Sexuelle Verfehlungen – wie werden sie von unserem Schöpfer beurteilt?

Autor:M.M.

Wir als Jehovas Zeugen erheben gerne den Anspruch, auf dem Gebiet der Sexualität einen hohen moralischen Standart zu haben. Sexuelle unmoralische Handlungen scheinen das Schlimmste zu sein, um Schmach auf den Namen Gottes und die Christenversammlung zu bringen.

Kuss.001Ehebruch, Hurerei, Sex vor der Ehe, Selbstbefriedigung und Homosexualität sind Themen, die immer wieder besprochen werden, um uns vor solchen Handlungen zu warnen und um uns zu zeigen ,was man tun kann, um sie zu meiden. Nichts scheint schlimmer zu sein als auf diesen Gebiet zu versagen.

Als jemand, der Einblick hat in die Arbeit der leitenden Körperschaft, ist man überrascht, mit welchen Fragen und Problemen sich die l. K. auf diesem Gebiet befasst. Die Diskussionen in den Sitzungen der l.K. drehen sich z.B. um die Frage, welche Beweise vorliegen müssen, um einen Bruder oder einer Schwester wegen Ehebruchs die Gemeinschaft zu entziehen. Hier nur eine kleine Auswahl von Themen und Fragen, deren Klärung unsere l. K. für überaus wichtig hält, um richtige Entscheidungen bezüglich eines Gemeinschaftsentzuges in Verbindung mit “sexuellem Fehlverhalten” zu treffen.

Genügt es, wenn eine Frau sagt ihr Ehemann habe ihr den Ehebruch gestanden?

Was ist, wenn ein Ehepaar vor der Scheidung wieder Geschlechtsbeziehungen hatte, liegt dann noch ein biblischer Scheidungsgrund vor?

Welche sexuellen Praktiken sind in der Ehe erlaubt, und welche nicht. ?

Darf ein Ehemann, der aufgrund gesundheitlicher Umstände nicht in der Lage ist normale sexuelle Beziehungen zu seiner Ehefrau zu haben, oralen Verkehr pflegen. Ist oraler Verkehr überhaupt zu verurteilen und ein Fall für ein Rechtskomitee?

Hat eine Frau einen biblischen Scheidungsgrund, wenn ihr Mann sexuelle Beziehungen zu einem Mann oder gar mit einem Tier hatte?

Was ist Hurerei, was sind Unmoralische Handlungen? Wie oft kann ein Ältester pornografische Inhalte anschauen, bis er entbunden werden muß?

Das sind nur einige Beispiele die zeigen, welchen großen Stellenwert die l. K. sexuellen Verfehlungen gibt, und wie sie versucht alle Fragen in diesem Zusammenhang zu Regeln und zu beurteilen.

Doch warum ist man geneigt die Frage der Sexualität dermaßen hoch zuhängen. Gibt die Bibel nicht selbst die Antwort auf die Frage, wie Gott die Sexualität des Menschen sieht. Hat er seinem Volk Israel nicht genaue Gebote gegeben, die es zu beachten galt? Warum dann die Versuche, ständig zu erklären, was, wann und wie unter welchen Umständen zu handeln ist ?

Wenn man die Artikel der Gesellschaft zu diesen Themen liest, entsteht der Eindruck, Jehova Gott würde uns alle, ob jung oder alt, Mann oder Frau, hauptsächlich nach unseren Handlungen auf sexuellen Gebieten beurteilen. Diebstahl, Lügen, Streit und Verleumdungen, auch alles unchristliche Handlungen, werden im Vergleich zu sexuellem Fehlverhalten nur nebenbei erwähnt.

Wie gesagt, wir als Jehovas Zeugen erheben den Anspruch auf dem Gebiet der Sexualität einen hohen moralischen Standart zu haben. Doch die Realität zeigt, daß auch in unseren Reihen sexuelles Fehlverhalten nicht seltener ist, als in anderen religiösen Organisationen, die ebenfalls bemüht sind einen moralisch hohen Standard zu erfüllen. Trotz der ständigen Ermahnungen die moralischen Vorgaben Jehovas zu erfüllen, werden viele unserer Brüder ausgeschlossen oder verlassen unsere Gemeinschaft, weil sie es nicht geschafft haben auf diesem Gebiet zu bestehen. Außerdem muß man davon Ausgehen, daß es eine große Dunkelziffer von sexuellem Fehlverhalten in unseren Reihen gibt. Wie oft habe ich selbst erlebt, das nicht nur junge Männer zu uns Ältesten, aufgelöst und mit schlechtem Gewissen kommen, weil sie die Selbstbefriedigung nicht in den Griff bekommen. Woran liegt das?

Ist es der Satan, der gerne schnell als Verursacher sexuellen Fehlverhaltens herangezogen wird, und uns wieder einmal verführt hat? Die Bibel betont eindeutig nein, denn: Jeder wird von seiner eigenen fleischlichen Begierde, die ihn lockt und fängt, in Versuchung geführt.” Jak 1 : 14

Gerne wird auch vom treuen u. Verständigen Sklaven gesagt: “Es ist mangelnde Liebe zu Jehova und seinen Gesetzen, daß es diese Probleme in so großer Zahl gibt? Doch was sagt der Apostel Paulus: “Ich stoße also auf das Gesetz, dass in mir das Böse vorhanden ist, obwohl ich das Gute tun will. Denn in meinem Innern freue ich mich am Gesetz Gottes, ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das mit dem Gesetz meiner Vernunft im Streit liegt und mich gefangen hält im Gesetz der Sünde, von dem meine Glieder beherrscht werden. Röm. 7 : 21-23

Werden wir nicht alle vom Gesetz der Sünde in unseren Gliedern, auch oder besonders auf sexuellem Gebiet, mehr oder weniger beherrscht? Einige mögen auf diesem Gebiet sicherlich keine Probleme haben, während andere um so mehr zu kämpfen haben?

