Was besagt das „Keinen Gruß entbieten”-Konzept der WTG? Es geht um Anweisungen der WTG mit denen sie unser Verhalten gegenüber Ausgeschlossenen regeln möchte. Im Wachtturm vom 1.5.1971, S. 286-288 wird die Frage aufgeworfen, Zitat: „Wie sollte sich ein gewissenhafter Christ einem Verwandten gegenüber verhalten, der nicht zu seinem Haushalt gehört und dem die Gemeinschaft entzogen ist?“
Keine geistige Gemeinschaft
Zusammengefasst wird folgendes gesagt: Wenn es um einen Familienangehörigen geht, der zum gleichen Haushalt gehört, z. B. eine ausgeschlossene Ehefrau, dann müsste der Mann immer noch für seine Frau und seinen Haushalt sorgen. Welch ein Glück für die betroffene Familie. Er darf mit ihr sogar über tägliche Dinge sprechen, das jedenfalls gesteht die WTG den Betroffenen großzügig zu. Aber aus Achtung vor dem Gemeinschaftsentzugs-Beschluss dürfte keine „geistige Gemeinschaft“ mehr gepflegt werden. Unter geistiger Gemeinschaft versteht die WTG Gespräche über biblische Themen oder theokratische Angelegenheiten. Das ist natürlich ein raffinierter Schachzug der WTG, mit dem man sicherstellen möchte, dass ein Zeuge, der die Gemeinschaft verlassen hat und deshalb als Abtrünniger gebrandmarkt ist, sich mit seiner Familie nicht mehr über seine Zweifel und abweichenden Ansichten unterhalten kann.
Ein aufgeklärter Mensch wird an dieser Stelle nur den Kopf schütteln. Das Eheleben, welches ja besonders auch vom Gedankenaustausch über die innersten Gefühle und Überzeugungen lebt, wird durch den Gemeinschaftsentzug zur bloßen Versorgungseinrichtung degradiert.
Weitere Einzelheiten findet man im Wachtturm vom 15. September 1963, Seite 571—574. Zitat:
„Der Gemeinschaftsentzug löst die fleischlichen Bande nicht auf. Doch es ist ratsam, nur dann mit einer abgeschnittenen Person, die außerhalb des näheren Familienkreises steht, in Berührung zu kommen, wenn es für die Angelegenheiten der Familie absolut notwendig ist.“
Großzügig betont man, dass ein Gemeinschaftsentzug die „fleischliche Bindung“ nicht aufhebt, um dann im gleichen Atemzug zu betonen „nur dann mit einer abgeschnittenen Person (?), die nicht zum näheren Familienkreis gehört, Kontakt aufzunehmen, wenn es für die Angelegenheiten der Familie absolut notwendig ist“.
Ausgeschlossene an der Arbeitsstelle
Auf Seite 544 wird auch erklärt, dass Christen (man beachte die immer wiederkehrende Betonung der Bezeichnung „Christen“), die auf der gleichen Arbeitsstelle tätig sind wie eine Person, der die Gemeinschaft entzogen wurde, nicht mit dieser Person sprechen sollten, es sei denn, es sei zur Verrichtung der Arbeit notwendig und das Gespräch beschränkt sich auf solche Arbeit. In diesem Sinn wird auch erwartet, dass man die Kontakte zu ausgeschlossenen Verwandten und die Gespräche mit ihnen auf ein Mindestmaß beschränkt. Wie auf der „weltlichen Arbeit“ sollte ebenso der Kontakt zu Familienmitgliedern, denen die Gemeinschaft entzogen wurde, eingeschränkt oder, wenn möglich, ganz abgebrochen werden.
