Original Filmtrailer: “KREUZWEG”
https://www.youtube.com/watch?v=hcZw6vKasYk
Ultrareligiöse Erziehung kann tödlich sein. Dass diese Aussage nicht übertrieben ist, zeigt der preisgekrönte Film “Kreuzweg” von Dietrich Brüggemann. Dieser Film offenbart eindrucksvoll, wie eine 14-Jährige durch die religiöse Erziehung ihrer Mutter und durch ihre Kirche seelisch missbraucht wird.
Link zum Video, Jehovas Zeugen – Parallelen zu dem Film “Kreuzweg”: https://www.youtube.com/watch?v=j-WDPeDBKPU
Diese Art der ultrareligiösen Erziehung ist nicht nur innerhalb extremer Gruppen der katholischen Kirche oder der Evangelikalen zu finden. Bei der Betrachtung dieses Films, war für mich als Zeuge Jehovas erschreckend, welche Parallelen zwischen diesem fiktiven Drama und unserer Zeugenrealität bestehen.
Dabei geht es mir in erster Linie nicht um das lieblose Verhalten der Mutter, die vor lauter Predigen und fanatisch religiösem Eifer vergisst, ihrer Tochter echte Liebe und Gefühle zu zeigen oder den Vater, der zwar immer anwesend, aber nie für sie da ist. Es gibt solche Mütter und Väter auch zur Genüge unter den Zeugen.
Es geht in meinem Vergleich um die geistigen Führer solch fundamentalistischer Religionen und deren Vertreter, der in diesem Fall ein Pfarrer ist. Auffallend ist, dass der Vertreter dieser ultrareligiösen Gruppe es versteht, äußerst sympathisch und überzeugend auf seine Schäfchen einzuwirken.
Auch die sogenannte „Sklavenklasse“ – die leitende Körperschaft und geistige Führung der Zeugen Jehovas – versteht es, ihren Schäfchen einzuschärfen, Gott würde Opfer von seinen Dienern erwarten. Nur die persönliche Hingabe und das Opfer u. U. bis hin zum Tod führen zur Seligkeit.
„Jehova belohnt seine loyalen Diener“, so lautet ihre Botschaft, die mit der guten Botschaft der Bibel aber nichts zu tun hat.
In dieser Logik und in diesem Drama hat auch Maria Gott am Ende eine große Freude bereitet: Sie ist für Gott gestorben, um die Gesundheit ihres Bruders zu bewirken. Die perverse Botschaft, die transportiert werden soll: Gott erwartet, dass wir unser Leben für ihn opfern.
In ähnlicher Weise werden Jehovas Zeugen gedrängt, ihr Leben zur Rettung ungläubiger Weltmenschen einzusetzen, sonst verlieren sie ihr eigenes Leben. Die Feststellung des Apostel Paulus aus Apg. 20:1-38 „Ich bin rein vom Blut aller Menschen“, wird fälschlicherweise auf seinen angeblich ungebremsten Einsatz im sogenannten Haus zu Haus – Predigtdienst angewendet.
Blutschuld lädt, nach der WTG Lehre, jeder Zeuge Jehovas auf sich, wenn er nicht gewissenhaft und eifrig von Haus zu Haus predigt. Er ist angeblich, gemäß der Bibel verpflichtet, so viele Menschen wie möglich zu retten. Wenn demzufolge, ein noch nicht Bekehrter umkommen sollte, weil es versäumt wurde, ihn zu warnen, so muss dies laut WTG der Zeuge Jehovas, der ihn hätte warnen können, mit seinem eigenen Leben bezahlen.
Die Filmhandlung
In dieser Geschichte steht Maria kurz vor ihrer Firmung und sie freut sich sehr darauf. Sie fühlt sich fest mit Gott verbunden und möchte unbedingt alles richtig machen. Ihr Naturell zeichnet sich durch Ernsthaftigkeit und Gewissenhaftigkeit aus.Nur so ist zu verstehen, dass sie alles, was ihr im Namen Gottes vermittelt wird, auch umsetzen will.
Maria versucht es ihrem Pfarrer und der Mutter recht zu machen. Sie isst keine Kekse während des Firmunterrichts, geht regelmäßig beichten, nimmt den kleinen Bruder nicht unnötig oft auf den Arm, lügt nicht und nimmt ganz bestimmt nicht die Einladung des netten Schulkameraden zu dessen Kirchenchor an, wo satanisches Liedgut gesungen wird: Gospels und Soul.