Was sagt die Bibel zu dem Thema ” Sexualität” und dem Verhältnis zwischen Mann und Frau auf sexuellem Gebiet?

Im “Hohelied der Liebe” finden sich in der Bibel – wie es scheint oft zum Verdruss mancher Theologen oder Moralprediger – auch sehr irdisch-erotische Liebeslieder, die zeigen, daß Erotik ein ganz normaler und wichtiger Bereich im Leben eines Menschen ist. Der Mensch ist ein von erotischen Gefühlen geprägtes Geschöpf. Schon in der Jugend beginnt sich dieses Gefühl der Erotik und Sexualität auszuprägen und kein gesunder Mensch kann und will dieser Entwicklung etwas entgegen stellen, der Mensch ist so angelegt. Sexualität und Erotik sind die stärksten Gefühle, die ein Mensch entwickelt, und sind nichts Verwerfliches, wenn sie mit Liebe gepaart werden.

” Denn Liebe ist stark wie der Tod und Leidenschaft unwiderstehlich wie das Totenreich. Ihre Glut ist feurig und eine Flamme des HERRN” Hoh. 8:6 G.N.

Adam sagte, als er seine von Jehova erschaffene Frau erblickte : »Endlich! Sie ist’s! Eine wie ich! Sie gehört zu mir, denn von mir ist sie genommen. Deshalb verlässt ein Mann Vater und Mutter, um mit seiner Frau zu leben. Die zwei sind dann eins, mit Leib und Seele. Die beiden waren nackt, aber sie schämten sich nicht voreinander. 2. Mos. 2:22-5 G:N

Der Auftrag und Segen Jehovas ist uns bekannt, und nach dem Jehova die zwei ersten Menschen zusammengeführt hatte wurde die Ehe auch durch den Geschlechtsakt vollzogen.

Man erklärt zwar oft, daß dadurch, das Gott die Frau erschuf und sie zu Adam brachte, die Ehe geschlossen wurde, und sie deshalb zur geschlechtlichen Vereinigung berechtigt gewesen wären. Doch kann man das so einfach sagen? Hätten Adam und Eva die “Ehe” nicht vollzogen, wie man so schön sagt, wäre sie auch nicht zu Stande gekommen. Adam und Eva waren zwar berechtigt sich sexuell zu vereinigen, doch waren sie auch verpflichtet?

Manche werden jetzt argumentieren; ja, denn es war der Auftrag Gottes, den sie erfüllen mußten. Aber daß Adam und Eva die Ehe vollzogen war sehr fraglich ob sie dies taten, um gehorsam den Auftrag Gottes zu erfüllen.

Diese Argumentation wäre sehr oberflächlich. Ist so gesehen der Standpunkt, daß Sexualität vor der Ehe Hurerei bedeutet, vertretbar? Ist Sexualität in einer Ehe ohne Trauschein, wie man sagt, eine Verletzung biblischer Grundsätze? Dazu später mehr.

Wie gesagt, Sexualität ist Gott gewollt. Gott der Schöpfer aller Dinge hat Mann und Frau erschaffen, damit sie sich auch in Verbindung mit Sexualität gegenseitig erfreuen können, und nicht nur einen Zweck oder Auftrag zu Erledigen. Dazu gehört auch die Leidenschaft und Liebe, wie sie im Hohen Lied besungen wird. Essen und trinken dient auch nicht nur dem Zweck der Erhaltung des Lebens und der Gesundheit, sondern dient der Lebensfreude.

Wenn wir jetzt von dem ursprünglichen Vorhaben Gottes in Verbindung mit Sexualität sprechen, sollten wir nicht übersehen, daß sich der Mensch in einem unvollkommenen Zustand befindet.

Dieser unvollkommene Zustand betrifft auch die Sexualität und das Verhältnis zwischen Mann und Frau.

Dies bedeutet, daß sowohl der Mann als auch die Frau, der Mann vielleicht ganz besonders, große Probleme haben, auf diesem Gebiet dem Masstab Gottes zu entsprechen. Alle, die so tun als ob sie diesen Erfordernissen vollkommen entsprechen würden belügen sich selbst und auch alle anderen.

Gottes Anforderungen auf diesem Gebiet sind eindeutig festgelegt. Ein Mann sollte nur mit einer Frau ein Fleisch sein und bleiben, und zwar mit seiner Frau. Betrachten wir jedoch das Gesetz des Mose, so erkennen wir eindeutig, das Jehova gerade auf diesem Gebiet dem Manne gegenüber, Zugeständnisse machte.

Obwohl es der Wille des Schöpfers ist, das Mann und Frau durch die Ehe ein Fleisch sind, und er Ehescheidung hasst, machte er durch das Gesetz des Mose Zugeständnisse oder ließ sozusagen Ausnahmen zu.

“So hütet euch bei eurem Leben! Und an der Frau deiner Jugend handle nicht treulos! Denn ich hasse Ehescheidung, spricht Jehova, der Gott Israels, ebenso wie wenn man sein Gewand mit Unrecht bedeckt, spricht der HERR der Heerscharen. So hütet euch bei eurem Leben und handelt nicht treulos! Mal. 2 . 15,16

“Es kann geschehen, dass ein verheirateter Mann an seiner Frau etwas auszusetzen hat und er sie deswegen nicht mehr liebt. Er schreibt ihr eine Scheidungsurkunde und schickt sie weg.”5. Mos. 24 : 1

An dieser Stelle mag man sich schon Fragen; warum war Jehova bereit mit dieser Regelung eine Kompromiss einzugehen? Warum gestattet er dem Mann seine Ehefrau durch Scheidung zu entlassen, wo er doch Ehescheidung haßt?