Wie ist es mit Verwandten
In diesem Zusammenhang entwickelt die WTG im erwähnten Artikel ein weiteres Szenario, welches die Perversität dieses „Keinen Gruß entbieten”-Konzepts auf die Spitze treibt, indem die Frage aufgeworfen wird:
„Wie verhält es sich aber, wenn eine Person, die von Gottes Versammlung abgeschnitten ist, einen unerwarteten Besuch bei einem Gott hingegebenen Verwandten macht? Was sollte der Christ (?) in diesem Fall tun?“
Also, da entschließt sich ein Ausgeschlossener oder Abtrünniger kurzfristig zu einem Besuch bei seinen Eltern, seinem Bruder, Opa, Enkel, Neffen oder Onkel u.s.w. Was für eine Frechheit in den Augen der WTG. Auch hier wird die Antwort jeden normal empfindenden Menschen erschüttern. Zitat:
„Wenn es sich dabei um einen ersten Besuch handelt, so kann der Gott hingegebene Christ, wenn es sein Gewissen erlaubt, dem Abgeschnittenen dieses Mal allgemeine Familienhöflichkeiten erweisen. Er ist aber nicht verpflichtet, dies zu tun.“
Man beachte was hier gesagt wird. Wenn es sich um einen ersten Besuch handelt, dann kannst du allgemeine Familienhöflichkeiten erweisen, wenn es dein Gewissen erlaubt, du bist aber nicht verpflichtet dazu! „Wen es dein Gewissen erlaubt?“ Menschen mit einem „normalen Gewissen“ würden ihr Gewissen eher belasten, wenn sie sich an diese Ratschläge halten. Es ist in Wirklichkeit die WTG, die hier vorschreibt wann und wie dein Gewissen zu reagieren hat. Sie macht dir doch erst das schlechte Gewissen.
Zitat weiter:
„Wenn jedoch solche Höflichkeiten erwiesen werden, dann sollte der Christ dem Missetäter zu verstehen geben, dass solche Besuche nicht zur Gewohnheit werden dürfen. … Der exkommunizierte Verwandte sollte daher verstehen lernen, dass er jetzt nicht so willkommen ist wie früher, als er vor Jehova recht wandelte. ‒
„ …es ist unerlässlich, dass Gott hingegebene Christen der Versammlung ihrem Verwandten, dem die Gemeinschaft entzogen wurde, durch ihr Verhalten zeigen, dass sie seine Handlungsweise missbilligen, indem sie ihre Verbindung zu ihm auf das Unumgängliche beschränken.“
Auf Deutsch: Wenn du dem Verwandten in dieser Situation schon gnädig Familienhöflichkeiten erweist, dann mache ihm aber so schnell wie möglich klar, dass dies nicht zur Gewohnheit werden darf. Denn es sei, „ … unerlässlich, dass Gott hingegebene Christen ihrem Verwandten durch ihr Verhalten zeigen, dass sie seine Handlungsweise missbilligen, indem sie ihre Verbindung zu ihm auf das Unumgängliche beschränken.“
Wo ist die biblische Grundlage?
Nun lasst uns untersuchen ob dieses „Keinen Gruß entbieten“-Konzept der WTG wirklich christlich und biblisch sein kann. Kann die WTG irgendwo auf eine Aussage Jesu verweisen, die als Beleg angeführt werden könnte, dieses „Konzept“ mit seiner Lehre zu rechtfertigen? Ist jemand, der diese Anweisungen der WTG umsetzt, tatsächlich ein „echter Christ“?
Nein, dieses „Konzept“ lässt sich nur dann mit der Lehre Christi begründen wenn man seine Worte verdreht. Das „Keinen Gruß entbieten”-Konzept wird von der WTG unter anderem mit den Worten aus 2. Johannes 7-10 begründet. Dort lesen wir gemäß der NWÜ:
„Denn viele Betrüger sind in die Welt ausgegangen, Personen, die das Kommen Jesu Christi im Fleische leugnen. Dies ist der Antichrist. Wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre (die Lehre über den Christus) nicht bringt, so nehmt ihn niemals in euer Haus auf, noch entbietet ihm einen Gruß. Denn wer ihm einen Gruß entbietet, hat an seinen bösen Werken teil.“
Frage dich: Von welchen Personen sprach Johannes? Sprach er von Sündern? Sprach er von Personen, welche die Lehre irgendeiner Religionsorganisation hinterfragten oder ablehnten? Nein, er sprach eindeutig von Betrügern oder Verführern, die Menschen in deren Häusern aufsuchen um ihre antichristliche Lehre zu verbreiten. Betrüger, die Jesus Christus verleugnen und verdrängen, die an Stelle der Erlösung durch Christus andere Prioritäten setzen, z.B. die Werksgerechtigkeit. Solche sind als Verführer oder „der Antichrist“ vorhergesagt worden.
Wer ist der Verführer oder Antichrist?