Besonders hier kann man die offensichtlichen Parallelen zu jungen Zeugen, die sich auf ihre „Taufe und Hingabe“ vorbereiten, erkennen. Sicher, viele Jugendliche und Kinder der ZJ nehmen es nicht so ernst wie Maria in diesem Film, so dass sie Gefahr liefen, psychischen Schaden zu erleiden oder in den Selbstmord getrieben zu werden. Aber: die Folgen solcher Indoktrination zeigen sich oft auch erst in späteren Jahren.
Wie Maria, versuchen gerade junge, ernsthafte und gewissenhafte Persönlichkeiten, es den Eltern und den Ältesten recht zu machen. Doch darf eine Kirche ihre Anhänger derart massiv beeinflussen und steuern, ihnen die Entscheidung über Gut und Böse, Falsch und Richtig vollständig abnehmen? Hier muss ein klares und entschiedenes “Nein!” folgen. So wie Maria, sind auch die Jugendlichen in unseren Reihen Bevormundungen, Gängeleien und Manipulationen durch die selbsternannten „Bessermenschen“ ausgesetzt und stehen somit unter großem Druck.
Kleine und große Verbote und Reglementierungen, deren Nutzen an den Bedürfnissen junger Menschen völlig vorbeigehen, werden angewandt, um das Gewissen der Jugendlichen vor den Eltern, den Ältesten und vor Gott zu belasten.
Der regelmäßige Versammlungsbesuch ist Pflicht. Auch wenn es dir als Kind schwerfällt: du darfst vor allem nicht einschlafen, denn das könnte tödlich sein. Du solltest gewissenhaft den Predigtdienst durchführen, den Pionierdienst anstreben und auf Hochschulbildung verzichten. Und vergiss bitte nicht, Verfehlungen wie das Rauchen einer Zigarette, das Anhören „satanisch-weltlicher Musik“, Selbstbefriedigung, Pornografie oder unmoralische Kontakte mit dem anderen Geschlecht, sofort den Ältesten beichten.
Auch wäre es gefährlich der Einladung zu Klassenfahrten, Partys oder der eines netten Schulkameraden Folge zu leisten. Gebetsmühlenartig werden diese Themen in den Zusammenkünften behandelt. Die WTG wähnt sich als Hüter von Sitte und Moral und damit beauftragt, im Namen Gottes gegen alles Schlechte vorzugehen.
In o.g. Drama stößt Maria, in ihrem Bemühen, alle Forderungen zu erfüllen, rasch an ihre Grenzen. Körperlich sowieso von schwacher Konstutution, wird sie zunehmend entkräfteter und obendrein in der Schule gemobbt, weil sie sich weigert, zu Popmusik Sport zu treiben – vor allem aber leidet sie psychisch.
Eine Erfahrung, die auch Kinder von Jehovas Zeugen machen, wenn sie einer ultrareligiösen Erziehung durch Eltern ausgesetzt sind, die ihr Verhältnis zu Gott abhängig machen von dem, was ihnen ihre Hirten durch verdrehte Bibelauslegung vorgeben. Wer Kinder immer wieder darauf hinweist, dass Gott in jeden Winkel seines Herzens schaut, um dort irgendeine Sünde ausfindig zu machen, missbraucht sie seelisch.
Kinder als Gotteskrieger
Kindersoldaten im Kampf für Gott? Das mag zunächst an den, durch die Medien thematisierten, militanten Islam erinnern. Der Pfarrer in diesem Drama sieht das natürlich anders. Er möchte die Kinder vor den Verlockungen der bösen Welt und des Fleisches schützen. “Wappnet euch gegen die Verlockungen der Welt.”
Auf der gleichen Welle reitet auch unsere Führung. Die Welt da draußen ist schlecht und alle Menschen, die Jehova nicht dienen, auch. Für einen Zeugen Jehovas ist das einzige Erfordernis für einen wahren Christ heutzutage, die Menschen der Welt davon zu überzeugen, dass sie alle die falsche Religion haben und nur wir die einzig richtige. Deshalb verfolgen sie nur ein Ziel – die Menschen zur wahren „Organisation Gottes“ zu führen.
In dieser Gemeinschaft wird man dann vom Rest der Welt isoliert. Sollte man nach vielen Jahren aufwachen, so verlässt man einen abgeschlossenen Schutzraum (der sehr klein ist) und kommt in die große weite Welt (die sehr groß ist). Wir finden uns dann in einem Land wieder, in dem wir vorher nicht wirklich waren und in dem wir die vielen Möglichkeiten noch nicht kennen.