Die Antwort gibt uns Jesus Christus, als er den Pharisäern vor Augen führen mußte, daß sie, auch wenn sie das Gesetz in Fragen der Scheidung vielleicht korrekt befolgten, dennoch in den Augen Jehovas nicht als gerecht anzusehen waren. Jesus Christus sagte: Ihr wisst, dass es im Gesetz heißt: ‘Du sollst nicht die Ehe brechen!’ Ich sage euch aber: Schon wer eine Frau mit begehrlichen Blicken ansieht, der hat im Herzen mit ihr die Ehe gebrochen. … Lest ihr denn die Heilige Schrift nicht? Da heißt es doch, dass Gott am Anfang Mann und Frau schuf und sagte: Ein Mann verlässt seine Eltern und verbindet sich so eng mit seiner Frau, dass die beiden eins sind mit Leib und Seele.’ … Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.” “Doch weshalb”, fragten sie weiter, “hat Mose dann vorgeschrieben, dass der Mann seiner Frau eine Scheidungs-urkunde gibt, wenn er sich von ihr trennt? “Jesus antwortete: “Mose erlaubte es, weil er euer hartes Herz kannte. Ursprünglich ist es aber anders gewesen”.
Mat. 19 : 4 – 11

Die klare Aussage Jesu ging demnach in zwei Richtungen. Erstens, Jehova duldete Zugeständnisse in der Beziehung zwischen Mann und Frau, auf Grund des unvollkommenen Herzenszustand des Mannes. Tatsächlich war sich Jehova bewusst, das dieses von ihm erwartete “Prinzip der Ehe” unter den unvollkommenen Zuständen zwischen Mann und Frau, nicht eingehalten werden wird. Zum Schutze der Frau hat er die Regelung mit den “Scheidungsbrief oder Zeugnis” als Gesetz festschreiben lassen. Dadurch wurden die Rechte und Interessen der Frau geschützt. Hier kann man erkennen, daß es der Wunsch unseres Schöpfers war Probleme, die sich aus der Unvollkommenheit des Menschen auf diesem Gebiet ergaben, doch menschlich erträglich zu lösen. 5. Mos. 24.

Die Juden, und besonders die Pharisäer als Bewahrer des Gesetzes, glaubten nun, wenn sie die Frage der Ehescheidung gemäß dem “Gesetz des Mose” erfüllten, könnten sie in den Augen Gottes als gerecht dastehen.

Doch Jesus belehrte sie eines anderen. Er wies auf den ursprünglichen Willen Jehovas hin, und sagte, daß dieser sich nicht geändert habe. Ja Jesus ging sogar noch weiter. Nicht nur wer seine Frau durch einen Scheidungsbrief entlassen hatte, und eine andere Frau heiratete beging Ehebruch, sondern schon wer eine andere Frau “begehrte” wenn auch nur mit “Blicken oder im Sinn”, denn dann hat er schon im “Herzen” Ehebruch begangen. Ich denke das sich demnach nur wenige Menschen vom Ehebruch freisprechen können. Demnach sind wahrscheinlich die meisten Männer mit den “Augen” oder im “Herzen” schon Ehebrecher.

Jesu Sichtweise u?ber Ehebruch ist also sehr bemerkenswert. Wurde im alten Testament der Ehebruch nämlich nur als begangene Tat bestraft, so fu?hrt Jesus in Matth 5 : 27-28 aus: “Ich aber sage euch: Wer eine Frau ansieht, um sie zu begehren, der hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.” Auch wenn fu?r diese Art von Unzucht, bzw. Ehebruch keine direkte Strafe genannt wird, so wird doch deutlich, dass im Grunde jeder Mensch im Laufe seines Lebens des öfteren die Ehe brechen wird.

Um diese Aussage noch besser zu verstehen, ist es gut, sich den Sinn und Zweck der Bergpredigt, von der diese Aussage u?ber Ehebruch ja ein Teil ist, vor Augen zu fu?hren. Jesus sprach in der Bergpredigt u?ber den unerreichbar hohen Maßstab, den Gott an uns su?ndige Menschen anlegt. Da niemand diesen Maßstab auch nur Ansatzweise erreichen kann, wollte Jesus mit seinen Worten auf sich als Erlöser aufmerksam machen. Er wollte durch die Bergpredigt seinen Zuhörern begreifbar machen, dass sie nur durch den Glauben zu Gott kommen konnten. Diese Aussage der Bergpredigt gilt auch fu?r uns heute.

Im Bezug auf den Ehebruch durch Blicke ist dieses Verständnis sehr wichtig. Wir können in dieser Sache nämlich nur uns selber beurteilen und nicht unseren Nächsten. Anders sieht das bei einer begangenen Tat aus, denn die Konsequentsen sind andere. Beim Ehebruch durch Blicke bin nur ich betroffen, beim Ehebruch durch die Tat sind mindestens drei Personen betroffen.

Doch auch wenn es schwerwiegende Unterschiede zwischen dem Ehebruch durch Blicke und der Tat des Ehebruchs gibt, so sollten wir in unserer Beurteilung von Ehebrechern vorsichtig sein. Da Jesus klar lehrt, das im Grunde genommen jeder von uns mehr oder weniger oft die Ehe in seinen Gedanken gebrochen hat, sollten wir Barmherzigkeit zeigen bei denen, die es praktisch getan haben.

In Joh 8 : 3-11 finden wir einen deutlichen Hinweis auf dieses Verhalten. Die Pharisäer hatten eine Ehebrecherin zu Jesus gebracht. Sie war auf frischer Tat ertappt worden. Auf die Frage, was mit ihr geschehen sollte antwortete Jesus: “Wer von euch ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein!” Daraufhin gingen so nach und nach alle Ankläger weg, bis Jesus und die Ehebrecherin nur noch alleine da standen. Doch anstatt sie jetzt fu?r ihre Su?nde zu verurteilen meinte Jesus zu ihr: “Ich verurteile dich auch nicht. Geh hin und su?ndige nicht mehr!”

