, die Rochelle machte, kam nach und nach doch ihre „neugierige Natur“ zum Vorschein, und sie machte gelegentliche Ausflüge online, um zu sehen, was sie an objektiven Informationen über die Zeugen finden konnte.
Als sie damit anfing, begann sie sich schuldig zu fühlen, aber sie nahm ihr Studium ernst und wollte wissen, ob das wirklich „die Wahrheit“ ist. „Hin und wieder kam ich auf Geschichten, die mich nachdenklich stimmten, insbesondere die Lebensgeschichte von Barbara Anderson. Ich behielt diese Informationen im Hinterkopf.“
Fragen führten zu einer Schelte
Trotz ihrer früheren Bereitschaft ihre Zweifel zu begraben, beschloss Rochelle weiter zu forschen und den Beweisen nachzugehen, egal wohin sie führten oder wie unbequem sie waren. Das war um den Januar 2014 herum. Die über neun Jahre dauernde, von der Organisation aber nicht offengelegte geheime Zugehörigkeit der WTG zu den Vereinten Nationen, betont ihre Heuchelei.
„Ich stieß auf eine Fülle von Informationen, die das Bild in Frage stellten, das die WTG von sich zeichnete.“
Dass die Wachtturm-Gesellschaft ein NGO- Mitglied der Vereinten Nationen war, des ‚wilden Tieres’ also, war die erste Geschichte, auf die ich stieß.
Dann las ich die Berichte darüber, wie die WTG Pädophile schützt und sie einfach frei herumlaufen lässt, und das nur, weil die Gesellschaft auf ihrer „Zwei-Zeugen-Regel besteht“.
Diese Informationen hatten Rochelle tief beunruhigt, und sie entschied zu tun, was jeder normale Student der Zeugen Jehovas tun würde … sie fragte diesbezüglich ihre Lehrerin. Die Reaktion aber war nicht ganz so, wie sie es erwartet hatte. „Meine Lehrerin wollte meine Fragen nicht beantworten, sondern reagierte stattdessen mit Wut und Verachtung.
Sie behandelte mich wie jemanden, den man auf frischer Tat erwischt hatte.“
Aber anstatt sie davon zu überzeugen, dass sie etwas falsch gemacht hatte, bestärkte die Reaktion ihrer Lehrerin Rochelle erst recht in ihrem Entschluss die Wahrheit aufzudecken.
Weil sich ihr Mentor hartnäckig weigerte ihr die Antworten zu geben, nach denen sie sich sehnte, wandte sie sich wieder dem Internet zu und war weiterhin entsetzt durch das, was sie alles aufdeckte.
Abbruch des Studiums
Es war um die Zeit, als sich Rochelles Vater auf seine Taufe vorbereitete, und sie kam nicht umhin ihre Entdeckungen ihren Eltern mitzuteilen in der Hoffnung, ihren Vater von seiner schrecklichen Taufentscheidung abbringen zu können. „Ich hatte gehofft, dass ich ihnen helfen könnte aufzuwachen und die Taufe meines Vaters zu stoppen, vor allem nachdem ich erfuhr, dass sie die Tauffragen geändert hatten.“
Ich erkannte, dass mein Vater nicht im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft werden sollte, sondern im Namen einer Organisation. „Zu ihrer Bestürzung wurde die Taufe dennoch vollzogen. Rochelle hatte beschlossen nicht daran teilzunehmen, aber ihr Vater erzählte ihr später, dass er bei der Taufe einen der Ältesten wegen ihrer Fragen angesprochen und ihn gefragt hatte, ob er ein Treffen mit ihr arrangieren könnte.
„Der Älteste sagte, er müsse zuerst mit den anderen Ältesten sprechen; danach würde er meinen Vater informieren. Am nächsten Tag sagte er meinem Vater, er könnte nicht mit mir sprechen, gab ihm aber keinen Grund dafür an.“
Aufgrund dieser Gleichgültigkeit gegenüber ihren ernsten Bedenken hörte Rochelle auf die Bibel zu studieren. Sie ging auch nicht mehr zu den Zusammenkünften. Aber es dauerte nicht lange, bis ihr ehemaliger Mentor wieder bei ihr vorzusprechen suchte.
„Im Laufe der Zeit ließ mich meine Lehrerin wissen, dass sie an mich dachte. Anfangs war ich mir unschlüssig, ob und wenn ja, wie ich reagieren sollte. Ich war wütend und fühlte mich wegen der Art verletzt, wie schlecht sie mich wegen meiner Fragen behandelt hatte. Ich sagte ihr schließlich, wie ich mich fühlte, und sie sagte, sie habe mich nie verletzen wollen, aber sie müsste ihr Verhältnis zu Jehova schützen, und das wäre der Grund, warum sie auf meine Fragen nicht eingehen könne.“
Die verbotene Textnachricht
Es verging einige Zeit, bis Rochelle vor kurzem erfuhr, dass die Wachtturm-Gesellschaft plant, die Gemeinden zu einem monatlichen Spendenbetrag zu verpflichten.