Nun sind wir umgeben von vielen Menschen, die überwiegend christlich orientiert sind und ihren Glauben mehr oder weniger aktiv oder passiv leben. Dieses für uns neue Land müssen wir selbst erkunden – und die für uns passenden Möglichkeiten, daran zu leben, finden.
In diesem Filmdrama erscheint der Pfarrer wunderbar einfühlsam, sehr sympathisch und als aufrechter Gottesmann. Er ist kein Mann kalter Worte. Freundlich zugewandt, schafft er es, dass ihm die Jugendlichen im Unterricht zuhören. Er ermuntert sie und begeistert vor allem Maria mit Geschichten von heiligen Kindern als Gotteskrieger.Umso perfider und gefährlicher ist er für die Heranwachsenden.
Nicht nur katholische Amtsträger stehen seit Jahren heftig in der Kritik – vor allem wegen ihres Umgangs mit sexuellem Missbrauch, sondern auch Amtsträger in den Reihen der Zeugen Jehovas. Doch von dieser Tatsache wissen viele ZJ nicht oder es interessiert sie nicht – es schmeckt ihnen zu bitter, sie wollen es nicht wahrhaben. Zu diesem Thema gibt es zahlreiche Presseberichte und auch Artikel auf diversen Websiten, wie dieser hier.
Doch heute soll um den Missbrauch der Psyche gehen. Was wir heute anprangern möchten, ist das starre ideologische System ultrareligiöser Kirchen.
Warum haben es diese Institutionen heute noch so leicht, Menschen unter ihrer Kontrolle zu halten? Viele Menschen verlangten nach klaren Botschaften. Sie haben Sehnsucht nach einer Religion, die ihr Bedürfnis nach unverrückbaren Werten und einfachen Wahrheiten befriedigt. Als Folge geraten sie “in ein Meer von sinnlosem Aktionismus”und schwimmen mit. “Opfere dich auf!” “Sei ein Apostel, folge dem Christus”, heißt es nicht nur bei der Pius-Bruderschaft in der katholischen Kirche. Die radikalen Katholiken der Pius-Bruderschaft stehen nicht im Abseits, sondern im Zentrum der Katholischen Kirche. “Päpstlicher als der Papst” könnte der Leitspruch sein und findet Zustimmung.
Die Parallelen zu der Lehrestruktur der Zeugen Jehovas ist frappierend. Teufelszeug ist alles, was das Leben schön macht – so die Botschaft, die besonders jungen Menschen vermittelt wird. So wie der Pfarrer in diesem Filmdrama spricht auch unsere leitende Körperschaft nur von Opfern, die jeder Mensch für Gott im Alltag bringen kann und das
beginnt schon beim Verzicht auf die kleinen Dinge, die das Leben schöner machen. Popmusik ist Teufelszeug, Jungs sind tabu, genauso wie schicke moderne Kleider uns Schminke. Gedanken über das eigene Spiegelbild sind schon tendenziös gefährlich.
Zur Strategie solcher Indoktrination gehört es „Erfahrungen“ von Gleichaltrigen zu präsentieren, die als „Soldaten Jesu Christi“ vorbildhaft ihr Leben vollkommen dem Glauben verschrieben haben. Auch jungen Zeugen werden auf “JW Broadcast” Kinder und Jugendliche präsentiert, die ihr ganzes Leben für „Jehova“ einsetzen wollen, weil sie überzeugt sind, dies sei der beste Lebensweg für sie. So wie bei der 14-Jährigen Maria, fällt diese Belehrung bei vielen junge Zeugen auf fruchtbaren Boden. Von klein auf sind sie von der rigiden Religionsauslegung, zu der sich ihre Eltern bekennen, geprägt worden.
Der Film „Kreuzweg“ zeigt, dass religiöser Fundamentalismus nicht nur in militanten Formen des Islams existiert, sondern eben auch im Christentum. Ein unbequemer Gedanke – besonders für einen Zeugen.
Anders sein als die Anderen
Hier offenbaren sich die Zwänge eines falsch interpretierten Glaubens, der zu einer emotionalen Vernachlässigung führt. Maria will nicht nur von Gott angenommen werden, sondern vor allem ihrer Mutter gefallen. Und in ihrem Bemühen, sich ständig verschiedenen Anforderungen anpassen zu wollen, reibt sie sich auf.
Als Folge davon gilt Maria in der Schule als Außenseiterin. Sie weigert sich, im Sportunterricht Aufwärmübungen zu einem Popsong zu machen und wird ausgegrenzt. Aber auch ihre Einsamkeit bringt sie nicht von der Opferbereitschaft ab. Stattdessen kontrolliert sie fast manisch ihren Körper und ihre Gedanken. Die sich anbahnende Freundschaft mit Christian beendet sie abrupt.