Von daher gesehen ist es für mich, und ich denke für alle ehrlich denkenden Menschen, unverständlich warum der “treue und verständige Sklave” so massiv auf das einhalten der moralischen Ansprüche drängt? Weder zur Zeit der Israeliten, noch zur Zeit Jesu, noch in unserer Zeit werden wir Menschen finden, die moralisch untadelig vor Gott stehen können.

Doch wenn dieser Maßstab, den Gott an uns sündige Menschen anlegt nicht erreichbar ist, so werden jetzt einige einwenden, wieso hat Paulus immer wieder darauf hingewiesen das Menschen, die diesem Masstab nicht erfüllen, das Reich Gottes nicht sehen werden? 1. Kor. 6 : 9,10 “Denkt daran: Für Menschen, die Unrecht tun, ist kein Platz in Gottes neuer Welt! Täuscht euch nicht: Menschen, die Unzucht treiben oder Götzen anbeten, die die Ehe brechen oder als Männer mit Knaben oder ihresgleichen verkehren, Diebe, Wucherer, Trinker, Verleumder und Räuber werden nicht in Gottes neue Welt kommen. Manche von euch gehörten früher dazu. Aber ihr seid reingewaschen und Gott hat euch zu seinem heiligen Volk gemacht, zu Menschen, die vor seinem Urteil als gerecht bestehen können. Das ist geschehen, als ihr Jesus Christus, dem Herrn, übereignet worden seid und den Geist unseres Gottes empfangen habt.”

Adam.001Zunächst müssen wir hier festhalten, das Paulus von hier von jeder Art Unrecht tun spricht, nicht nur von unmoralischen sexuellen Handlungen. Zweitens möchte Paulus hier in erster Linie keinen Verhaltenskodex aufzählen, den wir erfüllen müssen, um in Gottes neue Welt zu gelangen. Vielmehr möchte er uns sagen, daß wir ohne den Glauben an das Lösegeld Jesu Christi die neue Welt nicht erreichen können. Dieses Ziel erreichen wir nur, weil wir durch das Blut Christi rein gewaschen werden können, nicht durch unserer Handlungen. Insofern können wir auch die Versammlung nicht “Rein erhalten” indem wir rigoros und konsequent gegen Unmoral vorgehen. So ist es, auch wenn diese Aussage für die Meisten von uns schwer verständlich sein mag.

Die Glieder der Versammlung Christi sind nur deshalb “rein” weil sie ihre Gewänder im Blute Christi reingewaschen haben, und nicht, weil sie rigoros die Unmoral aus der Christenversammlung ausgemerzt haben.

Betrachten wir die Männer der alten Zeit, ob Richter, Propheten oder Könige, so ist zu sehen, daß sie alle nicht den moralischen Ansprüchen gerecht wurden, wie sie heute von unserer Organisation so eifrig in den Vordergrund gestellt werden.

Von dem Richter Simson berichtet die Bibel in Richter 16 : 1. “Eines Tages ging Simson in die Philisterstadt Gaza. Dort sah er eine Prostituierte und verbrachte die Nacht mit ihr. ”

Manche Theologen und auch unser “Einsichtenbuch” versuchen zwar zu erklären, Simson habe keine unmoralischen Absichten verfolgt, sondern nur eine Übernachtungsgelegenheit gesucht, was aber sehr unwahrscheinlich ist, denn es war durchaus üblich, das jüdische Männer die Dienste einer Prostituierten suchten. Heute würde nach den Vorgaben der leitenden Körperschaft einem Bruder die Gemeinschaft entzogen, wenn er nach dem Besuch bei einer Prostituierten behaupten würde, er habe nur die Nacht dort verbracht. Simson würde heute auf keinen Fall in das moralische Konzept unserer Organisation passen.

Von Juda, Jakobs vierten Sohn, heisst es in 1. Mos. 38 :15 “Als Juda vorbeikam, hielt er sie für eine Prostituierte, weil ihr Gesicht verhüllt war. Er ging zu ihr an den Wegrand. “Lass mich mit dir schlafen!”, forderte er sie auf – ohne zu wissen, wen er vor sich hatte. “Was bekomme ich dafür?”, wollte Tamar wissen.”

Es soll mit den hier angeführten Beispielen auf keinen Fall bewiesen werden, daß Jehova Gott den Besuch von Prostituierten gut heisst, aber sie verdeutlichen, daß die Bibel zeigt wie schwer es für viele Männer ist, den sexuellen moralischen Ansprüchen Gottes gerecht zu werden. Deshalb gestattete Jehova den Juden mehr als eine Frau zu heiraten. Ja er gestattet ihnen sogar sogenannte “Nebenfrauen”, ohne sie zu verurteilen.

Siehe König Salomo, oder auch die Patriarchen.

Doch das worauf es bei Jehova immer ankommt war daß die Frauen nicht in einem rechtsfreien Raum lebten. Durch das Gesetz Gottes wurde geregelt, daß die Rechte der Frau bewahrt wurden.

David, ein Mann nach dem Herzen Gottes, aus dessen Linie der verheißenen Same kommen sollte, erlag seinen sündigen sexuellen Begierden, indem er die Frau seines treuen Heerobersten Bathseba, als seine Frau nahm, und ihn dann an der Front in den Tod schickte.