Tut mir leid, liebe Zeugen Jehovas, aber hier spricht Johannes auch von euch. Auch wenn ihr jetzt entrüstet aufschreit und behauptet: „Aber wir verleugnen den Christus und sein Opfer nicht, es ist einfach abwegig so etwas zu behaupten! Der Sklave betont doch immer wieder die Wichtigkeit dieses Opfers!“
Ja, das tut der Sklave, aber wie? Halbherzig und immer unter der Prämisse: Ohne Jehova und seine Organisation geht es nicht, gibt es keine Rettung. Zitat aus dem WT-Studienartikel, Nov. 2018 „Kaufe die Wahrheit und verkaufe sie nicht!“:
„Jehova, unser großer Lehrer, hat uns durch die Bibel viel beigebracht: zum Beispiel die Wahrheit über seinen Namen und über das Lösegeld seines Sohn Jesus Christus. Diese Wahrheiten sind kostbar, denn durch sie kommen wir unserem Schöpfer näher. Sie geben unserem Leben Sinn.“
Man analysiere was hier wirklich vermittelt wird. Reduzieren wir diesen Satz auf das Wesentliche: „Jehova hat uns die Wahrheit über seinen Namen und über das Lösegeld seines Sohn Jesus Christus vermittelt, und diese Wahrheiten sind kostbar …“
Es geht also um „Wahrheiten“ oder Lehren, die Jehova uns beigebracht haben soll. Tatsächlich geht es aber um die speziellen Lehren der Organisation. Diese „Wahrheiten“ haben für dich kostbarer zu sein als das Opfer Jesu selbst? Die Reihenfolge der Aufzählung ist nicht zufällig gewählt. Erst kommt die „Wahrheit“ über den Namen Gottes, dann die „Wahrheit“ über das Lösegeld. Kernpunkt dieser Lehraussage der WTG: Wenn du ein gutes Verhältnis zu Gott aufbauen möchtest, musst du der „Wahrheit“, sprich der „Lehre des Sklaven“ folgen und erst dann kommt das Opfer Jesu für dich zur Anwendung. Nicht alleine deinen Glauben an Jesus Christus solltest du als deinen wertvollsten Besitz betrachten, sondern deinen Glaube an die „Wahrheiten“ der WTG. Genau das sind die Lehren von Betrügern, die wir meiden sollen. Die Gleichung der WTG ist simpel „Wer die Lehre der WTG hinterfragt oder ablehnt wendet sich von der Lehre Jesu ab!“ Die WTG stellt ihre Lehre ohne Bedenken mit der Lehre Jesu auf eine Stufe, nein eigentlich sogar darüber.
Die krasse Falschauslegung von 2. Joh. 7-10
Das gesamte Konzept der WTG „Ausgeschlossene nicht einmal zu grüßen” beruht auf einer krassen Falschauslegung von 2. Johannes 7-10. Wie wir gelesen haben ging es Johannes um CHRISTUSGEGNER, um ANTI-Christen. Das Ablehnen der LEHRE über den Christus sollte für Christen der Grund sein, den Kontakt mit solchen Personen zu vermeiden, nicht Sünde, Lebensführung, Wandel oder Moral. Der Apostel gebraucht den Begriff „Verführer” (plánoi, Täuscher) also für solche, die andere IN BÖSWILLIGER ABSICHT hinter sich her- und vom christlichen Evangelium wegziehen wollen.
Nicht Schwester Lieschen Müller ist hier gemeint, die schon seit Jahren erfolglos gegen ihre Nikotinsucht ankämpft aber dennoch immer wieder der Versuchung erliegt und heimlich pafft, ohne andere in böswilliger Absicht zum Rauchen verführen zu wollen. Auch ein Jugendlicher, der seinen sexuellen Gefühlen erliegt und mit seiner ersten Liebe ins Bett geht, ist hier nicht gemeint. Durch solche Handlungen wird man andere wohl kaum von der Wahrheit über den Christus wegführen.
Jesus lebte uns vor, wie man mit Menschen, die der Sünde erlegen sind, umzugehen hat. Nicht verurteilen und meiden, sondern im Gegenteil, sich ihnen zuwenden. Man warf Jesus deshalb vor, selbst ein Fresser und Weinsäufer, also ein Sünder zu sein, weil er mit solchen Menschen zusammen kam (Lukas 7,31-34; vergl. Matthäus 11,16-19).
Jesus, ein „Freund der Sünder?”