Entsetzt über diese Entwicklung, fühlte sich Rochelle gezwungen, ihrer Freundin folgende SMS-Nachricht zu schicken…
„Zuerst möchte ich sagen, dass ich für dich und die anderen in der Versammlung viel Liebe empfinde. Sie liegen mir wirklich am Herzen. Was ich euch zu sagen habe, geschieht aus Liebe und aus reinem Herzen heraus. Ich habe etwas über die neue Spenden-Anordnung der Wachtturm-Gesellschaft gehört, und ich denke, es ist nicht richtig, dass sie die Herde jetzt auf einen monatlichen Spendenbetrag verpflichten will. Die Wachtturm-Gesellschaft ist nicht besser als jede andere Religion. Rutherford hatte Recht, als er sagte, Religion sei eine Schlinge und ein Gimpelfang.
Ich hoffe, dass die Leute aufwachen und erkennen, dass sie geschröpft werden. Die Ältesten müssen aufhören die [Herde] zu belügen. Der Spenden-Brief war vier Seiten lang, aber die Ältesten wurden angewiesen der Versammlung nur die erste Seite vorzulesen. Ich habe eine Kopie des gesamten Briefs, weil ein Ältester die Information durchsickern ließ.“
Rochelle konnte nicht ahnen, was durch ihre SMS-Nachricht ausgelöst wurde.
Ihr Instinkt sagte ihr Tage später, sie sollte die Telefonschaltung für die Versammlung nutzen und sich das Programm anhören. Sie spitzte die Ohren, als angedeutet wurde, dass es in der Dienstzusammenkunft für die Versammlung eine spezielle Ansprache geben werde. Sobald die Ansprache begann, erkannte Rochelle, dass der Vortrag sie selbst betraf. Sie wurde öffentlich der Abtrünnigkeit angeklagt, obwohl sie keine getaufte Zeugin war!
Höhepunkte aus dem „Salem-Hexen-Prozess“ des 21. Jahrhunderts
„Einige, die das Wort Gottes studieren, …sind der Abtrünnigkeit zum Opfer gefallen, wir möchten, dass die Versammlung sich dessen bewusst ist.“ Die Einführung des Redners war etwas verwirrend und man hatte den Eindruck, dass er von mehreren Personen anstatt von einer Person sprach. „Einige Freunde, die nicht von unserer Art sind, haben manchmal Kontakt mit uns und sie konfrontieren einige von uns mit negativen Informationen in Bezug auf die leitende Körperschaft. Sie beschuldigen die lokale Ältestenschaft der Versammlung gegenüber der Lüge.“
Wegen der SMS, die Rochelle nur Tage zuvor versandt hatte, war es zu diesem Zeitpunkt klar, dass in dieser Ansprache von ihr die Rede ist – auch wenn der Redner kurioser Weise darauf bestand, dass es sich hier um „einige Freunde“ handle. Der Redner, der Sekretär der Versammlung Salem, stellte Rochelle als jemanden dar, der es sich zum Ziel gesetzt hat, aus finsteren Motiven Kontaktdaten zu sammeln.
„Manchmal ist es so, dass einige, die mit uns eine Weile verbunden sind, und die wir ein wenig kennengelernt haben, … von uns Handy-Nummern und E-Mail-Adressen haben wollen. Du rufst jemanden an, und schon hat er deine Nummer.
Du schickst jemandem eine E-Mail: „Ach, ich werde ihm diese Mail senden“, und peng, haben Sie deine E-Mail-Adresse. Seien wir also vorsichtig! Wenn wir mit irgendwelchen Informationen von Abtrünnigen kontaktiert werden, … sollten wir alles tun, um das zu vermeiden.“
Der Sprecher ignorierte die Tatsache, dass es durchaus normal ist, wenn Zeugen mit Personen, mit welchen sie die Bibel studieren, per SMS kommunizieren. Diejenigen, die sich eines „abtrünnigen Denkens” schuldig machen, werden als subversiv verunglimpft und als Personen verspottet, die „Jehovas Kanal, der die Wahrheit austeilt“, in Frage stellen, „als anfällig dafür über Böses zu debattieren. Wir wollen nicht über die Wahrheit diskutieren, schon gar nicht mit Abtrünnigen!“
Bei diesen Bemerkungen, die übrigens seine gesamte Rede begleiten, vergisst der Redner, dass Rochelle ja nur eine ungetaufte Bibel-Schülerin und daher überhaupt nicht in der Lage ist, den Begriff „abtrünnig“ zu definieren.