Die Kosequenzen solcher Erziehung: “Du musst anders sein, als die Weltmenschen.” verspüren fast immer auch Kinder von Jehovas Zeugen. In der Schule gelten sie als Außenseiter. Geburtstagsfeier, Klassenfahrten, Schulfeste oder Aufgaben als Klassensprecher stellen für sie ein Problem dar. ZJ betonen immer, sie träfen diesbezüglich individuelle Entscheidungen und viele Jugendliche nehmen es nicht so genau, mit der Umsetzung der Ratschläge des “Sklaven”. Doch vom Grundsatz her wird erwartet, dass ein ZJ – Kind für seine Glaubensüberzeugung Stellung bezieht und die von ihm forcierte Ausgrenzung wird als ein Beweis für Verfolgung interpretiert. Dies wiederum ist für ihn eine Bestätigung, im „wahren Glauben“ zu sein und damit schließt sich der Kreis.
Ja, so kann die Wirklichkeit bei den Zeugen Jehovas aussehen. Ich habe diesen Aufsatz mit den Augen eines “Langjährigen” gelesen. Es hat mir gefallen, dass hier objektiv und ehrlich das Thema der falschen religiösen Beeinflussung und deren Folgen behandelt wird. In meinem Leben habe ich tatsächlich das alles gesehen – und immer verabscheut! Und es gab leider so manches Elternhaus, wo diese bedrückende Stimmung herrschte. Die Folgen waren immer dieselben: Selbsttötung, Verlust des Glaubens, Absinken in Unmoral (!), tiefe Enttäuschungen und zahlreiche psychische Wunden, die ein normales Leben kaum noch zuließen. Ich wurde immer an die Indoktrination der Jesuiten erinnert:… Weiterlesen »
Hallo ihr Lieben,
ich finde es interessant, dass dieser Film hier Erwähnung findet.
Kommt betreffs der Ähnlichkeit zu Zeugen Jehovas zwar nicht an “Delphinsommer” ran, ist jedoch trotzdem inhaltlich aufschlussreich, was die Wirkung von strenger (wenn nicht gar fanatischer) Religiosität bei Kindern anrichten kann.
Gruß
Onkel Heinz
Meine folgender Kommentar passt zwar nicht zu dem Thema, wäre generell vielleicht doch von Interesse: Ist euch aufgefallen, dass im letzten WT-Studienartikel folgendes behauptet wird? Zitatanfang ——————————————————————————————————- Und dann machte er ihnen auch noch das falsche Versprechen: „Ihr werdet ganz bestimmt sein wie Gott, erkennend Gut und Böse.“ ——————————————————————————————————- Zitatende Quelle: WACHTTURM / Februar 2017 / Seite 5 / Abschnitt 9 Das Satan ein Lügner (oder auch ein Täuscher) ist, steht völlig außer Frage. Aber gemäß Gottes Wort war das zitierte Versprechen nicht falsch! Beweis: 1. Mose 3:22 (NWÜ): Und Jehova Gott sprach dann: „Siehe, der Mensch ist im Erkennen von Gut und Böse wie einer… Weiterlesen »
…diesen Film habe ich ich früher ( als er raus kam) schon sehr oft angesehen-habe mir oft viele gedanken darüber gemacht was fanatismus oder strenge bei jedem( ob kind oder jugendlichen oder erwachsenen ) anrichten kann.das muss nicht im buchstäblichen tod enden wie in dem film von maria dargestellt,aber seelischer tod ist ein tod bzw sterben auf raten , wenn der betreffende sich nicht befreien kann oder ihm von anderer seite geholfen wird…
in gedanken bei jedem der darunter zu leiden hat.TIANDRA♥
Auf jw.org ist schon wieder ein Artikel für Jugendliche mit Depressionen : Vertrau dich deinen Eltern oder anderen erfahrenen Erwachsenen an, sorg für gesunde Ernährung, genug Schlaf, mach Sport, beten – bla bla (als hätte ein Zeugenteenie Zeit für Sport). Soll so aussehen, als würden sich die lieben Onkels fürsorglich um ihre Opfer kümmern, obwohl sie in aller Regel die Verursacher sind. Von Missbrauchstraumata fang ich jetzt mal nicht an, auch wenn im Grunde alle psychisch missbraucht werden. Sonst raten sie ja auch durchaus mal zum Therapeutenbesuch; das fehlt diesmal ganz. Logo – ein vernünftiger Psychloge erkennt schnell die wahren… Weiterlesen »