Trotz dieser schweren Verfehlungen wurde ihm von Jehova vergeben, weil er stets die richtige Herzenseinstellung zeigte und bereute. Er beging dieses Verbrechen nicht, weil er ein schlechter Mensch war, sondern weil er seinem sexuellen Verlangen nicht widerstehen konnte. Aus Angst vor den Folgen, die sich aus seinem Fehlverhalten ergaben, daß er vertuschen wollte, auch um das Leben von Bathseba zu retten, die, wenn das uneheliche Kind geboren hätte, als Ehebrecherin gesteinigt werden konnte, führten zu diesen schrecklichen Taten.

David erkannte seinen Sündigen Zustand, und vertraute trotzdem auf Jehova:
Ps. 51 ” Er sagte, nachdem der Prophet Nathan ihn wegen seines Ehebruchs mit Batseba zur Rede stellte: “Du großer, barmherziger Gott, sei mir gnädig, hab Erbarmen mit mir! Lösche meine Vergehen aus! Meine schwere Schuld – wasche sie ab, und reinige mich von meiner Sünde! Denn ich erkenne mein Unrecht, meine Schuld steht mir ständig vor Augen. Gegen dich habe ich gesündigt – gegen dich allein!… Seit mein Leben im Leib meiner Mutter begann, liegt Schuld auf mir; von Geburt an bestimmt die Sünde mein Leben. Du freust dich, wenn ein Mensch von Herzen aufrichtig und ehrlich ist; verhilf mir dazu, und lass mich weise handeln! Reinige mich von meiner Schuld, dann bin ich wirklich rein; wasche meine Sünde ab, und mein Gewissen ist wieder weiß wie Schnee! Du dann will ich den Gottlosen deine Wege zeigen, damit sie zu dir zurückfinden. Herr, ich habe das Blut eines Menschen vergossen – befreie mich von dieser Schuld, Gott, mein Helfer! Dann werde ich deine Gnade preisen und jubeln vor Freude. Herr, schenke mir die Worte, um deine Größe zu rühmen! Du willst kein Schlachtopfer, sonst hätte ich es dir gebracht. … Ich bin zerknirscht und verzweifelt über meine schwere Schuld. Solch ein Opfer gefällt dir, du wirst es nicht ablehnen.

Es bleibt festzuhalten, daß es nicht die sexuelle Handlung mit einer anderen Frau an sich war, was in den Augen Jehovas als große Sünde angesehen wurde, sondern der Ehebruch und das Blutvergiessen.

Gemäss der zehn Gebote, war es allein der Ehebruch, das heisst, sexuelle Beziehungen zu der Frau eines anderen Mannes, was zu den verbotenen sexuellen Beziehungen zählte.
Siehe auch 3. Mose 18:20 Schlafe nicht mit der Frau eines anderen Mannes, denn damit machst du dich selbst unrein! 

Im 18. Kapitel von 3. Mose werden eindeutige Anweisungen gegeben, die die sexuellen Beziehungen der Israeliten regelten.

“Kein Mann unter euch darf mit einer Blutsverwandten geschlechtlich verkehren. … Du darfst nicht mit deiner Mutter schlafen …Du darfst nicht mit einer anderen Frau deines Vaters schlafen; u.s.w. 3. Mos 18

Die hier aufgezählten Anweisungen zum Thema Sexualität zeigen, das die Bibel ganz und gar nicht sexualfeindlich ist und es gibt nicht einen einzigen Satz darin, der als Begründung gegen Sex vor der Ehe herhalten kann. Anders als von manchen gern behauptet, lassen sich in der Bibel sogar stellenweise Belege des Gegenteils entdecken:

Texte, die von der Sehnsucht eines unverheiratetes Liebespaars nach körperlicher Vereinigung berichten. Das »Hohelied der Liebe«, eine Sammlung ganz irdisch-erotischer Liebeslieder, kennt diesen Gedanken: In Kapitel 2,16 träumt eine junge, ganz offensichtlich nicht verheiratete Frau, von einer Liebesnacht im Freien, und ähnlich
ist es in Kapitel 7,11 Hier könnte man natürlich Einwenden, das diese junge Frau nur davon träumte, also in Gedanken die körperliche Vereinigung suchte, aber es nicht getan hat. Hier kann man nur auf Jesu Worte verweisen, “hat im Herzen mit ihr die Ehe gebrochen.” 

Dass es in der Bibel eine solche Liedersammlung gibt, war immer wieder ein Problem für viele Theologen. Auch unsere leitende Körperschaft versucht die Deutung der Texte symbolisch auf »Jehova und sein Volk« oder »Jesus und seine Gemeinde« anzuwenden. Dies sind jedoch reine Verlegenheitslösungen und haben mit dem Hohelied nichts zu tun. Durchaus begründet dagegen ist die Auslegung: Gott schenkt uns die Sexualität als Ausdruck tiefer Gemeinsamkeit, als Quelle der Freude und der Lust.

Das einzige was man als moralischen Grundsatz aus dem “Hohen Lied der Liebe” ziehen kann, ist die Tatsche, das sexuelle Gefühle mit wahrer Liebe zu einem Partner verbunden sein müssen. Das “Hohe Lied” liefert keine Bestätigung für das Ausleben wahlloser sexueller Triebe.

Immer wieder wird gerade jungen Menschen in unseren Reihen Sexualität vor der Ehe als eine schwere Sünde gegen Jehova vor Augen geführt. Es wird gleichgesetzt mit Hurerei.

Ist der Austausch von Zärtlichkeiten eines verliebten Paares, das vorhat die Ehe einzugehen, eine Gefahr, die zu Hurerei führen kann? Ist vorehelicher Geschlechtsverkehr als Hurerei zu bezeichnen? Jedes christliche Paar, welches vor hat zu heiraten wird sicherlich den Wunsch haben jungfräulich in die Ehe zu gehen. Ohne zweifel ist dies auch von Gott so gewollt. Doch da Gefühle oftmals stärker sind als der Wunsch des Geistes, mag es dem einen Paar gelingen, einem anderen vielleicht nicht. Die Zeit des “verliebt seins” zweier junger Menschen, ist eine der schönsten Erfahrungen des Lebens, und Gott gewollt.