Wie auf dieser Website bereits besprochen , bezieht sich „Abfall vom Glauben“ auf den Akt seine Religion zu verlassen. Man kann eine Religion aber nicht verlassen, der man gar nicht angehört hat.
Rochelle war nie eine Zeugin Jehovas. Sie hatte noch nicht einmal zu predigen begonnen. Ihr einziges Verbrechen bestand darin, die falschen Fragen zu stellen, aber der Sprecher sah es offenbar anders.
Er fährt fort: „Und Freunde, wenn man darüber nachdenkt, ist es ein großer Unterschied jemandem eine Frage zu beantworten, der aufrichtigen Herzens und auf der Suche nach der Wahrheit ist und die Antworten herbeisehnt. Es ist ein Unterschied zwischen einer solchen Person und jemandem, der abtrünnig denkt, und den wir deshalb meiden sollten.
Und das ist hier der Fall. Ich weiß, dass wir solchen Personen nicht helfen können, wenn sie SMS-Nachrichten, E-Mails oder Website-Adressen austauschen. Das ist nicht das Ziel solcher Websites, ihr Ziel ist es nicht, die Wahrheit zu erfahren, sondern ihr Ziel ist es unseren Glauben zu untergraben, das ist ihr Ziel.
So sollten wir nicht fälschlicherweise denken, wir seien nur dazu da, um solchen Personen zu helfen. Das wird nicht passieren. Ihnen kann nicht geholfen werden. Wir wollen uns selbst schützen.“ Dann stellt der Redner Rochelles Motive infrage.
Nach seinem Verständnis konnte sie nicht aufrichtigen Herzens sein und Sehnsucht nach der Wahrheit haben. Wenn sie Fragen nach der UN-Zugehörigkeit oder der Zwei-Zeugen-Regel hatte, war sie bestimmt darauf fokussiert den Glauben ihrer Lehrerin zu untergraben, auch wenn sie nur dasLehrbuch „Bibel“ behandelten. „Manchmal mögen wir uns fragen: ‘Wie kann jemand, der mit uns die Bibel studiert und auch einige unserer Zusammenkünfte besucht hat, wie also kann eine solche Person abtrünnigem Denken erliegen?
Wir sollten uns daran erinnern, dass solche Personen wirklich niemals gefestigt werden, oder wie es die Schriften sagen, ‘im Glauben stabil werden’. Sie entwickeln nie eine wirkliche Beziehung zu Jehova Gott und Liebe zu seinem Wort.
Die meiste Zeit haben sie sehr schlechte Studiengewohnheiten, wahrscheinlich bereiten sie sich nicht auf ihr Studium vor… , kommen ohne Vorbereitung zu den Zusammenkünften – mal kommen sie, mal wieder nicht – und so bekommen sie nie ein Verhältnis zu Jehova Gott. Und am Ende öffnen sie sich dem Teufel, und die Probleme beginnen sich zu mehren.“
Der Redner charakterisiert ihre Studiengewohnheiten in vernichtender Weise, obwohl Rochelle zweimal wöchentlich studierte und die Zusammenkünfte regelmäßig besuchte. Aber für den Redner war es wohl bequemer sie als „Abgefallene“ zu bezeichnen und als schlechte Studierende hinzustellen und ihr so die Schuld zuzuschieben.
In den Köpfen einiger Zeugen sind Jehova und die Wachtturm-Gesellschaft kaum voneinander zu unterscheiden. Eine weitere Kuriosität ist es, dass der Redner den Studienverlauf eher naiv und engstirnig beschreibt. Seiner Ansicht nach könnten Studierende nicht durch eine einseitige Wachtturm-Propaganda indoktriniert und unter einen ungebührlichen Einfluss gebracht werden.
Vielmehr werden sie durch Information „geerdet“ und „im Glauben stabil“.
Der Sprecher begeht den häufigen Fehler der Wachtturm-Apologeten, Jehova Gott mit der Wachtturm-Gesellschaft gleichzusetzen, so dass beides untereinander austauschbar wird. Wenn Rochelle die Geschichte und die Politik der Wachtturm-Gesellschaft nicht akzeptiert, dann verdient sie es einfach nicht ein „Verhältnis zu Jehova Gott“ zu haben. Wenn sie nicht jedes Wort, das ihr Studienleiter sie lehrt, ohne Fragen akzeptiert, dann öffnet sie sich dem Teufel.
Der Sprecher gibt in der Tat zu, dass seine Rede weitgehend der berüchtigten Ansprache auf dem Bezirkskongress 2013 über „Abtrünnige Menschen” entlehnt ist, die für solche Personen schlimme Beschimpfungen enthielt. Aber er gibt seine eigene Variante vom „Tisch der Dämonen“ wider, indem er Rochelle mit der Frau einer TV-Krimi-Serie verglich, die mehrere Ehemänner mit Getränken vergiftete, welchen man Frostschutzmittel beigemischt hatte.