Ja, du liest richtig, Jesus war und ist ein Freund der Sünder und damit auch unser Freund. Jesus hat mit Sündern gegessen und vertrauten Umgang mit ihnen gepflegt und ihnen sicherlich keinen Gruß verweigert. Um ein „Freund der Sünder” zu sein setzte sich Jesus selbst der gefallenen und verdorbenen Welt aus, weil „Sie (Wir) sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie (wir) vor Gott haben sollen“ (Römer 3,23). Trotz unseres sündigen Zustands, geht Jesus eine Beziehung mit uns ein (Lukas 7,31-34; vergl. Matthäus 11,16-19). Es waren die Pharisäer, die Jesus dafür kritisierten, weil er sich mit gesellschaftlich Verbannten und Ausgestoßenen abgab und sich als „Freund der Sünder” bezeichnete. Jesus tadelte diejenigen, welche sich trotz ihrer spirituellen Unreife als geistige Elite sahen. Diese „Selbstgerechten“ forderten von anderen ein rigoroses Einhalten ihrer Vorschriften und Rituale. Sie wollten dem Gesetz ein äußerliches Erscheinungsbild geben. Für sie war dies wichtiger als ein echtes Verständnis von Gottes Barmherzigkeit und eine auf Christus gegründeten Beziehung zu ihm.
Das Gleichnis Jesu vom verlorenen Schaf
Das Gleichnis Jesu vom „verlorenen Schaf“ zeigt, welche wichtige Bedeutung die Verlorenen und Schutzlosen, solche, die vom Weg abgekommen sind und ihre Sicherheit verloren haben, für Gott haben. Für Gott sind die Verlorenen so wichtig, dass er sie sucht bis sie gefunden und zurück in Sicherheit sind.
„Es nahten sich ihm aber alle Zöllner und Sünder, um ihn zu hören. Und die Pharisäer und die Schriftgelehrten murrten und sprachen: Dieser nimmt die Sünder an und isst mit ihnen. Er sagte aber zu ihnen dies Gleichnis und sprach: Welcher Mensch ist unter euch, der hundert Schafe hat und, wenn er eines von ihnen verliert, nicht die neunundneunzig in der Wüste lässt und geht dem verlorenen nach, bis er’s findet?” (Lukas 15,1-4).
Doch die WTG tut alles um „Sünder“ zu stigmatisieren und verlangt sogar den Kontakt mit Verwandten abzubrechen, die in ihren Augen reuelose Sünder sind. Also solche die z.B. rauchen oder die Organisation verlassen. Wie schon erwähnt, wird im Wachtturm vom 15. September 1963, Seite 571—574 genau beschrieben, wie sich ein Zeuge Jehovas zu verhalten hat: „Wie verhält es sich, wenn eine Person, die von Gottes Versammlung abgeschnitten wurde, einen unerwarteten Besuch bei ihren Gott hingegebenen Verwandten macht? Was sollte der Christ in diesem Fall tun?“
Abgeschnitten von der Versammlung
Man beachte hier zunächst die Formulierung „eine Person, die von Gottes Versammlung abgeschnitten wurde“. Wir wissen, wer von der Versammlung Christi abgeschnitten wurde, ist vom Leben abgeschnitten. Doch wer entscheidet, ob „ein Sünder“ vom Leben abgeschnitten wird? Ein sogenanntes Rechtskomitee der WTG, bestehend aus unvollkommenen Männern, welche die Anweisungen der WTG befolgen? Sind wir Menschen nicht alle vom Leben abgeschnitten solange wir das Opfer Jesu nicht im Glauben angenommen haben? Mit welchem Recht können Menschen, die selber Sünder sind und damit vom Leben abgeschnitten wären wenn sie die Barmherzigkeit Gottes durch das Opfer Jesu nicht angenommen hätten, andere vom Leben abschneiden? Warnte uns Jesus nicht ausdrücklich davor uns als Richter über andere zu erheben?
Weiter wird gesagt: „Einem Sünder, welcher nicht bereut, darf keine Höflichkeit erwiesen werden!“ Er sollte lernen, dass er nicht mehr willkommen ist? Grußverweigerung als Zuchtmaßnahme Gottes? Ich habe die Evangelien und die Bergpredigt rauf und runter gelesen, jedoch ohne den geringsten Ansatz zu finden, dass diese Maßnahmen von Jesus Christus so gelehrt oder gelebt wurden.
Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein
Als man Jesus dazu aufforderte eine Ehebrecherin zu verurteilen wandte er sich an die Ankläger, vergleichbar mit den Männern eines Rechtskomitees der WTG,und forderte: „Wer von euch ohne Sünde ist werfe den ersten Stein!“ Nachdenklich gingen die Ankläger in alle Richtungen. Diese Männer hatten wenigstens noch so viel Ehrlichkeit, ihre eigene Sündhaftigkeit zu erkennen, eine Ehrlichkeit, die man von den meisten Gliedern eines Rechtskomitees kaum erwarten kann.
Jesus verurteilte die Ehebrecherin nicht, sondern ermahnte sie, nicht weiter zu sündigen. Damit brachte er sehr deutlich zum Ausdruck, dass ihr Verhalten nicht in Ordnung war. Jesus bedachte die Frau aber nicht mit irgendwelchen Auflagen, wie zum Beispiel beim Tempelbesuch in der letzten Reihe zu sitzen oder mit einem Kommentar-Verbot. Jesus sagte auch nicht: „Wenn ich dich wieder erwische dann wirst du vom Leben abgeschnitten“. Er überprüfte nicht ihre Reue, obwohl er selbst ohne Sünde war und das Recht dazu hatte. Mit welchem Recht erdreisten sich eigentlich die Männer eines Rechtskomitees die Reue eines Sünders zu überprüfen, wo sie das doch weder können, noch auf Grund ihrer eigenen Sündhaftigkeit irgendein Recht dazu haben?
„Moment mal“, werden die geschulten Zeugen jetzt einwenden, „Jesus hat Sünder immer wieder zur Reue ermahnt“. Richtig, Reue und Einsicht darüber ein Sünder zu sein ist die erste Voraussetzung überhaupt um durch das Opfer Jesus Errettung zu erlangen. Nur wer erkannt hat, dass er ein Sünder ist weiß, dass er der Gnade bedarf, so wie der Sünder der nur sagte: „Herr sei meiner armen Seele gnädig“. Jesus sagte: „Ich bin nicht gekommen um die Sünder der Welt zu richten, ich bin gekommen um zu retten“.
Luk. 18,13: „Der Zöllner aber stand von ferne und mochte auch nicht die Augen aufheben gen Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: o Gott, sei mir Sünder gnädig.“
Keinen Gruß entbieten
Doch zurück zum eigentlichen Thema. Die Wendung „keinen Gruß entbieten“ oder „grüßt ihn nicht” hat auch die Bedeutung „sich nicht mit ihm freuen“. Es geht also um den Tatbestand des Anteilnehmens oder des „Jemanden für sein Tun beglückwünschen“, nicht aber um ein absolutes, totales Rede-, Sprech- und Kontaktverbot. Diverse Nachschlagewerke erklären die Wendung als „Ermutigung und Erfolg wünschen”.
Schließlich stellt die Gleichsetzung von „Grüßt sie nicht” des Johannes mit Pauli Ermahnung „Keinen Umgang haben (mē synanamígnysthai, nicht vermischen/zusammensein)” aus dem 1. Korintherbrief, Kapitel 5, sowohl ein „Verwechseln von Äpfeln mit Birnen”, als auch eine irreführend ungenaue Lesart des Bibeltextes dar. Die beiden Begriffe bedeuten nicht dasselbe.
Einem „bösartigen Christusleugner”, der seine antichristlichen Ansichten aggressiv verbreitet, würde man für sein Tun nicht „Glück wünschen”. Inwieweit mit solchen Personen weitere (notwendige) Kommunikation erfolgen kann oder sollte, lässt Johannes völlig offen und es gilt der Grundsatz „Aus Nichterwähntem dürfen keine voreiligen Schlüsse gezogen werden”.
Die Liste der von Paulus in 1. Kor. 5:11 aufgeführten Sünden, wie „Lästerer” oder „Schmäher“, neben „Hurerei” (im Sinne von Prostitution) sowie „Gier” beinhaltet zwar Elemente des WILLENTLICHEN oder BÖSARTIGEN, REBELLISCHEN Sündigen-WOLLENS, was zu einer Einschränkung sozialer Beziehungen führen kann, aber nicht notwendigerweise zu einem Totalabbruch führen muss.
Sünde aus Schwäche oder Boshaftigkeit?
Was aber streng zu unterscheiden ist: Handelt es sich um ein Sündigen auf Grund von Schwäche, was in der Regel bei allen Christen der Fall sein wird oder um eine bewusste Willensentscheidung zur Sünde, mit dem Ziel auch andere der Gemeinde zur Sünde zu animieren? Auf „Sünder aus Schwäche“ kann das von Johannes angesprochenen Grußverbot nicht angewendet werden, ohne den biblischen Aussagen Gewalt anzutun. Das Verhängen eines absoluten und generellen Gruß- und Redeverbots bezüglich „Übeltätern” ist inkompatibel mit anderen christlichen Richtlinien. Mehr hierzu siehe im Glossar unter o. a. Eintrag.