Wir haben in der Bibel gelesen, das Jehova Gott sehr wohl die Unvollkommenheit des Menschen, auch auf dem sexuellen Gebiet im Gesetz des Mose mit Ausnahmeregelungen regelte, siehe Scheidungsbrief. Warum? Um in dieser Unvollkommenheit des Menschen doch ein gewisses Mass an Menschlichkeit und Gerechtigkeit zu bewahren, ohne seinen eigentlichen Anspruch auf diesem Gebiet aufzugeben. Jesus bekräftigte ja in seiner Bergpredigt, das der Anspruch des Schöpfers auf diesem Gebiet immer noch besteht.

Doch warum müssen wir als Menschen über die Gerechtigkeitsansprüche Jehovas hingehen, indem wir Menschen, denen es nicht gelingt diesen Ansprüchen gerecht zu werden, anstatt zu helfen, vor ein Komitee zitieren, um sie wie man so schön sagt wieder zurechtzubringen?

Bleiben wir bei einem konkreten Fall, der sich in unseren Reihen täglich ereignet, und schon tausende Mal vor einem ” Rechtskomitee” verhandelt wurde. Ein verlobtes Paar hat vor der Ehe sexuelle Handlungen begangen.

In unserem Verständnis ein klassischer Fall von Hurerei (porneía)

Doch eigentlich kann man gar nicht sinnvoll sagen, dass der Austausch von Zärtlichkeiten und sexuelle Handlungen von einem Paar, das vorhat zu heiraten, vor der Eheschließung zur Hurerei (porneía) führen kann. Wenn man von der Grundbedeutung des griechischen Wortes ausgeht, dann bedeutet dies gemäß dem theologischen Wörterbuch zum Neuen Testament (Bd. 6, S. 580) eigentlich “käufliche Dirne, Buhlerin” oder “die Käufliche”. Schon vom Ursprungssinn also kann der Geschlechtsverkehr vor einer gemäß Sitte und Gesetz anerkannten Ehe, nicht als “Hurerei” bezeichnet werden, denn der Mann hat seine Freundin ja nicht gekauft, noch bezahlt er sie für Sex. Das griechische Verb für “verkaufen” lautet in diesem Fall pern?mi. Gemäß dem Exegetischen Wörterbuch zum Neuen Testament (Bd. 3, S. 333) ist es genau das, “was wir mit dem Fremdwort ‚Prostituierte’ bezeichnen.

Ein Blick in das “Gesetz des Mose” zeigt, das der Geschlechtsverkehr zwischen nicht verheirateten Personen, (Mann u. Frau) keinesfalls als Hurerei oder gar als ein todeswürdiges Vergehen angesehen wurde. Selbst wenn sich die Situation so darstellen sollte, das er das junge Mädchen verführt hat, war es kein todeswürdiges vergehen. Wenn ein Mann ein Mädchen, das noch nicht verlobt ist, verführt und mit ihr schläft, muss er den Brautpreis für sie bezahlen und sie heiraten.
2. Mose 22 16

Keine Rede von einem todeswürdigen Vergehen.
Wie viel weniger mag solch eine Handlung bei einem Paar, das vor hat zu heiraten, ein todeswürdiges Vergehen sein.

In Apg. 15:20, 29 kommt porneía in Verbindung mit den vier Auflagen (unter anderem das Blutverbot) vor (“Jakobusklauseln”). Aber auch hier meint porneía nicht vorehelichen Verkehr, sondern Jakobus spielt hier auf die Regelung der Geschlechtsbeziehungen innerhalb enger Verwandtschaftsgraden an wie wir sie gerade aus 3.Mo 18:6-18) zitiert haben, denn er zitiert bei der Erwähnung der Auflagen aus 3.Mose.

Bei Paulus wird “Hurerei” oft thematisiert. Wenn er aber in 1Ko 5:9-11 von Hurerei spricht, so meint er auch hier wieder nicht vorehelichen Verkehr, sondern gemäß dem vorstehend zitierten Wörterbuch geht es hierbei “um einen Christen, der mit der Frau seines Vaters geschlechtlichen Umgang gehabt hat” Das zeigt, dass Paulus porneía im gleichen Sinne sah wie Jakobus in Apg 15:20, wo er sich auf 3Mo 18:6ff. bezog, also auf Geschlechtsverkehr innerhalb der Verwandtschaft (= Blutschande).

Auch in 1Ko 6:12-20 bezog sich Paulus nicht auf vorehelichen Geschlechtsverkehr, sondern auf die Tempelprostitution, wenn er dort von Hurerei spricht.

Doch auch hier nochmals der Hinweis; daß bisher gesagte soll nicht belegen, das Sex vor der Ehe vom biblischen Standpunkt aus gut zu heißen ist. Die Ehe ist in den Augen Gottes eine heilige Einrichtung. Das Ziel eines jeden Christen sollte es sein, Jungfräulich in die Ehe zu gehen, und sie zu bewahren. Hebr. 13:4 “Die Ehe soll von allen geachtet werden. Ihr dürft das Ehebett nicht durch Untreue beflecken; denn Gott wird alle verurteilen, die Unzucht treiben und Ehebruch begehen.”

Vielmehr möchten wir darauf verweisen, das sich aus der Bibel viele Beispiele ableiten lassen, die zeigen, das man auch bei Verfehlungen auf sexuellem Gebiet vernünftig und menschlich reagieren sollte. Man muß junge Menschen nicht vor ein Komitee zitieren, sie peinlich ausfragen wie sie wann und unter welchen Umständen welche sexuellen Handlungen getan haben, und ihnen dann Auflagen geben, die sie einzuhalten haben als Zeichen ihrer Reue, die sie dann aber auf Grund ihrer Unvollkommenheit doch nicht erfüllen können, mit der Folge, das sie aus der Gemeinschaft ausgeschlossen werden.