Wenn ein reifer Erwachsener solche Übertreibungen benutzt, kann man davon ausgehen, dass auch er selbst ein Opfer der Wachtturm-Indoktrination geworden ist. Wenn es darum geht einen Feind, der die „Organisation Jehovas“ in Frage stellt, derart unbegründet und emotional zu bekämpfen, lässt man jede Vernunft und Logik außer Acht.
Eine unnötige Warnung
Der Redner beendet schließlich seinen Vortrag, lässt Psalm 26:4 lesen und erinnert seine Versammlung mit diesem Vers daran sich nicht mit Abtrünnigen einzulassen.
Rochelle, die tatsächlich keine Zeugin Jehovas ist, wird von nun an als „bezeichnet“ betrachtet. Das ist die Vorstufe zu einer Ächtung, deren sich Älteste bedienen, wenn Zeugen sich „einer flagranten Missachtung der theokratischen Ordnung“ schuldig machen, aber keine schwere Sünde begangen haben, die zu einer Komitee-Verhandlung führen würde, (nach dem Handbuch für Älteste “Hütet die Herde…” Ausgabe 2010, Seite 124).
Rochelle meint, sie sei froh, dass die meisten aus der Versammlung Salem von ihrer SMS nichts wüssten und folglich auch diese Ansprache nicht mit ihr in Verbindung bringen würden. Ihre eigene Mutter weigert sich indes, in der Ansprache des Redners eine Schmährede auf ihre Tochter zu erkennen.
Sollte die Rede tatsächlich als „Warnung“ zu verstehen gewesen sein, dann unterstreicht das nur diese unnötige Überreaktion. Wie das Hirten-Buch es selbst im Abschnitt über „das bezeichnet halten“ sagt: „Wenn das ordnungswidrige Verhalten anderen nicht bekannt ist, und keine geistige Bedrohung für andere darstellt, ist es in der Regel am besten, die Dinge durch Ermahnung und Rat zu behandeln.
Die Ältesten sollten eine Ansprache zur Warnung nicht voreilig an die Versammlung richten.“
Rochelle selbst wurde keine „Ermahnung” zuteil, es wurde nicht versucht ihr zu helfen und auf ihre Fragen einzugehen, auch nicht nach der Aufforderung ihres Vaters.
Sowie sie zeigte, dass sie zu viel wusste, schalteten die Ältesten direkt in den Panik-Modus.
Eine glückliche Flucht
Als ich gestern Abend noch mit Rochelle telefonierte, schien sie alles gelassen zu sehen, obwohl sie diese Erfahrung doch sehr betroffen gemacht hatte. Nachdem sie sich nun glücklich von dieser totalitär geführten Organisation und ihrem Kult befreit hatte, gilt nun ihre verständliche Sorge der misslichen Lage ihrer Eltern. Leider sind sie in einer selbstverliebten Organisation gefangen, die alle Versuche unabhängig zu denken oder ehrlich nachzufragen rücksichtslos bekämpft.
Wenn du dich mit dem Gedanken trägst, mit den Zeugen Jehovas ein Bibelstudium zu beginnen, würde Rochelle dir empfehlen zunächst einmal ihre Erfahrung kennenzulernen. Eine Organisation, die ernst genommen werden will und für sich beansprucht die „alleinige und einzige Wahrheit“ zu besitzen, sollte es doch begrüßen, wenn man ihre Lehren und Praktiken aufrichtig untersucht.
Im Falle der Wachtturm-Gesellschaft kann man sich jedoch eine herbe Abfuhr einholen, wenn man die falschen Fragen stellt oder den Stoff etwas zu gründlich untersucht. Es könnte dazu führen, dass man von der Bühne herab als „giftiger Abtrünniger” verurteilt wird, noch bevor man sich ihnen überhaupt angeschlossen hat.
Immer dieselbe Geschichte! Diese Schilderung entspricht genau dem Muster, was schon tausendfach geübt worden ist. Und da behaupten diese Ältesten „in der Wahrheit“ zu sein! Dabei muss ich mich fragen, warum sie dann die Wahrheit so sehr fürchten, dass sie zu Verleumdungen, Verdrehungen und Lügem greifen? Die Wahrheit hat sich noch nie fürchten müssen! Aber die Lüge muss sich immer fürchten, als Lüge entlarvt zu werden. Was sagte Jesus? „Die Weisheit erweist sich durch ihre Werke als gerecht!“ (Mat. 11:19) Wenn man das wirklich glaubt, kann man sich beruhigt zurücklehnen und abwarten. Aber statt dessen wird getäuscht und… Weiterlesen »