Demnach ist unsere arme nikotinsüchtige, ansonsten aber gutmütige und harmlose Schwester Müller nicht mit HURERN (wie von der WTG definiert), sowie bösartigen Christusfeinden auf eine Stufe zu stellen. „Wir geben dir noch bis dann und dann Zeit, sonst wird dir die Gemeinschaft entzogen und du bist von diesem Zeitpunkt an vom Leben abgeschnitten!“ ‒das ist der Gipfel der Vermessenheit. Hier schwingt sich die pharisäische und selbstgerechte WTG zum Richter über Gut und Böse auf. Das muss aus biblischer Sicht entschieden zurückgewiesen werden.
Lieber M.N genauso ist es , wie du sagst ! Wenn ich das lese , steigt mein Zorn über die WTG wieder hoch . Wir haben uns als Eltern schon damit abgefunden , daß wir nur noch eines unserer Kinder haben und die übrigen drei noch länger im Wachtturm gefangen sind . Diese 8 Männer sind die heutigen Pharisäer, die peinlich darauf achten , daß keiner ihrer Anhänger es wagt , ihre Regeln zu umgehen . Da ist ihnen jedes Mittel recht , sogar die Heilige Schrift und ihre Aussagen so zu verdrehen , daß es zu ihren ,, Gesetzen… Weiterlesen »
Artikel zeigt gut die Boshaftigkeit und kleinliche Regelbesessenheit dieser Massnahmen. Das Bild ist passend. Es stammt aus dem Film “Apostasy”, den es leider nur mit englischen Ton gibt. Gut und authentisch gemacht, jedoch extrem bedrückend. Hat ein ganz ungutes Gefühl bei uns hinterlassen.
Warum ist mir zu dem Artikel der Text gerade aus 1. Kor. 4:6 eingefallen? Weil Paulus dort eine sehr gute Aussage machte, wenn er schrieb:
»Nicht über das hinausgehen, was geschrieben steht!« Niemand soll sich wichtig machen und den von ihm bevorzugten Lehrer gegen den eines anderen ausspielen.
Nun, warum macht die JW.ORG dann solch einen Aufwand mit der “Ausschluss-Thematik” und die damit verbundene “Kontakt Vermeidung”? Weil sie die allein bestimmende Organisation ihrer Selbstbildung ist…
Jemand anderer Meinung?
In Gedanken…
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Danke M.N. für die gute Zusammenfassung. Der Oberwitz ist dennoch, dass ein “abschneiden” eines Menschen von der Gemeinschaft meist ein Rechtskomiteebeschluss ist, dieser gar des öfteren rechtswidrig* herbeigeführt wurde, und die Ältesten Stillschweigen darüber zu bewahren haben. Insofern wissen die Mitglieder einer Versammlung nicht einmal den Grund, was dem Missetäter intern vorgeworfen wurde. Natürlich funktioniert der Buschfunk, aber offiziell wissen die Verkündiger nichts. Und diese sollen nun handeln: „Wenn jedoch solche Höflichkeiten erwiesen werden, dann sollte der Christ dem Missetäter zu verstehen geben, dass solche Besuche nicht zur Gewohnheit werden dürfen. … Der exkommunizierte Verwandte sollte daher verstehen lernen, dass… Weiterlesen »
Für mich ist es ohnehin schleierhaft, wie ein Mensch wildfremden Menschen (Älteste und andere ) freiwillig die Macht verleiht, jederzeit die eigene Familie von heute auf morgen zerstören zu können.
M. N.
ein exzellenter Artikel!
Wenn die Bemerkung erlaubt ist😉
Lg.
Lieber M.N.
Danke für diesen guten Beitrag hier.
Bitte gehe doch etwas näher auf deine Quellen bezüglich der Aussage über die Bedeutung “keinen Gruß entbieten” ein.
Das wäre extrem hilfreich, finde ich.
Das neue “Hütet die Herde Gottes” Buch (2019)
sagt, dass bei beharrlichem Pflegen geistiger Gemeinschaft mit ausgeschlossenen Verwandten,
die nicht im gleichen Haushalt leben oder bei wiederkehrender offener Kritik am Gemeinschaftsentzug ein Rechtskomitee
tätig wird….Kap.12/17.1
Ist das neu, oder war das schon immer so?