Auflagen wie, sich von ihrem zukünftigen Partner räumlich zu trennen, nur noch zu dritt Gemeinschaft pflegen, nicht gemeinsam im Elternhaus übernachten u.s.w. Unzähligen jungen Menschen ist deshalb die Gemeinschaft entzogen worden, weil sie doch wieder gegen eine dieser Auflagen verstoßen haben, und somit anscheinend keine Reue zeigten. Oder sie haben von sich aus die Konsequenzen gezogen, und die Versammlung verlassen.

Ähnlich ist unser Umgang mit Personen, die Ehebruch begangen haben. Ohne jetzt auf die einzelnen Situationen und Umstände einzugehen, die bei jedem Ehebruch unterschiedlich sind, ist doch zu Fragen, ob die Vorgehensweise der Versammlung wirklich dem christlichen Geist entspricht?

Die Ansicht Jehovas zum Thema Ehebruch ist eindeutig. Mann und Frau sind ein Fleisch, und niemand sollte die Ehe auseinander bringen. Jehova hasst Ehescheidung. Und dennoch wissen wir, das Jehova durch das Gesetz des Mose die Möglichkeit gab, das ein Mann wenn er seine Frau nicht mehr liebte, sich von ihr offiziell trennen konnte . “Es kann geschehen, dass ein verheirateter Mann an seiner Frau etwas auszusetzen hat und er sie deswegen nicht mehr liebt. Er schreibt ihr eine Scheidungsurkunde und schickt sie weg.” 5. Mos. 24 : 1

Wenn wir auch nicht mehr unter diesem Gesetz des Mose leben, sondern uns vom Gesetz der Liebe leiten lassen sollten, so bleibt doch die Tatsache bestehen, daß die Beziehung, sprich die Ehe zwischen Mann und Frau auch heute noch zerbrechen kann.

Das ist sicherlich für alle Beteiligten eine schwere Situation die viel Schmerz und Leid verursacht, und man hofft, das sie so gut wie möglich gemeistert wird. Doch sollte die Ehe nicht mehr zu retten sein, weil der eine oder andere Partner sich nicht mehr in der Lage sieht sie aufrecht zu erhalten, dann ist ein Gemeinschaftsentzug des ” schuldigen Partners” weder hilfreich noch nützlich, und es wird nirgend in der Bibel verlangt auf diese Art und Weise als Versammlung so zu handeln. Hat ein Gemeinschaftsentzug je irgend etwas zur Reinerhaltung der Versammlung bewirkt? Nicht das geringste.

Wie sieht die Praxis aus, wenn ein Gemeinschaftsentzug ausgesprochen wird, weil ein Partner einen anderen Partner heiratet? Diese Handlung wird von uns als ein Zeichen mangelnder Reue betrachtet, was den Gemeinschaftsentzug nach sich zieht. Es ist eine grobe Unterstellung von uns, solchen Brüder keine Reue zu unterstellen, nur weil sie es nicht schaffen gegen ihre Gefühle anzukommen. Tatsächlich hat er nach einiger Zeit die Möglichkeit einen Wiederaufnahmeantrag stellen, wird wieder Aufgenommen, weil er jetzt angeblich bereut. Er führt ja jetzt eine vorbildliche Ehe. Er ist eigentlich immer noch ein Ehebrecher in den Augen Jehovas, doch jetzt man hat ihm verziehen?

Die berechtigte Frage jedoch ist, warum erst nach einem Gemeinschaftsentzug Barmherzigkeit erweisen? Konnte man nicht schon vorher Barmherzigkeit zeigen, in dem man allen Beteiligten hilft, mit dieser Situation fertig zu werden? War es nicht gerade das Gesetz des Scheidungsbriefes, daß die Folgen solcher Handlungen menschlich erträglicher gestalten werden konnten?

Unsere Gerechtigkeitsfanatiker werden jetzt natürlich aufschreien und sagen, man kann Ehebruch in der Christenversammlung doch nicht so einfach tolerieren! Man muß doch etwas dagegen tun. Doch diese Gerechtigkeitsfanatiker sollten sich einmal Fragen, was können wir denn dagegen tun? Wollten wir alle ausschließen, die gegen die moralischen Grundsätze Jehovas verstossen haben, so gäbe es bald keine Christenversammlung mehr. Weiter sollten sie sich fragen, ob sie nicht auch selbst in diese Situation kommen könnten (und tatsächlich kenne ich viele Älteste, die mit eiserner Hand Gemeinschaftsentzüge gegen Ehebrecher vollzogen haben, und nach Jahren selbst ausgeschlossen wurden). Haben wir das Recht über Brüder, die in solch einer Situation geraten sind, zu richten und zu strafen, denn nichts anderes als Strafe ist es, wenn wir so gegen unsere Brüder vorgehen.

Wie viele von uns sind in den Augen Jesu Christi schon Ehebrecher mit den “Augen” oder in ihrem “Herzen”?

Sie sollten sich weiter Fragen, hat Jesus Ehebruch toleriert, als er die Ehebrecherin ohne Sanktionen zu ergreifen fortschickte; mit den Worten” “Dann verurteile ich dich auch nicht”, …. “Geh, sündige nun nicht mehr!”

Hat Jehova durch das Gesetz des Mose bezüglich Scheidungsbrief seine gerechten Grundsätze verworfen?