Grüße
Wildblume 🌼🌼🌼
Ein wieder mal gelungener Aufsatz der hier auf Bi-a zu lesen ist. Nicht nur lesenswert, sondern durch aufgeführte bibl. Fakten wird die religiös faschistoide Vermessenheit einiger Weniger dem zu lesenden bibl.christlichen Anspruch Vieler gerecht. Mein Chapo. Mein pers. Ansinnen zu folgenden Kommentar betrifft genau den ˋnicht Gruß-Konzept´ in 2Joh 7-11 Nach dem ich im Herbst 2017 von meinem 2. Camino nach Hause kam, wunderte ich mich in den Wintermonaten 17/18 schon über die ˋviel Gesichtigkeit´ der ZJ hier vor Ort. Was bleibt mir übrig (?). Ich muß(te) dem KdÄ einen Brief schreiben. Der liest sich folgend: Dem Gemeindeleiter der JWorg.Kirche… Weiterlesen »
Liebe Freunde, alles, was im Artikel steht, ist sicherlich richtig. Erneut wird theologisch dargelegt, weshalb eine bestimmte Handlungsweise der WTG/JW-org unchristlich ist. Anhand von Bibelstellen wird klargestellt, dass das “Grußverbot” bzw. Ächtungsgebot unbiblisch ist und somit einer theologischen Grundlage entbehrt. Somit muss man sich fragen: weshalb wird es dennoch so gehandhabt – und wieso machen 8000.000 JZ dies mit? Vorab: ich war über 30 Jahre bei JZ; ich kannte das Verfahren um Ausschluss und Ächtung – habe nicht öffentlich dagegen aufbegehrt, es allerdings niemals befolgt. Ich kann mich an eine Geschichte gut erinnern: eine Schwester zog – wieder einmal –… Weiterlesen »
ja genauso werde ich behandelt. ich habe die gemeinschaft verlassen, weil ich keinen anteil an dem vergehen der wtg haben wollte kinderschänder zu decken, indem sie die versammlung aufgefordert hat, beweise zu vernichten. ich bin 1993 getauft, habe ja gesagt, als ich gefragt wurde ob ich mir bewusst bin mit der org. nach der taufe verbunden zu sein. wie heisst es so schön? mitgegangen mitgefangen. es gab für mich keinen anderen weg, als sie zu verlassen, gerade weil sie so handeln. ich werde nicht gegrüßt, weil man an meinen “bösen werken” kein anteil haben will. aha, denen den rückem zu… Weiterlesen »
Aus eigener Erfahrung kann ich den Vorgang wie folgt beschreiben: Grundsätzlich möchte man das Richtige tun. Man möchte “Jehova” glücklich machen. Das glaubt man dadurch erreichen zu können, dass man seiner Organisation gehorcht. Auf die Idee den Gemütszustand des Höchsten beeinflussen zu können ist man natürlich nicht von alleine gekommen, sondern die wird einem 4 Stunden in der Woche in den Zusammenkünften eingetrichtert. Und durch die Literatur und durch den Tagestext und durch “liebevolle Hinweise” verantwortlicher “Hirten”. Fängt ja schon bei den Kinder-Videos an: “Wenn du dein Zimmer nicht aufräumst ist Jehova traurig!” Selber hat man allerlei Schwächen, Unvollkommenheiten, begeht… Weiterlesen »
Warum lässt Jehova die Handlungsweise der WTG so zu?
https://www.bruderinfo-aktuell.org/briefwechsel-wtg-datenschutz/#comment-28831
Hallo BI , wo ist diese Artikel geblieben ?? ( Briefwechel )
Du solltest folgendes machen:
1. Beschwerde beim hessischen Dastenbeauftragten (kostet nichts) alle Schreiben mitteilen
Der Hessische Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit
Prof. Dr. Michael Ronellenfitsch
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Gustav-Stresemann-Ring 1
65189 Wiesbaden
Telefon: 0611-1408 0
Telefax: 0611-1408 611
poststelle@datenschutz.hessen.de
2. Feststellungsklage beim Amtsgericht, ob überhaupt eine Mitgliedschaft vorliegt.
Hier hast Du die besten Karten, dass keine Mitgliedschaft vorliegt. (s. Tauffragen)