Nein, sonder sowohl Jesus als auch Jehova haben die Unvollkommenheit der Menschen berücksichtigt, und erst wenn sich der Mensch offen gegen die Gesetze Jehovas stellt, und sie mit Wort und Tat immer wieder reuelos in Frage stellt, indem er nur seinen eigenen sexuellen Gelüsten folgt, ohne Rücksicht auf die Gefühle anderer zu nehmen, ist seine Handlungsweise nicht zu vergeben. Aber das zu entscheiden liegt nicht in unserer Hand.

Zusammenfassend ist also festzuhalten; es soll hier nicht gesagt werden, das Beachten der göttlichen Grundsätze in Verbindung mit Moral und Sexualität sei nicht erforderlich. Ehebruch oder sexuelle Beziehungen vor der Ehe entsprechen nicht dem göttlichen Willen, so wie vieles andere mehr. Jeder Nachfolger Christi wird darauf hin arbeiten, diesen Anforderungen gerecht zu werden. Doch Tatsache ist, das auch ehrlich bemühte Christen wie auch Menschen zu allen Zeiten gerade auf diesem Gebiet immer wieder strauchelten und straucheln werden. Paulus beschreibt die Situation in der sich jeder von uns befindet sehr treffend, indem er uns die Ohnmacht unseres guten Willens vor Augen führt: Röm. 7 : 14 – 24 “Es steht außer Frage: Das Gesetz ist »geistlich«, es kommt von Gott. Wir aber sind »fleischlich«, das heißt schwache Menschen, der Macht der Sünde ausgeliefert. Wir sind uns nicht im Klaren darüber, was wir anrichten. Wir tun nämlich nicht, was wir eigentlich wollen, sondern das, was wir verabscheuen. Wenn wir aber das Böse, das wir tun, gar nicht tun wollen, dann beweist das, dass wir dem Gesetz zustimmen und seine Forderungen als berechtigt anerkennen. Nicht wir sind es also, die das Böse tun, vielmehr tut es die Sünde, die sich in uns eingenistet hat. 
Wir wissen genau: In uns selbst, so wie wir der Sünde ausgeliefert sind, lebt nicht die Kraft zum Guten. Wir bringen es zwar fertig, uns das Gute vorzunehmen; aber wir sind zu schwach, es auszuführen. (1Mo 8,21Phil 2,1319 Wir tun nicht das Gute, das wir wollen, sondern oft das Böse, das wir nicht wollen. Wenn wir aber tun, was wir gar nicht wollen, dann verfügen nicht wir selbst über uns, sondern die Sünde, die sich in uns eingenistet hat. Wir finden demnach unser Leben von folgender Gesetzmäßigkeit bestimmt: Ich will das Gute tun, bringe aber nur Böses zustande. In meinem Innern stimme ich dem Gesetz Gottes freudig zu. Aber in meinen Gliedern, in meinem ganzen Verhalten, sehe ich ein anderes Gesetz am Werk. Dieses Gesetz liegt im Streit mit dem Gesetz, das ich innerlich bejahe, und macht mich zu seinem Gefangenen. Es ist das Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern regiert und mir mein Verhalten diktiert. (Gal 5,1724 Ich unglückseliger Mensch! Wer rettet mich aus dieser tödlichen Verstrickung?7 (1Kor 15,5725 Gott sei gedankt durch Jesus Christus, unseren Herrn: Er hat es getan! Nun diene also ich, ein und derselbe Mensch, mit meinem bewussten Streben dem Gesetz Gottes, aber mit meinen Gliedern dem Gesetz der Sünde.

Ist diese Argumentation des Paulus für uns nicht ehrlich und tröstend zu gleich? Warum setzen wir sie dann nicht im Umgang mit unseren Brüdern um, wenn sie auf dem Gebiet der sexuellen Verfehlung versagt haben? Jehova und Jesus Christus selbst haben uns gezeigt wie Menschen zu behandeln sind, die es nicht geschafft haben den göttlichen Masstab zu erfüllen, obwohl sie ,wie Paulus sagte, wirklich Lust am göttlichen Gesetz haben.

Die Versammlung rein zuhalten kann uns nur gelingen, wenn wir unsere Brüder helfen weiterhin Lust zu haben den Geboten Gottes zu gehorchen. Und sollten sie gesündigt haben wie König David sich vertrauensvoll an ihren Schöpfer wenden mit der Bitte: “Reinige mich von meiner Schuld, dann bin ich wirklich rein; wasche meine Sünde ab, und mein Gewissen ist wieder weiß wie Schnee!

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Hallo , der Sinn hinter diesem Moralgetue ist doch ganz klar.Da Menschen mit einem Sexualtrieb ausgestattet sind,welcher sehr stark ist,kommt es logischer Weise auch zu nicht gewollten Handlungen,daß wußten schon die alten Kirchenführer und haben damit viel Geld gemacht.Heute kann man Menschen damit Angst machen und sie so klein und einer Pseudoautorität wie dem LK damit reuige Leute bringen welche mehr und noch mehr ihre sündigen Gedanken oder Verfehlungen durch Predigen ab zu arbeiten,nur das sie gar nicht unter Gesetz stehen sagt ihnen der LK nicht,warum wohl.Natürlich ist Ehebruch nicht schön und ich denke Christus wird noch wertvoller wenn man… Weiterlesen »

Hallo,

Heute habe ich folgendes auf JW.Org entdeckt:
https://www.jw.org/de/bibel-und-praxis/fragen/sollten-wir-zusammenziehen/

Es wird darüber gesprochen ob man unbedingt heiraten muß.
Interessant ist, das die Org in ihrer Antwort ein Dogma aufstellt ohne dies mit passenden Bibelstellen zu belegen. Die Bibelstellen die die erwähnt oder als Beweis angegeben werden, bestätigen nicht das aufgestellte Dogma der Org.

Gruß
Ron

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